13. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

Auf den Kern kommt es an

1. Lesung: 2Kön 4,8-11.14-16a
2. Lesung: Röm 6,3-4.8-11
Evangelium: Mt 10,37-42

Der Text des Evangeliums ist ein Nest voller Fragen, die alle zusammenhängen; dennoch widersprechen die Antworten unserem Empfinden und unserer Erfahrung. Schauen uns andere Menschen freundlich an, werden wir lebendig. Wenn andere uns anerkennen in unserer Eigenart, werden wir frei. Wo wir uns angenommen und bejaht fühlen, da werden wir glücklich. Wir brauchen die Annahme wie der Vogel die Luft und der Fisch das Wasser. Annahme ist die Atmosphäre der Menschlichkeit. Wo die Annahme fehlt, da wird die Luft dünn, der Atem stockt, und wir verkümmern. Darum werden wir durch den gleichgültigen Blick zurückgestoßen, durch Missachtung verletzt. Wir gehen menschlich an der Ablehnung zugrunde. Dem widerspricht scheinbar der Evangelientext. Selbst die Beziehungen zu unseren engsten Verwandten sollen wir hintansetzen. Zudem wissen wir aus eigener schmerzlicher Erfahrung, dass wir uns immer wieder gegenseitig Leiden zufügen: Geschwister, Frau und Mann, Eltern und Kinder, Nachbarn und Kollegen.
Aber all das ist hier wohl nicht die Frage. Es geht um Jesus Christus. An seinem Wort und durch seine Taten im Evangelium geschieht „Scheidung“. Die Geister scheiden sich, es kommt zur Absage, zur Feindschaft gegen ihn, zum Verrat an Jesus, aber auch an einem unverbrüchlichen Stehen zu ihm und zu seiner Botschaft. Wir kennen alle die russischen Puppen, die in sich kleinere Puppen haben. Man kann sie auseinandernehmen, bis man auf den Kern kommt. So sollen auch wir versuchen, immer weiter vorzudringen bis zur inneren und letzten Puppe, bis zu dem Punkt unserer Person, wo nur noch der kleine Kern übrigbleibt, wo keine Hüllen mehr das Innerste überdecken und bergen. Dieser Kern aber muss gekennzeichnet und besiegelt sein von dem Wort und der Person Jesu Christi.
Ob das so ist, wird für uns an zwei Tatsachen ersichtlich. Worauf es ankommt, ist das Leben und Dasein um Christi willen, bis zum „Verlieren des Lebens um seinetwillen“ “Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.“ Oder wie es anders gesagt wird: „Wer euch hört, der hört mich“ und „Wer Hungernde, Dürstende. Entblößte aufnimmt, der nimmt mich auf. „Die Kirche und wir stehen zwischen der Mission Christi und seiner Erwartung: „Wer sie besucht, der besucht mich.“
Kirche ist da, wo Christus ist. Und Christus ist gegenwärtig in der Mission der Christen und im Leiden der Geringen. Seine Gemeinschaft ist eine Bruderschaft der Glaubenden und der Armen. Die Mission, das Apostolat sagt, was die Kirche ist; die Geringen sind der Ort, wohin die Kirche gehört. Und so kann man sagen, erst dann ist die Kirche und das Christsein verwirklicht, wenn sie diese doppelte Bruderschaft Christi lebt, steht sie voll in der Gegenwart des gekreuzigten und erhöhten Christus. Wie kann die Kirche und der Christ in der Gegenwart Christi leben, wenn sie nicht seine Sendung und seine Erwartung in sich verbinden und aus der Kraft und Hoffnung seiner Auferstehung und Sendung die Gegenwart des Gekreuzigten im Armen, Kranken und Gefangenen suchen? Christus ist gegenwärtig in der Mission der Glaubenden und im Leiden der Geringen. Erst wo beide eines werden, kommt die Kirche und kommt der Christ in die Wahrheit und Wirklichkeit Christi. Anteil an Jesu Christi zu haben und in seiner Gemeinschaft leben, sich für ihn entscheiden, ist Teilhabe an dem, was sein Wesen und Innerstes bestimmt: Gesandtsein und der arme, heimatlose Menschensohn zu sein.

[Anmerkung der Redaktion: Die von P. Rzepkowski verfasste Predigt wurde bereits veröffentlicht in: DIE ANREGUNG, Nettetal 1996; S. 241f]

P. Dr. Horst Rzepkowski SVD

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