4. Fastensonntag (A)

Predigtimpuls

Was kann ich besser machen?

1. Lesung: 1Sam 16,1b.6-7.10-13b
2. Lesung: Eph 5,8-14
Evangelium: Joh 9,1-41

Von Geburt an beginnt … ja, liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche, was beginnt von Geburt an?
1. Das Leben: Wir sehen unsere Welt, wir atmen die Luft, wir schreien und weinen, wir werden in diese Welt hinein geboren.
2. Mein Weg, unser Weg beginnt und wohin der führt, weiß Gott alleine, es wird ganz unterschiedliche Wege geben, schöne Wege, schwere Wege, dunkle Wege, helle Wege. Alles, was das Leben umfassen kann, kann möglich werden.
3. Der Leidensweg beginnt auch, der Mensch, ein bedürftiges Lebewesen. Wir sind angewiesen auf andere und auf unseren Körper, der leider auch sehr verletzlich sein kann.
Wie bei diesem Menschen, dem Mann der blind geboren wurde.
4. Der Glaubensweg beginnt auch, denn sofort wird im Evangelium gefragt: „Wer hat gesündigt?“ Dies fragen seine Jünger!
Damals und auch heute verbinden Menschen Krankheit mit Sünde, dem Vergehen gegen die Liebe. Es ist nicht normal, dass ein Mensch blind geboren wird. Entweder haben seine Eltern gesündigt oder er selbst. Kann ein Menschen etwas dafür, wenn die Eltern sich versündigt hätten, und lässt Gott denn die Krankheit zu? NEIN, was wäre das für ein Gott. Und kann ein Kind im Mutterleib sündigen? NEIN, dies auf keinen Fall, wie sollte das gehen? Unmöglich, doch irgendwie steckt es in uns Menschen, auch der Amtskirche, an diesem Bild hängen zu bleiben. Statt betroffen zu sein, sich dem Leidenden zuzuwenden, fragen die Jünger, wer gesündigt habe. Es muss ja einen Grund geben für seine Blindheit. Auch diese Perspektive ist uns heutigen Menschen nicht ganz fremd, wie z. B. die Fälle von Erblindung Neugeborener zeigen, deren Mutter Alkoholikerin ist. Rabbi, wer hat gesündigt? Diese Frage nach den Gründen, nach der Sünde wird wichtiger als die Frage, was sie für den Menschen tun können.
Jesus ist da anders, er antwortet auf die Frage der Sünde: „Weder er noch seine Eltern haben gesündigt, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden. Dann tut Jesus etwas für den Menschen, er handelt, wie er kann. Er spuckt auf die Erde, macht einen Teig, streicht ihn dem Blinden auf die Augen und sagt: „Geh und wasch dich!“ Und danach konnte der Mensch sehen.
Jesus merkt, dieser Mensch ist ausgeschlossen vom Leben. Er kann nicht sehen, was außer ihm vor sich geht. Seine Beziehungen sind eingeschränkt. Nicht er kann aktiv werden, sondern er ist darauf angewiesen, dass andere ihm sagen, was passiert. Aber nicht nur er lebt durch sein Leben in Distanz zu den anderen Menschen. Auch die anderen Menschen, liebe Schwestern und Brüder, … die Menschen und Personen bis auf Jesus zeigen in ihrem Denken und Verhalten Distanziertheit. Er macht im damaligen Glauben aber einen für die gläubigen Menschen damals einen gravierenden Fehler: Er heilt den Menschen an einem Sabbat, dem höchsten jüdischen Feiertag. Deshalb das Urteil der Pharisäer über Jesus: „Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält.“
Doch andere, wie wir Menschen sind, sagen: „Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun?“ Und dadurch entstand eine Spaltung unter ihnen.
Den Pharisäern fehlt es an Empathie. Nicht um den Leidenden geht es, sondern um Jesus, der den Sabbat nicht hält. Er kann nicht von Gott sein. Sein Verhalten passt nicht in ihre religiösen Vorstellungen. Und sogar die Eltern gehen jetzt auf Distanz, denn sie sind gefangen in ihrer Angst. Sie wollen nichts sagen. Stattdessen fordern sie die anderen auf, den Sohn selber zu fragen. Nur Jesus überwindet die Barriere. Er geht auf den Blinden zu. Er redet nicht über ihn und er belehrt ihn nicht, Stattdessen schenkt er Nähe und berührt ihn. Er spricht das aufmunternde Wort: Geh und wasch dich.
So wird der Blinde zum zweiten lebendigen Menschen im Evangelium. Frohe Botschaft / Freude, Laetare, wie dieser Sonntag heißt. Der Sonntag verdrängt ja den Heiligen, heute am 19. März gedenkt die Kirche auch des heiligen Josef, ein Mann, der auch auf Gott gehört hat und, nach einer gewissen Skepsis, den Willen Gottes ganz still und wunderbar erfüllt hat. Eigentlich wollte er sich in Stille von Maria trennen, weil er dachte, es sei etwas schiefgelaufen. Dadurch wäre Spaltung, wie es bei uns Menschen möglich ist, gekommen. Doch Josef hört auf den Geist Gottes und wirkt wunderbar. Er fragt nicht: Wer ist daran Schuld? Wer hat die Sünde begangen? Er vertraut auf Gott und dieser uns liebende Gott, er weiß um unsere Fehler, doch er verurteilt uns nicht, sondern ist barmherzig, damit wir neu anfangen können.
Geh, wasche dich und ihr anderen hört endlich auf, sündig voneinander zu denken, sondern schaut, wo man helfen kann. Also fangen auch wir neu an.
Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche,
überlegen wir gemeinsam in einem Moment der Stille, was ich in dieser Woche in Bezug auf meine Mitmenschen, anders / besser machen kann.

Michael Schmitt, Pfarrer

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