8. Sonntag im Jahreskreis (C) / (Fasching, Karnevalssonntag)

Predigtimpuls

Wir müssen uns selbst mit drei Sieben versehen, …

1. Lesung: Sir 27,4-7(5-8)
2. Lesung: 1Kor 15,54-58
Evangelium: Lk 6, 39-45

Dass ich vor Ihnen hier stehe und ergreife das Wort,
legt für Sie und mich nahe, da wissen alle sofort:
Jetzt kommt die Predigt, die hoffentlich was taugt,
weil ich mir nicht irgendwas aus den Fingern gesaugt,
sondern mich bestmöglich habe präpariert,
Sinn und Botschaft der Texte meditiert und studiert,
die die Leseordnung heute für uns hält bereit.
Ganz selbstverständlich ist das nicht, tut mir leid,
das sagen zu müssen, denn es ist wirklich bedauerlich,
um nicht zu sagen, mitunter gar schauerlich,
was Menschen sich anhören dürfen, ja müssen,
an Botschaften, die lassen schmerzlich vermissen,
den Geist der Liebe, der Hoffnung, der Zuversicht,
kurz, das Frohe, das zu verkünden doch eigentlich Pflicht.
Das, da bin ich ehrlich, macht mir zu schaffen, tut mir weh,
weil ich bei vielen keine Hoffnung auf Besserung seh,
und ich frage mich: Was muss eigentlich noch geschehen?
Wo bleibt das berühmte und so notwendige Wehen
des Geistes Gottes, der die Herzen mit all dem macht voll,
von dem, wie wir gehört, der Mund dann überlaufen soll,
von Zuspruch, Ermutigung, Interesse und Empathie
für die Menschen, ihr Leben, ihre Freud, Sorgen und Müh?

Gerade mit letzterem sind viele seit Monaten geplagt.
Dass sie blind sind, wäre vielleicht zu viel gesagt.
Aber irgendwie finde ich, greift das Bild schon,
das uns begegnet im Evangelium.
Dass ein Blinder den Blinden nicht kann führen,
versteht sich von selbst. Wie auch sich orientieren
an jemandem, der selbst den Weg nicht sieht.
Aber erleben wir gerade nicht, dass genau das geschieht?
So viele irren umher auf der Suche nach der richtigen Spur,
mal geht es ums Impfen, mal um den Schutz der Natur.
Schon da ist die Kirche gefordert, sich zu positionieren,
doch geht es auch weiter innerhalb ihrer Türen
mit der Frage, wohin ihr zukünftiger Weg soll gehen.
Synodal versucht man hier die Richtungsweiser zu sehen.
Apropos: sehen – das führt uns zurück zum Bild des Blinden.
Jesus macht klar: Ein Blinder wird den Weg niemals finden,
noch nicht einmal dem nur Sehschwachen mag das gelingen.
Diese Worte müssten dem ein oder anderen in den Ohren klingen,
dem die Sorge für Menschen ist anvertraut,
auf dessen Kompetenz so manch einer baut,
egal, in welchem Bereich er oder sie agiert,
besonders gilt das für jeden, der führt.

Kurz: Wer Verantwortung trägt, egal wie, egal wo,
muss die Maxime seines Redens und Handelns so
ausrichten, dass dem Heil und Wohl der Menschen gedient.
Doch bekanntlich ist der Weg zur Hölle seit jeher vermint
mit guten Vorsätzen und, ergänzend ist hinzuzufügen,
aus aktuellem Anlass mit hohlen Phrasen und Lügen.
Von ihnen laufen über zu viele Münder,
wovon voll die Herzen dieser Unheilsverkünder,
die sich selbst natürlich sehen mit anderen Augen,
scheint mir nicht wirklich zum Guten zu taugen.
Was für sie besonders, aber auch für uns alle gescheit
wär, hielten wir für alle Fälle das Teil bereit,
wovon in der ersten Lesung war zu hören:
Im Sieb bleibt zurück, was immer mag stören
bei Menschen, bei ihrem Reden und Handeln.
Mehr noch, richtig genutzt kann es verwandeln
im Kleinen und Großen die Atmosphäre
unseres Miteinanders, wie toll das doch wäre.
Und durchaus möglich, würden wir es wieder mal halten
wie eine Geschichte erzählte, die dem alten
Philosophen Sokrates wird zugeschrieben.
Darin geht es auch um den Nutzen von Sieben.

