11. Sonntag im Jahreskreis (A)

Predigtimpuls

Die beste Medizin ist ein gutes Wort.

1. Lesung: Ex 19,2-6
2. Lesung: Röm 5,6-11
Evangelium: Mt 9,36–10,8

Die Sendung
Im Matthäusevangelium beginnt eine neue Periode im Leben und Wirken Jesu. Jesus sendet seine Jünger als Mitarbeiter aus. Er gibt Anweisungen mit auf den Weg, sie bilden die zweite große Rede (nach der Bergpredigt) im Evangelium, die wird auch „Handbuch des christlichen Missionars“ genannt.

Rückblick auf das Wirken Jesu
Jesus wirkt in allen Dörfern und Städten Galiläas, in allen Synagogen, er verkündet das Reich des Himmels und heilt alle Krankheiten und Leiden. Die Massen strömen ihm zu, aber was er zu sehen bekommt, erschüttert ihn: Müde und erschöpfte Menschen, wie
Schafe, die keinen Hirten haben.
Hier beginnt heute die Perikope des Evangeliums. Jesus hat Mitleid mit den Menschen, gemeint ist Empathie, die sich in andere Menschen hineinversetzt. Empathie ist im Evangelium ein „Muss“, ohne sie kann niemand wirken. Papst Franziskus spricht vom „Geruch der Schafe“.
Die vernachlässigten Volksmassen veranlassen Jesus, sein Wirken zu intensivieren. Er vergleicht die Not des Volkes mit einem Erntefeld, das sofort geerntet muss. Der Evangelist richtet seinen Blick auf das große Römische Reich: Wie können es die kleinen Gemeinden mit der frohen Botschaft durchdringen? Jesus tröstet: Der Herr der Ernte wird Arbeiter senden, wenn sie ihn darum bitten.

Die Sendung
Im Evangelium handelt Jesus sofort, er „ruft seine zwölf Jünger zu sich“ und macht sie zu Mitarbeitern. Er meint nicht „Erntehelfer“, sondern Mitarbeiter, die so wirken wie er selbst. Dazu überträgt er ihnen seine eigene Vollmacht. Dieser Akt ist ungewöhnlich, nicht zu fassen. Man stelle sich vor: Jesus brachte die Menschen außer Rand und Band. Wo er auftrat, hat es „ge-gottet“. All dies wird nun seinen Jüngern zuteil. Und sie werden, wie er getan hat, die unreinen Geister austreiben und alle Krankheiten und Leiden heilen.
Der Evangelist hat wieder die frühchristlichen Gemeinden und ihre Mission (und späterer Kirchen) vor Augen. Auch sie wirken mit Vollmacht.

Ein Blick auf die Mitarbeiter
Das Evangelium nennt die Namen der Zwölf. An erster Stelle nennt es Simon Petrus, seinen Bruder Andreas und die Brüder Jakobus und Johannes. Sie sind seine engsten Mitarbeiter. Andere werden genannt, über sie gibt es keine Hinweise: Philippus und Bartholomäus, Thomas und Matthäus, Jakobus, Thaddäus und Simon. Matthäus hat einen verachteten Beruf, er war „Zöllner“; Simon wird „Kananäus“ genannt, eine gefürchtete Person, ein „Eiferer“, der zu Gewalt neigt. Heute würden sie die Berufungskriterien nicht bestehen. Als letzter wird Judas Iskariot genannt, der Jesus „ausgeliefert“ hat. Das Evangelium sieht in dieser Liste ein Spiegelbild der Gemeinden. Titel und Würden sollen sie nicht auszeichnen, wohl ihre Verlässlichkeit und Treue, andere fallen nicht auf. Einige haben einen Makel ihrer fragwürdigen Vergangenheit, und ja, Abfall und Verrat kommen leider auch vor.

