Hochfest der Apostel Petrus und Paulus

Predigtimpuls

Jesus holt jeden, dort ab, wo er steht.

1. Lesung: Apg 3,1-10 oder Apg 12,1-11
2. Lesung: Gal 1,10-20 oder 2 Tim 4,6-8.17-18; Jo
Evangelium: Joh 21,1.15-19 oder Mt 16,13-19
Zum Kantillieren des Evangeliums: www.stuerber.de

Petrus, der Fels?
Wir kennen alle die Stelle aus dem Matthäusevangelium, wo Jesus nach dem Messiasbekenntnis des Petrus diesem die ,,Schlüssel des Himmelreiches“ verheißt (Mt 16,16-19). Es ist noch die Zeit des Anfangs, der ersten Begeisterung, in der Simon, dann von Jesus Petrus genannt, geradezu sprunghaft das Bekenntnis sagt. Jesus muss ihn wohl gleich darauf hinweisen, dass das nicht seine Erkenntnis ist, sondern der Vater ihm diese Offenbarung eingab; aber wegen dieser Begnadung nennt Jesus den Simon Petrus „selig“. – Ob ihm das ein wenig in den Kopf gestiegen ist? In der Nacht des Verrates überbietet er sich selbst in seinen Beteuerungen, zieht sogar das Schwert (Joh 18,10) und muss doch gleich darauf im Vorhof des Hohenpriesters seine Schwäche in der Verleugnung des Herrn erfahren.

Drei Fragen - eine Antwort (zu Joh 21,15-19)
Aus dem heutigen Evangelium hören wir anderes. Dreimal fragt Jesus den Petrus nach seiner Liebe. Dreimal antwortet Petrus und wird schließlich traurig über das Insistieren des Herrn. Gewiss denken wir (und vielleicht mit Petrus) an die dreimalige Verleugnung. Aber es ist an dieser Stelle nicht unwichtig, in den griechischen Text zu schauen. Dort steht nämlich bei der ersten und zweiten Frage Jesu ,,agapas me“, also Jesus fragt nach der Agape, der höchsten Stufe der Liebe. Petrus antwortet aber jedes Mal mit ,,phileo“ d. h. ich liebe dich als guter Freund. Vielleicht dürfen wir interpretierend sagen: Petrus will dem Herrn deutlich machen, dass er ihn liebt, aber sich zur höchsten Stufe noch nicht in der Lage sieht, etwa so: Bitte verstehe, ich habe noch nicht die Kraft. – Und dann fragt Jesus beim dritten Male nicht mehr mit agapan, sondern mit philein. Jesus geht also von seiner hohen Forderung herunter, er steigt gewissermaßen auf die Stufe des Petrus hinab, holt ihn ab und überträgt ihm dann das Hirtenamt.

Jesus holt uns ab
Jesus holt jeden, der nur einen Funken guten Willens hat, dort ab, wo er steht. Wir haben keine „Schlüssel des Himmelreiches“ zu erwarten wie Petrus, aber Jesus fragt auch uns nach unserer Liebe. Er will keine hochtrabenden Erklärungen, sondern schlicht und einfach, dass wir ihm sagen, wo wir stehen. Ihn sollen wir bitten, dass er uns abholt, uns ein Stück weiterhilft. Jeder von uns hat seinen Lebens- und Verantwortungsbereich. Dort soll etwas von der Botschaft Jesu spürbar werden, das ist unsere Aufgabe. Wo wir da nicht zurecht kommen, hilft er uns weiter. Das will uns das heutige Fest mit dem heutigen Evangelium sagen, und darum gilt es zu beten.
 

[Anmerkung der Redaktion: Die von P. Demes verfasste Predigt wurde bereits veröffentlicht in: DIE ANREGUNG, Nettetal 1994; S. 240]

P Ferdinand Demes SVD

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