Dem Weisen begegnete einst ein junger Mann,
der sich vor Aufregung kaum halten kann.
„Sokrates, hast Du schon gehört von Deinem Freund…?“
Der junge Mann hat es sicher gut gemeint
und wollte Sokrates nicht lassen uninformiert,
weil er sich dachte, dass es den interessiert.
Der aber unterbrach ihn mit einer Frage:
„Ehe Du weitererzählst, hör, was ich Dir sage:
Hast Du Deine Geschichte gegeben durch die drei Siebe?“
Der junge Mann war verwirrt: „Sokrates, bei aller Liebe,
verstehe ich nicht, was Du mir sagen willst
und wär Dir verbunden, wenn Du meine Neugier stillst.“
„Das erste Sieb,“ sprach Sokrates zur Erklärung bereit,
„ist das von Wahrheit und Wahrhaftigkeit.
Bist Du Dir sicher, dass, was Du berichtest, auch wahr?“
Der junge Mann zögerte und meinte dann; „Klar,
habe ich es nur jemanden sagen gehört,
vielleicht stimmt es nicht ganz, ist ein bisschen verkehrt
oder auch ein bisschen weit von der Wahrheit entfernt.“
„Na siehst Du“, sprach Sokrates, „jetzt hast Du gelernt,
was es mit dem ersten Sieb auf sich hat.
Das zweite Sieb, das des Guten, ist akkurat

so wichtig wie das erste, Du erkennst es sofort:
Ist das, was Du berichten willst, ein gutes Wort
über meinen Freund?“ „Nun ja“, zögert der junge Mann,
„nicht wirklich, eigentlich ist nicht viel Gutes dran.“
„Also nicht wahr und nicht gut, bleibt das dritte Sieb,
das des Notwendigen.“ Oh, war das ein Hieb
für den Mann, der kleinlaut musste eingestehen,
dass nicht mit dem Siegel der Notwendigkeit versehen,
war die Geschichte, die ihm erst schien so wichtig.
„Nun gut“, sprach Sokrates, „wenn sie nicht richtig,
nicht gut und nicht notwendig zu erzählen war,
Deine Geschichte, dann bitt ich Dich, erspar
sie mir und Dir und am besten gleich allen.
So tust Du der Gesellschaft den größten Gefallen.“
Die Geschichte ist zwar alt, doch, wie ich find, aktuell,
ich könnte aus dem Stegreif Dutzende auf der Stell
nennen, denen ich wünschte die drei Siebe im Gepäck.
Vielleicht würde es helfen, so hoff ich, dass mancher Dreck,
den sie verbreiten, blieb in ihren Köpfen und Herzen.
Die Nachrichtenlücke wäre leicht zu verschmerzen.
Doch wage ich kaum auf Einsicht zu hoffen,
deshalb bleibt für mich nur eine Option offen:

Wir müssen uns selbst mit drei Sieben versehen,
damit wir adäquat wissen umzugehen,
mit all dem, was uns ringsum wird präsentiert,
als richtig und wichtig wird suggeriert,
auf dass unser Herz mit Gutem erfüllt,
damit es von eben diesem überquillt.
Grad von und in der Kirche erwarten die Menschen das.
Dann hätten nicht nur viele wieder mehr Spaß
und Freude an ihr und auch an dem Glauben,
dann würden diese elenden Diskussionen uns rauben
nicht länger den Schlaf, dann würden wir klarer sehen
und nicht wie die Blinden orientierungslos gehen
durch diese Welt und durch unser Leben,
könnten sogar anderen wieder Orientierung geben.
Na klar, kann man das von allen erwarten,
Politikern, Medien-, Wirtschaftsleuten, doch starten
könnten wir als Kirche, das wär doch ganz schön,
dann würde man uns vielleicht auch in anderem Licht sehn.
Ein Licht, an dem Mann, Frau, wer auch immer sich gern orientieren.
Ich finde, unser Auftrag lohnt jede Mühe zu investieren.
Was mich angeht, erkläre ich mich, wenn es sein muss, sogar bereit,
mich dafür zum Narren zu machen, nicht nur zur Faschingszeit.

Maria Gleißl, Pastoralreferentin
 

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