34. Sonntag im Jahreskreis - Christkönig (H)

Predigtimpuls

Ein Fest, das Mut machen will

1. Lesung: Dan 7,2a.13b-14
2. Lesung: Offb 1,5b-8
Evangelium: Joh 18,33b-37
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Von Bedeutung wurde dieses Christkönigfest in Deutschland erst in der Zeit des Nationalsozialismus, wo es zu einem Widerstandssymbol gegen den Führerkult der Naziideologie gefeiert und verstanden wurde. Junge Katholiken nutzten die Feier, um sichtbare Zeichen gegen den Führerkult zu setzen. Im Rahmen des "Bekenntnistags der Jugend", so nannte man es, zogen katholische Jugendverbände mit eigenen Fahnen und Uniformen durch die Städte. Eine Verlegung des "Bekenntnistags" auf den Christkönigssonntag war nötig geworden, da die Nationalsozialisten ihr Reichssportfest auf den ursprünglichen Termin (Dreifaltigkeitssonntag) gelegt hatten. Es wurde zu einem "Mutmach-Fest" in schweren Zeiten. Wie zu erwarten, wurde das Fest von den Nazis verboten, weil es in keiner Weise zu ihrer Ideologe passte.

Von hier könnte man nun die Brücke zu unserer Zeit schlagen und dieses Fest feiern als ein Fest, das uns Mut machen will und wiederum in schwierigen Zeiten für unseren christlichen Glauben. Sich heute öffentlich zu Christus zu bekennen ist nicht immer leicht. Wer es tut, wird zwar aller Wahrscheinlichkeit nach in unseren Landen nicht verfolgt oder unterdrückt werden. Das darf uns aber nicht dahin führen zu vergessen, dass viele Millionen Menschen heute um ihres Glaubens willen vertrieben,
benachteiligt, umgebracht, ins Gefängnis geworfen und verfolgt werden. 90% von den Verfolgten sind Christen meist in moslemischen Ländern, in Ländern mit atheistischen Ideologien wie China, Nord-Korea, in Indien von fanatischen Hindus und in Afrika von radikal moslemischen Gruppen. Bei uns erleben wir heute diese direkte Verfolgung nicht. Das Gefühl, das Christentum stehe der Freude entgegen, der Eindruck des Quälerischen und Unfrohen, ist sicher ein weit stärkerer Grund der Entkirchlichung als all die Probleme, die der Glaube heute aufgeben mag. Es ist die Gottvergessenheit; diese scheinbare Unbedeutsamkeit Gottes in meinem täglichen Leben.
Johannes Bours hat diese Situation einmal so beschrieben:
Wer Gott heute erfahren möchte, der muss sich auf einen Zug im Wesen Gott einlassen, der immer schon da war, aber heute besonders in den Vordergrund zu treten scheint; die Wehrlosigkeit der Liebe Gottes. Gott ist so unaufdringlich, so wehrlos in unserer gewalttätigen Zeit, dass er verschwindet. Er kommt sozusagen gar nicht mehr vor, man bemerkt ihn kaum noch. Die meisten Menschen leben so, als wäre Gott überhaupt nicht da. Sie spüren absolut kein Bedürfnis nach ihm. Gott ist aus ihrem Denken und Planen einfach verschwunden. Er wird nicht nur nicht vermisst, er ist einfach nicht da.
Die Medien tragen oft durch antireligiöse Berichte oder direkte Attacken zu einer vergifteten Atmosphäre bei, die die öffentliche Meinung weitgehend mitbestimmen. Diese Art von „Angriff ist auf lange Sicht hin schwerer zu verkraften als jede direkte Verfolgung. Sie höhlt den Glauben von innen her aus und nimmt ihm alle Begeisterung und Freude. Wie sollen wir gegen einen solchen Glaubensschwund, der uns alle Tage begegnet und ̦auch uns anficht, ankommen? Wie sollen wir über Gott reden, damit Menschen wieder an ihn glauben werden und seine Gegenwart wieder erfahren? Fragen, die ich immer zu hören bekomme, wenn ich Vorträge für Priester und engagierte Christen gebe?
Ganz konkret befürchten viele noch engagierte Christen unter uns vor allem, dass die aggressive Art des Islam (4,5 Millionen Muslime leben in Deutschland) den christlichen Glauben in Europa überrennen werden.
