Hochfest der Auferstehung des Herrn, Ostermontag

Predigtimpuls

„Den Aufruf der Osterbotschaft zum Aufbruch ernst nehmen“

1. Lesung: Apg 2,14.22b-33
2. Lesung: 1 Kor 15,1-8.11
Evangelium: Lk 24,13-35

Lebewesen Botschaft
Das Wesen einer Botschaft ist, dass sie sich mitteilt. Dazu bedarf es der Boten. Das sind Menschen, die sich verschiedenster Hilfsmittel bedienen: der Schrift, der Musik, der darstellenden Kunst, der Predigt. Die Kunst nimmt die „Färbung“ der Boten an, wann und wo er lebt. Umgekehrt verändert die Botschaft den Boten, die wie ein Samenkorn aufgeht, sobald das Korn mit aufnahmebereitem feuchten Boden in Berührung kommt. Ein Stresstest für die Botschaft ist immer die Übersetzung in eine andere Sprache. Das ist ja nicht einfach ein Auswechseln der Wörter, es gleicht eher dem Anlegen des Gewandes einer fremden Kultur.

Motorrad Feuerschwein

Ein Mitbruder, der in Papua-Neuguinea als Missionar unter Stämmen wirkte, die noch ganz nahe an der Natur in einer Spätsteinzeitkultur in den Wäldern hoch im Gebirge lebten, erzählte, dass sie sein Motorrad „Feuerschwein“ nannten. Sie lebten auf engstem Rum, kannten nur Trampelpfade, keine Wege und Straßen, wussten nichts von einem Fahrzeug und hatten dementsprechend auch kein Wort für „Rad“. Wenn nun einer von ihnen hinabstieg an den zivilisierten Küstenstreifen und den Pater auf dem Motorrad daherkommen sah, wie sollte er denn seinen Leuten erklären, was er da gesehen hatte. Der Pater kam dahergeritten wie auf einem schwarzborstigen Eber. Der war sehr schnell und grunzte so wie ein wilder Keiler und hinten kam Qualm heraus, also musste doch Feuer in ihm sein. Ein Bravo auf die Übersetzungsleistung für ein technisches Gerät in die Vorstellungswelt dieser Waldkultur.

„Worte, die ein Mensch nicht aussprechen kann“
So ähnlich ist es doch auch dem Apostel Paulus ergangen. Er hat geradezu fanatisch das dumme Zeug, das „die vom neuen Weg“ (vgl. Apg 9,2) über den „am Holze Verfluchten“ (vgl. Gal 3,13) verbreiteten, auszurotten versucht. Dann hatte er eine Entrückung, wobei er nicht wusste, ob sie mit dem Leib oder ohne den Leib geschah, und er hörte Worte, die ein Mensch nicht aussprechen kann (vgl. 2Kor 12,2-4). Danach packte dieses Erlebnis den Erzjuden Schaul, der als Paulos im heidnischen (griechischen) Milieu aufgewachsen war, und trieb ihn zur Verkündigung des Erlebten. Er hat dabei auf die vertraute Vorstellung von der Auferweckung aller Toten am Ende der Welt – am Jüngsten Tag – zurückgegriffen. Das musste er aber präzisieren: „Am dritten Tag“ ist es geschehen. Dieser dritte Tag ist kein Kalenderdatum, sondern eine biblische Redeweise – „nach der Schrift“ –, die besagt, dass Gott in allergrößter Not rettend eingreift. Als die Menschen ihr grausames Vernichtungswerk an Jesus vollstreckt hatten, hat Gott eingegriffen: Jesus lebt. Gott hat es getan.
Diese Botschaft hat den Paulus ganz und gar ergriffen. „Wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde“ (1Kor 9,16). Er hat den Schutzmantel der jüdischen Kultur um das Evangelium aufgeschlitzt und der Frohen Botschaft den Weg in die Interkulturalität eröffnet. Welche Erschütterungen das in der jungen Kirche hervorgerufen hat, schildert die Apostelgeschichte. Und Paulus selbst hat dafür harte Schläge hinnehmen müssen. Er ist verleumdet und verfolgt worden, ist mehrmals nur knapp dem Tod entronnen. Er hatte gegen zwei Fronten zu kämpfen: auf der einen Seite gegen die, welche sich gegen die Öffnung sperrten, und auf der andern Seite gegen jene, die sich das Evangelium nach eigenem Gutdünken zurechtschneiderten.
Spiegelt sich darin nicht auch ein Prozess in der heutigen Kirche, jedenfalls in Deutschland, im konziliaren Prozess? Da sind die engagierten Katholiken, die es nicht hinnehmen wollen, dass die Botschaft des Evangeliums in der herkömmlichen Sprache und Gestalt der Kirche nicht mehr von den Menschen im aufgeklärten und technischen Zeitalter verstanden wird. Auf der anderen Seite stehen ihnen die entgegen, die fürchten, dass die Kirche der überlieferten Botschaft durch Anpassung untreu wird und ihre Identität verliert. Die Fachgremien müssen Sachverhalte klären und dokumentieren und Entscheidungen herbeiführen. Entscheidend aber ist letztlich, wie ernst wir als Einzelne den Aufruf der Osterbotschaft zum Aufbruch und zur oft dornigen Suche nach dem neuen Weg nehmen und uns dem lebendigen Jesus zur Verfügung stellen – gemeinsam, jeder auf seine Art.

P. Dr. Gerd Birk SVD

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