Hochfest der Apostel Petrus und Paulus

Predigtimpuls

Maßstab unseres Glaubenslebens

1. Lesung: Apg 3,1-10 oder Apg 12,1-11
2. Lesung: Gal 1,10-20 oder 2Tim 4,6-8.17-18;
Evangelium: Joh 21,1.15-19 oder Mt 16,13-19

Am Anfang war die Synode
Der Weg der Kirche war von Anfang an ein synodaler. Es gab damals ein tiefgreifendes Reformproblem: Dürfen Menschen, die nicht Juden, nicht beschnitten sind und das Gesetz des Mose nicht kennen, in die Gemeinschaft der Söhne Abrahams aufgenommen werden? Diese sind Gottes auserwähltes Volk, seinen Mitgliedern hat er ewiges Heil verheißen. Mose hat ihnen den Weg gewiesen durch seine Gebote, die Wegweisungen waren. Äußeres Kennzeichen dieser Auserwählung war die Beschneidung. Darf man Menschen ohne diese jüdischen Eigenschaften durch die Taufe in die Gemeinschaft des neuen Israel aufnehmen? Ist das nicht Verrat am Glauben der Väter? Da waren die Strenggläubigen, die am Buchstaben des heiligen Gesetzes festhielten: Nein, das geht auf keinen Fall! Auf heute übertragen: Unmöglich, dass eine Frau für den priesterlichen Dienst geweiht wird! Diese Orthodoxen, die selbsterklärten Rechtgläubigen, versammelten sich hinter Petrus.

Der Geist des Gesetzes bewahrt, nicht der Buchstabe
Auf dem Weg zu den Völkern mit der Botschaft, dass sie von Jesus lernen sollten, fanden die Boten immer mehr Menschen, die dem Evangelium aufgetan waren, aber vor dem Hindernis, erst Juden werden zu müssen, zurückschreckten. Diese versammelten sich hinter Paulus, dem einst eifernden, dann aber einsichtig gewordenen Rabi Shaul, griechisch Paulos. Der vertrat das Prinzip – später auch Petrus (AG 10,34f) –, dass für Gott jeder willkommen ist, der aufrichtig nach seinem Gewissen lebt, ob er beschnitten und und im mosaischen Gesetz unterrichtet ist oder nicht. Die engmaschig ausgestaltete Regelung des Lebens lässt neue Formen gläubiger Lebendigkeit nicht aufkommen, sondern erstickt sie. Der Buchstabe tötet. Es kommt vielmehr auf den ursprünglichen Sinn des Gesetzes an, auf den Geist, der darin lebendig ist und aus anderen Kulturen neue gesetzliche Regeln schaffen will. Für diese Linie setzte sich Paulus mit aller Leidenschaft ein. Dafür hat er viel einstecken müssen: blanken Hass, Verleumdungen, Demütigungen, Mordanschläge, am Ende hat es ihn buchstäblich den Kopf gekostet.

Prüft alles, was gut ist, behaltet. (1Thess 5,21)
Petrus hat auch dazulernen müssen. Von oben, also von Gott, wurde ihm während eines Mittagsgebetes (vgl. Apg 10) in einem Traumgesicht eine Schale wie ein großes Laken mit allerlei unreinen Tieren gezeigt mit der Aufforderung: Nimm und iss, was Petrus als aufrichtiger Jude natürlich zurückweisen musste. Dieselbe Erscheinung kam noch zweimal mit der Mahnung: Erkläre nicht für unrein, was Gott rein geschaffen hat.
Danach kam Petrus in unmittelbaren Kontakt mit einer Gruppe nichtjüdischer gläubiger Menschen im Haus einen hohen Offiziers der römischen Besatzungsmacht. Sie hatten von der Botschaft und den Gemeinden Jesu gehört und wollte aus erster Hand mehr davon erfahren. Petrus kam ihnen durch eine Gesetzesübertretung entgegen, denn einem Juden war es verboten, das Haus eines Heiden zu betreten. Er erlebte dann „das Haus des Cornelius“ als offen für die Botschaft Jesu und im Gebet hingerissen im Geiste wie die Jüngergemeinde in Jerusalem. Eine für ihn völlig neue Situation, in der er sich situationsgerecht entschied: „Kann man denen die Taufe versagen, die wie wir den Geist empfangen haben?“ Er ließ sie taufen. Er hat nicht in Büchern und alten Vorschriften geblättert, sondern sich der konkreten Situation gestellt.

Felsenfest ist nicht steinhart
In Jerusalem kam Petrus mit dieser Offenheit nicht gut an. Man hat ihn zur Rede gestellt. Zum Glück waren einige Brüder aus Antiochien da, die erzählten, dass die Taufe von Unbeschnittenen bei ihnen längst gängige Praxis war. Mit Verboten konnte man diese Entwicklung nicht mehr rückgängig machen. Man musste beraten, was da lief. Also berief man eine Synode ein, das Apostelkonzil (Apg 15). Petrus und Paulus dabei waren. Sie haben berichtet und argumentiert, nicht befohlen und verboten. Sie haben den synodalen Prozess mitgestaltet und seine Beschlüsse mitgetragen.
Solch biblische Vorgänge sind Kanon, das heißt Maßstab unseres Glaubenslebens. Am Fest Peter und Paul weisen die beiden unterschiedlichen Führungspersonen den synodalen Weg. Sie mahnen Rom einhellig: Blockiert nicht obrigkeitlich, was in sorgfältigen Beratungen erarbeitet und einvernehmlich beschlossen wurde!

P. Dr. Gerd Birk SVD

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