In einer Studie heißt es: Die Extremisten unter den Moslems fühlen sich durch die Tatsache, dass der christliche Glaube in der westlichen Welt – jedenfalls soweit es um seine öffentliche Sichtbarkeit und um den praktizierten Glauben geht -.mehr und mehr in einer Art Dämmerlicht entschwindet, zu der Schlussfolgerung ermutigt, dass die Tage des 'Christentums gezählt sind.
Beste Verteidigung unseres christlichen Glaubens gegen den religiös fanatischen Islam kann nur engagiertes Bekenntnis zu unserem Glauben sein. Da ohne wird der Islam uns schon bald zahlenmäßig überholt haben.
Papst Benedikt und Papst Franziskus haben wiederholt darauf hingewiesen, dass unserem Glaubensbekenntnis die Freude und die Begeisterung abhandengekommen ist, da dies der eigentliche Grund dafür ist, warum so viele die
Kirche verlassen.' Es scheint' als ob wir die Begeisterung für unseren Glauben den' radikalen Pfingstgemeinschaften überlassen haben, deren Zulauf rapide anwächst. (Man schätzt ihre Zahl auf rund 500 Millionen).
In einem Dialog zwischen Christen und Moslems, hat einmal ein Moslem zu mir gesagt: '"Wenn ihr Christen euren Glauben nicht mehr öffentlich bekennt und gegen Verleumdungen, und Verunglimpfungen desselben nicht bereit seid auf die Barrikaden zu steigen wie wir es tun, dann wird eure Befürchtung, leicht wahr werden. 'Ein religiöser Glaube muss sich auch öffentlich wehren, wenn er nicht sterben soll.
Was, wir brauchen, um darauf zu reagieren, damit unseren Glauben in absehbarer Zeit nicht Platzt machen wird für den Islam und für die Finsternis, wie Martin Buber unsere Zeit beschrieb, dem Säkularismus.
Hat nicht Papst Benedikt gerade die Freudlosigkeit, das Unfrohe von uns Christen einer der Hauptgründe dafür, dass das Christentum heute in diese prekäre Situation geraten ist, in, der viele es als unattraktiv betrachten? Man rettet jedenfalls das Christentum nicht, wenn man nicht zugleich die frohmach¬ende Kraft neu entdeckt, die seinen Kern ausmacht.
Was ist denn das überhaupt für eine Freude, die aus der Froh¬botschaft Jesu zu erwarten ist, und was können wir – vernünftigerweise und mit Hoffnung auf Erfolg – selber tun, dass wir diese Freude neu entdecken, dass wir sie mehr als bisher erfahren und sie auch trotz Not und Leid je neu wiedergewinnen. Haben wir diesen Aspekt den Freikirchen überlassen?
Das Gefühl, das Christentums stehe der Freude entgegen, der Eindruck des Quälerischen und Unfrohen, ist sicher ein weit stärkerer Grund der Entkirchlichung als all die Probleme, die der Glaube heute aufgeben mag. Dazu möchte ich ihnen eine Begebenheit erzählen.
Geschichte von meinem Neffen:
Man erzählte mir, mein Lieblingsneffe sei zu den Freikirchen übergetreten. Ich wollte das nicht glauben, weil er immer mit Begeisterung und Elan in der Pfarrei und der Jugendarbeit aktiv gewesen war. Ich besuchte ihn in der neuen Gemeinde. Es stimmte. Er war wirklich einer der Ihrigen geworden. Auf die Frage, warum er diesen Schritt getan habe, erklärte er mir voller Begeisterung: Weil er hier zum ersten Mal Gott und seinen Geist lebendig erfahren habe. Er fühlte sich wie neu geboren. Die Gebetstreffen erfüllten ihn mit tiefer Freude und Leben. Dann sagte er, die Gottesdienste in der katholischen Kirche seien nichts anderes als organisierte Langweiligkeit. Diese Formulierung für unsere Gottesdienste hat mich, den Theologen, nie mehr in Ruhe gelassen, weil vieles daran stimmt.
Es scheint, dass Begeisterung am Glauben heute den Freikirchen vorbehalten ist. Vor allem, wie schon gesagt: Papst Franziskus hat es richtig erfasst: Ohne Begeisterung und Enthusiasmus könne es Erneuerung der Kirche nicht geben.
Jesus hat sein Kommen in diese Welt so ausgedrückt: "Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie sehr sehne ich mich danach, es brennen zu sehen" (Lk 12,49). Wir haben keine andere Wahl: Wir müssen zur Quelle des Feuers zurück, um uns selber wieder entzünden zu lassen, um dann andere anzünden zu können (wie es Augustinus ausgedrückt hat.)

