Hochfest der Auferstehung des Herrn, Ostersonntag

Predigtimpuls

Gott will Friede

1. Lesung: Apg 10,34a.37-43
2. Lesung: Kol 3,1-4 oder 1Kor 5,6b-8
Evangelium: Joh 20,1-9 oder 20,1-18

Liebe Schwestern und Brüder!
1. Friedvolle Ostern!, ist mein Ostergruß – mündlich und schriftlich – in diesem Jahr. Selbstverständlich ist er aktuell verursacht vom schrecklichen Krieg in der Ukraine, der auch Deutschland, Europa, die ganze Welt bedroht.
Ich wünsche mit Ihnen, dass dieser Krieg, der schon so viele Menschen getötet und schon so viele Wohnungen und Infrastruktur sowie Natur zerstört hat, aufhören möge. Lasst uns bitten und flehen, dass die Waffen schweigen, dass die Ängste durch gegenseitiges Wohlwollen überwunden werden, dass der Krieg dem Frieden weicht.
Friedvolle Ostern den Ukrainerinnen und den Ukrainern in der Ukraine, den Kindern und Frauen auf der Flucht in Polen, Moldawien und bei uns.
Friedvolle Ostern aber auch allen Familien, auch den zerrütteten und getrennten, den Alleinstehenden, den Kranken und Trauernden, den Covid-19-Infizierten und denen, die in Angst davor leben, den einsamen und alten Menschen.

2. Friedvolle Ostern muss aber nicht nur heuer gelten und wegen dem bedrohlichen Krieg vor unserer Haustür.
Richtig! Normalerweise wünschen wir uns Frohe Ostern. Dürfen wir auch heute! Zu Ostern gehört das freudige Halleluja. Ebenso aber auch das „Der Friede sei mit Euch!“ Es ist der Standortgruß des Auferstandenen. Wenn er den, nach der Kreuzigung verschreckten, hinter verschlossenen Türen sich verschanzenden Jüngern begegnet, dann sagt er ihnen „der Friede sei mit Euch!“. Aus Friede wird Freude, ohne Friede ist die Freude getrübt oder verschwunden. Ostern ist das Fest des Friedens, damit Freude ist!

3. Der Auferstandene gibt uns Frieden, indem er unsere Sünden vergibt, uns mit Gott, dem Urgrund des Friedens und der Freude, verbindet, indem er alle Menschen in seine Freundschaft ruft und sie zu einer Familie verbindet.
Der Auferstandene sendet die Apostel und Jünger und auch uns heute, diesen Frieden, den göttlichen Frieden, der alles Begreifen übersteigt, zu allen Menschen zu bringen.

4. Frieden gehört zur DNA der Christen und ist eine Daueraufgabe. Friede ist nie Endprodukt, sondern immer im Werden. Das gilt für die Familien, Freundschaften, für das Betriebsklima und den sozialen Frieden in jeder Gesellschaft. Friede braucht Fantasie, Verstand und Herz, Vertrauen und Mut. Sie müssen immer wieder eingesetzt werden für Ausgleich, Versöhnung, auch für Wahrheit – ohne die es keinen Frieden gibt – ebenfalls gehört die Selbstverteidigung und die Verteidigung von Angegriffenen dazu.

5. All das gilt sowohl für den Frieden national als auch international.
Dabei ist die Religion ein wichtiger Stabilitätsfaktor. Wahre Religion verkündet, dass es den einen Gott gibt. Er ist der einzige Gott aller Menschen, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Er führt die Menschheit und Schöpfung – immer mit uns – durch die Zeit in die Ewigkeit. Er hat allen Menschen ein gutes Leben bereitet – wofür wir auch selbst mitsorgen müssen. Er geleitet uns zum neuen Himmel und zur neuen Erde. Dieser Glaube anerkennt die Menschenwürde und Menschenrechte von allen Menschen ausnahmslos. Er fordert Einheit, Solidarität und Einsatz für ein gutes Leben der ganzen Menschheit und die Bewahrung der Schöpfung. Der Gott dieses Glaubens verlangt auch Absage und Überwindung von Neid, Habgier, Rache, Machtgelüsten, Nationalismus und Populismus. Wenn diese sich in den Herzen breitmachen, beginnt bereits der Krieg in den Köpfen. Jeder Krieg beginnt, bevor der erste Schuss fällt. Friedensbemühungen sind meist zu spät, wenn die Truppen aufmarschieren. Zur Bewahrung des Friedens gehört vor allem globale Gerechtigkeit: Das Zuviel hier verursacht ein Zuwenig woanders. Durch Ungleichheit wächst Unfriede, der zu Gewalt und Waffengebrauch umschlagen kann.

6. An Ostern wird auch von der russisch-orthodoxen Kirche in Russland der Friedensgruß Jesu verkündet. Es ist auch ihr Auftrag und ihre Pflicht, mit der Verkündigung von Christi Friedensgruß dazu beizutragen, dass die russische Aggression gegen die Glaubensgeschwister in der Ukraine beendet wird.

7. Frieden ermöglicht Leben, Krieg vernichtet Leben.
Wo Krieg ausbricht, müssen wir ihn stoppen, zumindest es mit allen Mitteln versuchen, vor allem mit diplomatischen Bemühungen. Wenn diese versagen oder erfolglos sind, ist auch Selbstverteidigung mit Waffen berechtigt. Die Unterstützung der Selbstverteidigung der Ukraine und die Akzeptanz der Sanktionen gegen Russland sind dafür erforderlich. Dazu muss auch die Bereitschaft jedes Einzelnen von uns kommen, dafür Einschränkungen bei der Versorgung mit Lebensmitteln und Gebrauchsgütern sowie steigende Energiepreise zu akzeptieren.

8. Dabei muss aber immer der Friede angestrebt werden. Der Krieg wird zu Ende gehen, hoffentlich bald, sehr bald. Danach müssen Russland – vielleicht ein anderes Russland – und die Ukraine wieder friedliche Nachbarn werden. Auch das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, auch jetzt nicht. Im Krieg und auch bei der Unterstützung der Selbstverteidigung der Ukrainer müssen wir an den Frieden denken. Der Friede muss immer und bei allem das Ziel sein!

9. „Der Friede sei mit Euch.“ Das wünscht der Herr uns allen. Wünschen wir uns ein friedvolles Ostern!
Das fordert von uns und allen, alles zu tun, was möglich ist, dass Krieg beendet und Friede hergestellt wird. Gott will Friede. „Der Friede sei mit Euch“, das ist unsere Hoffnung. Wenn wir alle diesen Willen Gottes erfüllen, wird auch Freude.
Ein friedvolles Ostern in der Ukraine, wenn nicht heute, dann wenigstens in den kommenden Tagen. Ostern dauert ja bis Pfingsten.

Ostersonntag, 17. April 2022 im Bamberger Dom

Erzbischof Dr. Ludwig Schick

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