2. Sonntag im Jahreskreis (C)

Predigtimpuls

Mein Platz in der christlichen Gemeinschaft

1. Lesung: Jes 62,1-5
2. Lesung: 1Kor 12,4-11
Evangelium: Joh 2,1-11

Sind sie aggressiv?
Haben sie Aggressionen?

Ich hoffe doch, denn Aggressionen gehören mit zu unserem Leben. Zunächst verstehen wir diesen Begriff, auch durch manche wissenschaftliche Definition negativ, was er aber im Kern nicht ist. Hier eine Definition von einem Zoologen und einer Psychotherapeutin:
„Aggression ist der Wunsch und die Fähigkeit sich selbst zu behaupten und von anderen abzugrenzen und so den Anspruch auf eigenes Sein und eigene Verwirklichung anzumelden und durchzuhalten.“ (Meves/Illies in: Liebe und Aggression)

„Wenn wir wirklich damit anfangen wollen, mit unseren Aggressionen zu leben, dann müssen wir erkennen, dass jeder von uns nun einmal einen anderen, einen eigenen Standort hat. Kein Mensch, auch nicht der Ehepartner, ist total mit mir identisch – er ist immer auch der andere, ein Gegenüber mit einem eigenständigen Ich, mit einem eigenständigen Lebenswillen und Lebensrecht. Aggressive Handlungen stehen also im Dienst dieser Selbstbehauptung des eigenen Standortes und sind damit doch zugleich häufig Eingriffe in das Lebensrecht des anderen, gegen dessen Übergriffe wir uns verteidigen müssen.“

Da sehen Sie das Dilemma von Gemeinschaft / Gemeinde. Es ist das Dilemma des Lebens.

Jeder hat seinen Standpunkt und muss ihn verteidigen. Also ist das Leben ein ewiger Kampf?
Könnte man so sagen.

Oder mit anderen Worten:
„Der Sinn des Kampfes ist weder der Sieg, noch eine Eroberung oder Belohnung, sondern Bewährung und ‚bezogene Selbstbehauptung‘.“ (Peter Schellenbaum, Aggression)
„Kämpfen ist ein Akt der Liebe.“ (Paolo Coelho, Jakobsweg)

Warum dieses Thema heute?
Weil ich Sie einladen möchte, zusammen mit Paulus, Ihren Standort in der Gemeinschaft / Gemeinde zu finden und ihn natürlich auch zu verteidigen!

Doch bevor ich ihn verteidige – und ich hoffe natürlich liebevoll – muss ich ihn erst einmal kennen. Und dazu gibt uns die zweite Lesung einige Hinweise:
1. Nicht einer kann alles!
2. Jeder hat unterschiedliche Gaben
3. Ich suche mir die Gabe nicht aus, sondern finde / erkenne / entdecke sie (auch mit Hilfe von anderen).
4. Und das Spannendste: wenn die Gabe vom Geist Gottes geschenkt ist, wenn sie von mir angenommen ist, dann führt sie Gemeinschaft / Gemeinde zusammen, baut auf.

Mein Wunsch für das Jahr 2022:
• Dass jede/jeder den Standort in der christlichen Gemeinschaft / Gemeinde und im Glauben findet
• Dass Sie ihn verteidigen – aber bitte liebevoll
• Dass wir Menschen finden, die gemeinsam in folgende Richtung schauen: was baut Gemeinde auf.

Wenn wir im Sinne der Lesung in diesem Jahr versuchen unsere und die Gaben anderer zu entdecken und diesen in der Gemeinschaft Lebendigkeit verleihen, dann versprechen ich ihnen eines:
Dann wird aus manch schalem Wasser ein toller Wein.
Und: welches ist Ihre wertvollste/wichtigste Gabe?

Matthias Boensmann, Pfarrer
 

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