25. Sonntag im Jahreskreis (B)

Predigtimpuls

Eine neue Ordnung

1. Lesung: Weish 2,1a.12.17-20
2. Lesung: Jak 3,16-4,3
Evangelium: Mk 9,30-37

Jesus ist vom Berg der Verklärung wieder in der Ebene bei den Menschen. Er heilt einen epileptischen Knaben, den die Jünger nicht heilen konnten. Dann geht er von dort weg, wie wir heute lesen.

Jesus unterwegs

Sein Weg führt noch durch Galiläa, das Ziel ist Jerusalem. Jesus will aber nicht, dass jemand davon erfährt. Der Grund ist, dass er nicht mehr öffentlich lehrt, sein Wirken in Galiläa ist beendet.

Unterwegs widmet er sich den Jüngern und er belehrt sie. Was er ihnen sagt, erschreckt sie, obwohl sie es nach dem Bekenntnis des Petrus in Cäsarea Philippi das zweite Mal hören: Er, der Menschensohn, wird in die Hände der Menschen ausgeliefert. Er erklärt ihnen, was „ausgeliefert“ bedeutet: Sie werden ihn töten. Die Jünger verstehen das Schicksal des Messias noch immer nicht, sie sind zutiefst dem geläufigen Bild vom Messias verhaftet. Das Wort, dass er in drei Tagen auferstehen wird, prallt ab, eben weil sie es nicht verstehen.

Die Bemerkung im Evangelium, dass sie sich fürchteten, ihn zu fragen, erweckt Aufmerksamkeit. Der Evangelist sagt nicht, warum sie plötzlich so zurückhaltend sind und nicht zu fragen wagen. Das Evangelium gibt zwischen den Zeilen einen Hinweis. Es lässt die Jünger schweigen, sie fragen nicht, dafür wird sie Jesus fragen. Das Evangelium baut so eine Spannung auf und bereitet damit vor, dass Jesus eine sehr wichtige Frage stellen wird.

Die Frage Jesu

Im Evangelium kommt Jesus mit den Jüngern ins Haus. Wo ist dieses Haus? Man darf annehmen, dass es das Haus des Petrus in Kafarnaum ist. Es nennt das Haus nicht, weil er sagen will, dass es der Ort einer wichtigen Offenbarung ist.
Jesus ist nicht entgangen, was die Jünger, die vor ihm geschwiegen haben, unterwegs diskutiert haben. Er fragt sie: Worüber habt ihr auf dem Weg gesprochen? Sie haben nicht den Mut zu antworten: Sie schweigen. Was sie gesprochen haben, erfüllt sie mit Scham: Sie haben darüber gesprochen, wer (von ihnen) der Größte sei.

Sie erwarten, dass sie Jesus tadeln und zurechtstutzen wird. Doch sie täuschen sich, Jesus wird nicht zornig. Im Gegenteil, er hält ihr Gespräch für wichtig. Das Evangelium berichtet, dass er sogar einen hoheitlichen Akt setzt.

Ein Hoheitsakt
Wenn Herrscher wichtige verpflichtende Bestimmungen erlassen, setzen sie sich auf den Thron, nehmen das Zepter in die Hand und erlassen feierlich verpflichtende Dekrete, die dann von den Herolden im ganzen Land proklamiert werden.
So macht es Jesus: Er ruft die Zwölf. Es ist ein Hoheitsakt mit einer Nuance: Jesus ist mit allen Jüngern unterwegs, jetzt ruft er nur die Zwölf. Der Evangelist Markus sieht in den Zwölf die Repräsentanten Israels. Was Jesus jetzt erlassen wird, gilt für ganz Israel, der Evangelist denkt in seiner Zeit (ca. 70 n.Chr.) an das neue Israel, das die Zwölf verkörpern. Er gibt damit zu verstehen, dass das Gesetz, das Jesus den Zwölf verkündet, für die ganze Kirche verpflichtend ist.

Die heilige Ordnung
Jesus hält die Diskussion der Jünger, wer der Größte ist, für wichtig. Keine Gemeinschaft kann ohne Ordnung existieren. Wichtig ist, dass diese Ordnung den Zwecken der Gemeinschaft entspricht.

Jesus und seine Ordnung: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. Die Exegese macht aufmerksam, wo soll steht, findet sich im Griechischen sein. Das heißt: Wer der Erste sein will, wird der Letzte von allen und der Diener aller sein.

Jesus sagt also, dass es so in der Zukunft sein wird. Er stellt im neuen Israel die Hierarchie, die heilige Ordnung, auf den Kopf. Sie ist das Gegenprogramm zum Römischen Reich, in dem der Kaiser unumstritten an der Spitze steht.

Jesus fügt noch einen zweiten Teil hinzu. Er nimmt ein Kind in seine Arme und sagt: Wer ein Kind meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf, und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.

Dienst der Hierarchie
Mit dieser Geste umschreibt Jesus den Dienst der Hierarchie. Kinder sind die schwächsten Glieder der Gesellschaft. Dienen besagt, die Hierarchie zeichnet sich dadurch aus, dass sie im Dienst der Kleinsten, der Letzten in der Gesellschaft steht. Dieser Dienst ist ein Gottesdienst, Dienst an Gott. Einer Gesellschaft geht es dann gut, wenn es den Schwächsten gut geht.

In unserem Evangelium sind die Kinder kein spirituelles Modell („werden wie die Kinder“), das die Großen demütig nachahmen sollen. Im Gegenteil! Die Großen sind für die Kinder, sprich: die Schwächsten der Gesellschaft und die Ausgegrenzten da.

Das kirchliche Amt und die kirchliche Hierarchie haben im Evangelium ihre Berechtigung. Wie dieser Dienst ausgeübt wird, muss die Hierarchie, die Gemeinde, jede/jeder Einzelne von uns überdenken.

P. Jakob Mitterhöfer SVD
 

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