24. Sonntag im Jahreskreis (B)

Predigtimpuls

Mein Platz hinter Jesus

1. Lesung: Jes 50,5-9a
2. Lesung: Jak 2,14-18
Evangelium: Mk 8,27-35

Der heutige Evangelientext steht in der Mitte des Markus-Evangeliums. Nicht von ungefähr bringt es vier wichtige Aspekte, die sich zum einen aus den vorherigen Geschichten mit Jesus ergeben und zum anderen künftige Ereignisse mit ihren Konsequenzen aufgreifen: das Christusbekenntnis, die Todesprophezeiung, die Zurechtweisung und der Appell zur Kreuzesnachfolge.
Schauen wir uns diese vier Aspekte kurz an:

Das Christusbekenntnis
Das Christusbekenntnis erfolgt auf die Frage Jesu: Wer bin ich für die Menschen und für euch? Das Markusevangelium enthält keine Kindheitsgeschichte Jesu, sondern beginnt mit Jesu Wirken in Galiläa nach seiner Taufe und Erfahrung von Versuchungen. Jesus ist ein reifer Mann und weiß, wer er ist und in welcher Vollmacht er spricht und wirkt. Ihm ist auch bewusst, wie er bei den Menschen ankommt und was diese von ihm denken. Er ist kein Jugendlicher mehr, der seine Identität finden will: Wer bin ich eigentlich? Was will ich? Was kann ich? Wie werde ich wahrgenommen? Im Jugendalter geht es noch um Selbstfindung und das Verhältnis von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Jesus erwartet mit seiner Frage „Für wen haltet ihr mich?“ die bewusste Auseinandersetzung mit seiner Person. Die Jünger, die jetzt ja schon länger mit ihm unterwegs sind, sollten eigentlich wissen, wen sie da als Freund und Meister haben. Wenn sie die Zeit mit Jesus im Kopf noch einmal im Schnellspulmodus durchlaufen lassen, dann wird für sie klar: Jesus ist etwas ganz Besonderes; sein Reden und seine Taten zeugen von einer nie dagewesenen göttlichen Vollmacht; er muss der Gesandte Gottes, der Messias, der Christus sein. Simon Petrus, der vorlaute Sprecher der Jünger, spricht seine Erkenntnis zum Sein Jesu deutlich aus und bringt es auf den Punkt: Du bist der Christus, der Gesalbte. Reicht die Antwort? Für Jesus nicht ganz.

Die Todesprophezeiung

Jesus weiß, welche Erwartungen in den Köpfen der Jünger vorgehen: Messias – Christus, das ist doch der, der kommen soll, um die Ordnung der Welt nach Gottes Willen wiederherzustellen. Bestätigt wird dieses Bild durch Jesu Sprechen von Gott; es zeigt, dass er ihn bestens kennt und er in bester Verbindung mit ihm steht. Und seine Wunder offenbaren doch: Die Herrschaft Gottes ist angebrochen, die Zeit des Heils und des Friedens ist da. Somit kann es eigentlich nur weiter stetig aufwärts gehen, der Vollendung entgegen. Ist das wirklich so?

Jesus sieht sich herausgefordert, da einiges zurechtzurücken. Und so redet er von seinem künftigen Leiden, von seiner Niederlage in der Auseinandersetzung mit den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, von seinem Tod. Tod – Ende – Aus. Das sind Alarmwörter, die plötzlich die Denke der Jünger voll durcheinanderbringen. Sie sind nicht mehr fähig, den letzten Satz Jesu aufzunehmen, in dem er über seine Auferstehung spricht. Nein, das kann nicht sein, dass Christus so untergebuttert wird, dass sein anfänglicher Aufbau des Reiches Gottes so zunichte gemacht wird, dass alles Gute und Schöne wie auch alle Dienste und Verzichte umsonst gewesen sind.

Die Zurechtweisung

Wieder hält es den aufgewühlten Petrus nicht. Spontan bricht es aus ihm heraus: Das kann nicht sein; das möge Gott verhüten. Dieser Einwand bringt wiederum Jesus auf. Kurz und knapp, überaus deutlich und scharf weist er Petrus in die Schranken: Weg mit dir Satan; zurück in meine Fußstapfen; es geht nicht um den Willen von Menschen. Ja, wenn es um den Willen Gottes geht, kennt Jesus kein Pardon, keine Kompromisse, kein besonderes Mitleid. Da gibt es klare Ansagen. Es kommt nicht darauf an, was sich Menschen vorstellen können, was sie sich ausmalen, was sie sich wünschen. Es kommt darauf an, zu erahnen und zu spüren, was Gott will, was er für gut und richtig beurteilt, was er mit uns vorhat - und sich dann auf diesen Willen einzulassen. Aber warum ist das so bedeutend, dass Gottes Wille und nicht der des Menschen geschehe? Die uns bekannte lange Geschichte Gottes mit den Menschen zeigt, dass es Gottes Anliegen ist, dem Menschen wahres Leben zu ermöglichen. Dem Widersacher, dem Satan, ist dagegen daran gelegen, dem Menschen verführerische Alternativen zu zeigen, die aber letztlich in den Tod führen. Es geht letztlich also um Leben oder Tod.

Der Appell zur Kreuzesnachfolge

Das heutige Evangelium endet daher mit einem ernsten Appell an die Jünger und die herbeigerufene Volksmenge. Jesus fordert jeden Menschen auf, sein ureigenes Kreuz zu tragen und ihm nachzufolgen. Auch wenn uns Menschen wahres Leben verheißen ist, bedeutet das nicht, dass das irdische Leben frei ist von Sorgen, Nöten und Schuld. Jeder Mensch hat sein individuelles Kreuz zu tragen, das es anzunehmen gilt. Wer sich dabei an Jesus und seiner Botschaft orientiert, dem ist die Verheißung gewiss.

Nicht von ungefähr hörten wir in der ersten Lesung vom Propheten Jesaja. Er hat sein Ohr für Gott geöffnet. Er wehrte sich bei seinen erfahrenen Misshandlungen nicht, weil er davon überzeugt war: Es geschieht alles nach Gottes Willen, auch das Leiden, die Entbehrungen und die Schmach. Und weil Jesaja von Gottes Heilsplan überzeugt ist, kann er trotz dieser negativen Erfahrungen bestehen und seinen Übertätern sagen: „Sehr her, Gott, der Herr, wird mir helfen.“

Die Fragen an mich: Und ich? Was ist mein Platz? Was ist mein Kreuz?
Wer mit Jesus unterwegs ist, kann durchaus ab und zu große Fragezeichen in den Augen bekommen, weil der Weg so oft so schwer verständlich ist, ja sogar widersprüchlich scheint. Und doch ist die vertrauensvolle Einreihung hinter Jesus der sicherste Platz, den ein Christ einnehmen kann. Jesus ist der gute Hirt, der die Seinen auf grüne Auen führt. Amen.

P. Konrad Liebscher SVD

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