Die Sendung zu Israel
Diese zwölf Jünger sendet Jesus als bevollmächtigte Mitarbeiter. Er sendet sie nicht zu den Führern des Volkes. Der Auftrag lautet: Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet nicht eine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. Er sendet sie zu seinem Volk, zu dem er selbst als Messias gesandt ist. Die Sendung gilt den zwölf Stämmen, die zwölf Jünger verkörpern sie, das Evangelium nennt sie nur hier Apostel.
Jesus schließt die Heidenmission dezidiert aus, dennoch steht am Schluss des Evangeliums der „Missionsbefehl“: „Geht zu allen Völkern“. Er war das Ergebnis eines langen Prozesses in den Gemeinden. Sie erinnerten sich, dass der irdische Jesus immer wieder an die Heiden gedacht hat. Als er beispielsweise sein Scheitern im eigenen Volk feststellte, prophezeite er, dass die Völker von Osten und Westen herbeiströmen werden (8,11).
Mit der Sendung der Jünger Jesu zu Israel schließt heute die Perikope. Die Zwölf ziehen noch sofort aus, sie hören zuerst noch an, was ihnen Jesus mit auf den Weg gibt (die zweite Rede).

Die Empathie: In unserer Welt geht es drunter und drüber. Empathie ist ein unbekanntes Wort. Erwähnt sie ein Politiker, wird es ihm als Schwäche ausgelegt. Papst Franziskus erinnert die großen Führer der Welt daran (die meisten sind Christen). Vor allem erinnert er das christliche Volk an diese Grundhaltung. Zum Glück sind es immer mehr Menschen und Gruppen, die auf Empathie setzen und so die Welt verändern.
Das Gebet um Arbeiter: Statt um Arbeiter im Erntefeld der Welt zu beten, beten wird um Priester in den Pfarren und Nachwuchs in Klöstern. Die Amazonas-Synode hat der ganzen Welt vorgeführt, worum wir beten müssen. Die Basisgemeinden beweisen, dass es viele Berufe gibt. Die Kirche muss aber ihre Kriterien ändern, dann werden die Gebete um „Arbeiter“ sicher erhört.
Die Gesendeten: Das Evangelium stellt die zwölf Jünger bewusst als Spiegelbild der Gemeinde dar. Es sagt, dass die Gemeinde, die Kirche, das Volk Gottes gesendet ist. Alle Getauften sind mit Vollmacht gesendet! So steht es im Zweiten Vatikanischen Konzil. Innerhalb des Volkes Gottes gibt es Berufsmissionare und Dienste, doch alle sind gesendet. Wenn wir als JüngerInnen Jesu uns als Gesendete erkennen und dementsprechend handeln, werden wir Salz der Erde und Licht der Welt sein. Papst Franziskus spricht von „Enthierarchisierung“. Wird sie durchgeführt, muss die Verfassung der Kirche neu formuliert werden. Viele Tabus der Kirche werden verschwinden, hierarchische Ämter werden zum Dienst am Volk Gottes, Ämter werden allen geöffnet (auch Frauen), Zugangsbestimmungen wie Zölibat fallen, das Mitspracherecht ist allen Mitgliedern offen …
Die unreinen Geister austreiben und alle Krankheiten und Leiden heilen: Die Welt ist voller unreiner Geister: Im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit, in Politik und Wirtschaft herrscht Propaganda. Die Menschen sehnen sich nach Wahrheit und Menschen, denen sie vertrauen können. Nur solche Menschen können „die unreinen Geister“ der Lüge „austreiben“.
Heilungen sind möglich. Viele Menschen vertrauen der Medizin und Heilmethoden, doch die beste Medizin ist ein gutes Wort. So geschieht Heilung im Alltag. Dazu gehören Vergebung und Versöhnung. Manchmal ist diese „Medizin“ bitter, aber es lohnt sich, sie zu schlucken. Abseits vom Krieg und der Gewalt in der Welt gibt es neben dem Friedensnobelpreis viele, ja sehr viele „Arbeiter des Friedens“. Nichts hindert uns daran, dass wir uns diesen Bewegungen anschließen oder sie wenigstens unterstützen.
Vergessen wir nicht: Der auferstandene Herr hat als erstes die Seinen mit dem Frieden begrüßt!

P. Dr. Jakob Mitterhöfer SVD

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