Geburt des Heiligen Johannes der Täufers (H)

Predigtimpuls

Vielleicht hilft auch uns die Stille.

1. Lesung: Jer 1,4-10 oder Jes 49,1-6
2. Lesung: 1Petr 1,8-12 oder Apg 13,16.22-26
Evangelium: Lk 1,5-17 oder Lk 1.57-66.80
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Der Regionalkalender der römisch-katholischen Kirche im deutschen Sprachraum gibt für das Hochfest Geburt Johannes´ des Täufers in diesem Jahr den 23.06. an.

Schwestern und Brüder im Herrn!
„Für Elisabeth erfüllte sich die Zeit, dass sie gebären sollte, und sie brachte einen Sohn zur Welt.“ Mit diesen knappen Worten wird im ersten Kapitel des Evangelisten Lukas von der Geburt des Johannes erzählt.
Im gleich darauf folgenden Kapitel erzählt Lukas wieder in knappen und ähnlichen Worten von der Geburt eines anderen Kindes: „Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen.“

Elisabeth und Maria, Johannes und Jesus. Die Geschichte dieser beiden Frauen und deren Söhne ist eng miteinander verbunden und liegt auch zeitlich nur sechs Monate auseinander. 24. Juni der Geburtstag des Johannes, und 24. Dezember, sechs Monate später dann Jesus.

Auch die Vorgeschichten sind bei beiden Frauen sehr ähnlich. Keine von beiden hat auch nur im Geringsten damit gerechnet, schwanger zu werden. Elisabeth hat nicht mehr damit gerechnet. Sie war alt. Lange hätte sie auf ein Kind gehofft, zusammen mit ihrem Mann Zacharias. Jetzt ist auch er alt und rechnet nicht mehr damit, noch Vater zu werden. Maria hingegen ist jung, zu jung sogar. Auf ein Kind hat sie sich noch nicht eingestellt.
Da braucht es einen Engel. Für beide Frauen derselbe Engel. Gabriel überbringt beiden Frauen diese Botschaft und hilft ihnen zu glauben, womit sie noch nicht oder nicht mehr gerechnet haben.

Elisabeth und Maria. Wir kennen diese beiden Frauen und deren Geschichte schon gut, schon zu gut vielleicht. Zu gut, dass wir das Wunderbare dieser Erzählungen gar nicht mehr sehen. Was da geschehen ist, war so unglaublich, dass es nicht nur die beiden Frauen, sondern auch deren Partner tief getroffen hat. Zacharias hat es, im wahrsten Sinne des Wortes, die Sprache verschlagen. Er konnte es nicht glauben und wurde daher stumm. Und Josef wollte es nicht glauben, er wollte es überhaupt nicht wahrhaben und sich daher in aller Stille davonschleichen.

Elisabeth und Maria, Zacharias und Josef: Es war für alle nicht leicht, das Unglaubliche zu glauben. Zu glauben, dass Gott so konkret in ihre Geschichte eingreift und einen Plan mit ihnen und für sie hat. Es war für sie schwer zu erfassen, dass sie ganz konkret von Gott berufen werden, an seinem Heilsplan mitzugestalten. Ja, sie wollten sich teilweise sogar wehren, ablehnen, was Gott da mit ihnen vorhat. Um das zu erfassen und anzunehmen, braucht es bei allen vieren die Stille, das Schweigen: Zacharias wird überhaupt gleich ganz stumm, Josef verfällt in einen tiefen Schlaf und träumt; und Maria zieht sich mit Elisabeth zurück – im Bergland von Judäa – drei Monate sind die beiden schwangeren Frauen beisammen. Freilich werden sie miteinander geredet haben. Aber ich denke, dass sie auch und vielleicht sogar vor allem miteinander geschwiegen haben, um das Unglaubliche zu erfassen.

Elisabeth und Maria, die Geschichte dieser beiden Frauen mit deren Partnern ist so wunderbar, so schön wie ein Drehbuch für einen berührenden Film oder ein bewegendes Theaterstück. Und das Ganze konnte nur geschehen, weil keine der betroffenen Personen ihre Rolle verweigert hat – auch wenn die Versuchung vielleicht da war. In der Stille, im Schweigen konnten sie letztlich alle zustimmen. Sie konnten zustimmen dazu, dass Gott gerade sie braucht, um seinen Heilsplan hier auf Erden umzusetzen.
Weil Maria und Josef zugestimmt haben, ist Gott Mensch geworden in Jesus Christus. Weil Elisabeth und Zacharias zugestimmt haben, ist Johannes geboren, der schon im Vorfeld den Weg für diesen Jesus bereitet hat. Große Ereignisse brauchen eine gute Vorbereitung. Und es braucht immer wieder Menschen, welche bereit sind mitzuwirken. Ganz konkret im Alltag des Lebens.

In der Lesung haben wir vom Propheten Jesaja gelesen: „Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.“ Auch hier hat Gott einen Menschen gerufen. Er hat diesem Menschen Jesaja eine Rolle zugeteilt. Jesaja soll Licht für die Völker sein, er soll Licht in die Dunkelheit der Welt bringen. Und Jesaja hat sich nicht gewehrt, obwohl es nicht leicht war. „Vergeblich habe ich mich bemüht, habe meine Kraft für Nichtiges und Windhauch vertan“ – so klagt Jesaja über die oft schweren Zeiten. Ja, es ist nicht immer leicht, den Willen Gottes zu tun.

Aber, so fällt mir gerade ein, bevor ich den Willen Gottes tue, muss ich ihn ja erst erkennen: Ich für mich, den Willen Gottes für mein Leben. Was will Gott von mir? Hat er vielleicht auch mich schon im Mutterleib berufen? Hat er möglicherweise auch mir eine Rolle zugedacht? Sollte gar auch ich mitwirken im Heilsplan Gottes? Und wenn ja – dann bleibt die Frage: Wie?

So, jetzt haben wir mehr Fragen als Antworten. Jetzt sind wir vielleicht auch ein wenig verunsichert: so wie Elisabeth und Maria es waren und Josef und Zacharias auch. Vielleicht hilft auch uns die Stille. Vielleicht täte auch uns öfter ein Schweigen gut. Damit auch wir besser Gottes Willen für unser Leben erkennen und annehmen. Amen!

P. Josef Denkmayr SVD
 

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