Bußgottesdienst und Gewissenserforschung zur Fastenzeit

Versöhnungsgottesdienst

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Vorbereitung: Es könnte einen Verweis auf ein ggfs. im Altarraum befindliches Kreuz geben, eines aufgestellt oder den Besuchern des Bußgottesdienstes auf einem Bild ausgehändigt werden.

Einleitung

„Der Vater vergibt dir, ich vergebe dir, weil ich dich liebe, weil ich für dich hier hänge, weil ich dich heilen möchte. Nur eines musst du tun: mir deine Sünden geben, sie erkennen, sie bekennen, sie dir nehmen und verzeihen lassen; am tiefsten und persönlichsten in jenem Sakrament, das ich der Kirche am Ostertag übergeben habe: im Sakrament der Versöhnung; aber auch in jeder anderen Bitte um Vergebung.“


Lesung: 2Kor 5,17-21 „Der Dienst der Versöhnung“

Lesung aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Korinther 

Schwestern und Brüder

Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung:
Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.
Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt
und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat.
Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat,
indem er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete
und uns das Wort von der Versöhnung (zur Verkündigung) anvertraute.
Wir sind also Gesandte an Christi statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt.
Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!
Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht,
damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.

 

Meditation und Gewissenserforschung

Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.“ Ein unglaubliches Wort: Christus – nicht nur die Sünde tragend, sondern für uns zur Sünde gemacht. Was heißt das?

Versuchen wir, diese beispiellose Deutung des Kreuzestodes Jesu aus der Feder des heiligen Paulus weder abzuschwächen noch auf ein „vernünftiges“ Maß umzuinterpretieren, sondern lassen wir es einmal in seinem vollen Ernst und seiner Direktheit stehen.

So betrachtet, behauptet dieser paulinische Satz Identität. Identität zwischen ihm, Jesus, und der Sünde; zwischen ihm und der Sünde der Welt; zwischen ihm und der Sünde aller Menschen; zwischen ihm und meiner Sünde. Ja, auch meine Sünde hängt da. Sie ist nicht nur in mir, sie ist auch in ihm. Meine Finsternis ist zu seiner Finsternis geworden.

Wenn das stimmt, dann gilt auch das andere: Dann habe in einem gewissen Sinn auch ich ihn ans Kreuz gebracht. Er, der keine Sünde kannte, in dem nicht die geringste Finsternis war, er hat sich solidarisch gemacht, eins gemacht – nicht mit der Sünde als solcher, wohl aber mit dem Sünder, mit mir, mit meiner Finsternis; nicht mehr unterscheidend zwischen sich und mir, zwischen seiner Reinheit und meiner Unreinheit, zwischen seiner Sündelosigkeit und meiner Schuldbeladenheit. Als habe er selbst alle Sünden begangen, so erleidet er sie am Kreuz. So wurde er zur Sünde gemacht: Meine Sünde nimmt Er an als seine, damit seine Gerechtigkeit und Heiligkeit die meine werde. Ein heiliger Tausch, wie die Kirchenväter sagen, der sich hier vollzieht.

In der Tat, das Kreuz Jesu so anzuschauen heißt, ernst zu machen mit dem Gedanken: Es waren nicht einfach nur die Menschen damals, die Bösen von damals, die Jesus ans Kreuz brachten. Nein, auch ich gehöre dazu. Auch ich bin einer seiner Henker. Auch um meinetwillen, um meiner Schuld willen, um meiner Erlösung willen, um meiner Befreiung aus den Verstrickungen der Sünde willen, hängt er da. