5. Sonntag im Jahreskreis (C)

Predigtimpuls

„Schuster bleib bei deinen Leisten“

1. Lesung: Jes 6,1-2a.3-8
2. Lesung: 1Kor 15,1-11
Evangelium: Lk 5,1-11

„Schuster bleib bei deinen Leisten“ – eine bekannte Redewendung, sicher kennen Sie diese auch, liebe Schwestern und liebe Brüder!

Schuster bleib bei deinen Leisten – die Redewendung fällt mir ein, wenn ich im heutigen Evangelium von Jesus lese. Zuerst wird erzählt, dass er predigt. Er lehrte das Volk vom Boot aus. Und das konnte er. Die Leute drängten sich in Scharen um ihn. Alle wollten das Wort Gottes hören – so lesen wir. Prediger war Jesus sicher ein guter. Schuster bleib bei deinen Leisten.

Vom Fischen nämlich, davon scheint er nicht viel zu verstehen.
Denn jeder Fischer wusste, dass es bei hochstehender Sonne Unsinn ist, die Netze auszuwerfen. Nur bei Dunkelheit oder in den frühen Morgenstunden war mit Erfolg zu rechnen. Aber jetzt, so spät bei fortgeschrittener Stunde… da werden die Netze schon gewaschen. Da richtet man schon alles für den nächsten Tag. Für heute ist nichts mehr zu erwarten.
Aber Jesus wollte es anders.

Und es kam auch ganz anders. Wie ein Wunder. Volle Netze, zwei Boote sogar, gefüllt, dass sie unterzugehen drohten.
Ja, wie ein Wunder. Aber trotzdem - keine Wundererzählung. Nicht darum geht es in dieser Geschichte. Dieser Textabschnitt aus dem Lukasevangelium wird zu den Berufungserzählungen gerechnet und nicht zu den Wundern. Und besonders auch im Zusammenhang mit der Lesung wird das deutlich, wo wir ja von der Berufung des Propheten Jesaja gehört haben. „Hier bin ich, sende mich!“ – so hat Jesaja dem Ruf Gottes geantwortet. Und von den Jüngern im Evangelium wird berichtet, nachdem sie die Boote ein letztes mal an Land zogen, „verließen sie alles und folgten ihm nach“.

Zwei Berufungserzählungen also und noch etwas verbindet die beiden Schrifttexte, Lesung und Evangelium: In beiden wird davon berichtet, dass der Nachfolge ein Schuldbekenntnis vorausgeht. Jesaja und Simon Petrus zeigen sich als Sünder, als Menschen mit Fehler und Schwächen. Vielleicht sahen sie sich nicht als würdig, von Gott, von Jesus berufen und in den Dienst genommen zu werden. Aber scheinbar war es genau gegenteilig. Weil sie um ihre Schwächen wussten, deshalb hatte Gott Großes mit ihnen vor.

Nach eigenen Maßstäben hätten sowohl Jesaja wie auch Simon Petrus sich nicht zu jenen gezählt, die Gott ruft und beruft. „Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr.“ Simon konnte und wollte es nicht fassen. Wie kann Jesus ihn meinen?
Und es ist wirklich erstaunlich. Nach welchen Maßstäben beruft Gott? Nach welchen Kriterien sucht er Menschen aus?
Die ganze Heilige Schrift ist voller Erzählungen, wie es gerade die kleinen, unscheinbaren, ungelehrten und bescheidenen Menschen sind, welche dazu berufen werden, Gottes Wort in dieser Welt zu verkünden.
Jesus beruft Menschen und sie folgen.
Was möchten diese beiden Schriftstellen uns Menschen heute sagen?

Ein Erstes:
Ich glaube, dass die Welt heute auch wieder stärker die Propheten braucht die sich senden lassen. „Hier bin ich, sende mich!“ Und Jesaja übergibt sich Gottes Plan und macht sich zu seinem Sprachrohr. Gott braucht diese Menschen auch heute, wo und in welcher Lebensform auch immer. Und ich meine, wir sollen nicht aufhören um solche verschiedenen „Berufungen“ auch heute zu beten.

Ein Zweites:
Auf reichen Fischfang zu hoffen, das ist in der Kirche und Welt von heute ebenso wenig erfolgversprechend als es damals für die Jünger am See Gennesaret war. An leeren oder kaum gefüllten Netzen können auch wir heute nicht vorbeischauen. Und trotzdem sagt auch Jesus heute: Wirf die Netze aus. Nicht einpacken und aufhören. Nein, weitermachen und geduldig hoffen.

Ein Drittes:
Fischer sind ein gutes Beispiel dafür, dass der Erfolg letztlich geschenkt ist. Fischer können nur Netze auswerfen und warten. Geduldig, immer wieder. Fische lassen sich nicht in die Netze treiben. Der Erfolg ist Geschenk.

Das heutige Evangelium motiviert und entlastet. Ich darf Jesus den Ball zuspielen, so wie Simon es getan hat: „Doch auf DEIN Wort hin werde ich die Netze auswerfen“. Nicht ich muss die Netze füllen. Jesus füllt sie. Jesus verlangt von mir nicht, dass ich ihm die Fische vorzähle, Beweise meines Erfolges vorlege. Er verlangt von mir meine Treue und Beständigkeit, immer wieder das Netz auszuwerfen. Den Erfolg schenkt er selber. Amen!

P. Josef Denkmayr SVD
 

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