Zusammenfassend kann man sagen:
Die großen Heiligen und Erneurer in der Geschichte der Kirche haben in hundertfacher Weise und Dringlichkeit immer wieder gesagt: Willst du mit Gott in Verbindung kommen und bleiben, dann beginn damit, Gott täglich zu danken, und sing ihm Dankeslieder, dann wirst du bald seine Gegenwart wieder erfahren und auch den Mut finden, ihn wieder öffentlich mit Begeisterung zu bekennen und ̦zu bezeugen.
Ein Beispiel dazu: Ein Rechtsanwalt fragte mich einmal, ob ich ihm nicht geistige Begleitung geben könne, denn er spüre, dass er das jetzt brauche. Er war ein aufrichtiger Mensch und nahm seinen Beruf sehr ernst. Recht bald spürte ich aber, dass er alles zu ernst nahm nur das genießen konnte, was er sich selbst verdient oder erarbeitet hatte. Das Wort Dankbarkeit war fremd für ihn. Ich fragte ihn, ob er denn nichts in seinem Leben finde, wofür er dankbar sein könnte, etwas als ein unverdientes Geschenk annehmen könnte. Als er das mit Nachdruck verneinte, gab ich ihm folgenden Rat:
Wenn Sie heute Abend zu Bett gehen, dann überdenken Sie den vergangenen Tag und suchen Sie einmal nach drei Dingen, wofür Sie Gott jetzt dankbar sein sollten: Kleine Dinge: ein freundliches Wort, eine Begegnung mit einem lieben Menschen, eine Arbeit, die gut, gelungen war, etwas Gutes, das Sie einem Menschen tun konnten, für Ihre Kinder und Ihre Frau, für Ihren Beruf und so weiter.
Dinge, die doch im Letzten ein Geschenk Gottes sind, so wie das ganze Leben eines ist, wofür man Gott dankbar sein sollte. Seine kurze Antwort "So hätte er sich meine Begleitung nicht vorgestellt". Danach kam er nicht mehr. Kurios wie es klingen mag: Zwei Jahre später telefonierte er und bat um eine Unterhaltung. Als er kam, erklärte mir:
"Ich habe mir trotz allem Ihren Rat, Gott für drei Dinge jeden Tag zu danken, zu eigen gemacht. Sie haben mit dem Rat mir etwas sehr Gutes geschenkt. Sie haben Freude und Dankbarkeit in mein Leben hineingebracht gegenüber Gott und meiner Familie um mich herum. Ich habe Gott entdeckt, dem ich im Letzten doch alles verdanke. Dankbarkeit ist der sicherste Weg zu Gott zu
Den Herrn will ich preisen zu jeder Zeit
nie will ich aufhören, ihn zu danken (Psalm 34,2).

P. Dr. Johannes Füllenbach, SVD

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