15. Sonntag im Jahreskreis (C)

Predigtimpuls

Verwoben in den Ursprung der Natur

1. Lesung: Dtn 30,10-14
2. Lesung: Kol 1,15-20
Evangelium: Lk 10,25-37

Versöhnte Körperschaft
Wir haben in unserer Sprache das Wort „Körperschaft“. Es bezeichnet eine „leib“haftige Gruppe von Personen, die unter einer bestimmten Zielsetzung verbunden sind: ein Betrieb etwa oder ein Wohltätigkeitsverein. Es gibt Satzung und Struktur, die Leitung und Aufgabenverteilung ermöglichen. Häufiger wird das Wort „Mannschaft“ gebraucht. Da handeln, kämpfen, spielen mehrere so zusammen, als wären sie alle nur einer. Mit diesem Bild vom Körper wird den Leuten in Kolossä erklärt, wer sie als Gemeinde Christi sind. Lebendigkeit ist begleitet von Verschiedenheit und Einigkeit, vom Dienst als Führung vom Kopf aus und im Zubringerdienst von Hand und Fuß. Dass der Kopf mit dem Nervenzentrum dabei eine zentrale Rolle spielt, leuchtet sofort ein.
Den gemeinsam gelebten Glauben im Bild von der christlichen Körperschaft mit Christus als Haupt darzustellen, dient der Klärung unseres Selbstverständnisses. Ein Bild ist immer offen und kann verschieden gedeutet werden. Die Esoterik bedient sich dieses Körperbildes gern. Und so eine unzutreffende Deutung muss in der Gemeinde in Kolossä passiert sein beim Nachdenken darüber, wer denn dieser auferstandene Christus wirklich ist, nach dem sie ihr Leben auszurichten versuchen. Da war etwas Missverstandenes zurechtzurücken. Das geschieht entgegenkommend im Rückgriff auf einen Hymnus, der den Kolossern vertraut war. Er wird umgestaltet und erweitert auf Christus hin.

Verwoben in den Ursprung der Natur
Die Kolosser waren offensichtlich Menschen, denen die Natur von Gott erzählte. Sie mussten nicht ihre Umwelt schützen, nachdem sie die Schöpfung erforscht und ausgebeutet hatten, wie das bei uns jetzt ist. Sie erfuhren offensichtlich die morgendliche Kraft der Natur wie einen Geburtsvorgang, im ständigen Werden und Vergehen, auf geheimnisvolle Weise wunderbar aufeinander abgestimmt und getragen. Das musste für sie eine schöpferische Kraft sein, von der auch sie selbst durchdrungen und getragen sind. Sie konnten unbefangen die Natur auffordern, als Mitgeschöpfe dem Schöpfer zu huldigen: „Der Himmel freue sich, die Erde frohlocke; es brause das Meer und alles, was es erfüllt! Es jauchze die Flur und was auf ihr wächst! Jubeln sollen alle Bäume des Waldes!“ (Ps 96,11f) In dieser befreienden Frische und Schönheit erahnten sie das göttliche Wirken in der „Kraft der Auferstehung“ (vgl. Phil 3,10). In ihrem Verwoben-Sein in die Schöpfung konnten sie den Auferstandenen als Ebenbild des unsichtbaren Gottes erkennen.
Uns Heutigen, von der technischen Zivilisation Geprägten, mag die Fähigkeit zu solcher Gotteswahrnehmung abhandengekommen sein. Wir wissen, dass die Sonne nicht untergeht, sondern dass das Erdsegment, das wir bewohnen, sich gerade von der Sonne abwendet, aber wer in Stille am Meer einen Sonnenuntergang in seiner grandiosen festliche Pracht erlebt, wird auch heute noch das schlichte Volkslied singen können:
Goldne Abendsonne, wie bist du so schön,
nie kann ohne Wonne deinen Glanz ich seh’n.
Wenn ich so am Abend staunend vor dir stand,
und an dir mich labend Gottes Huld empfand.

P. Dr. Gerd Birk SVD

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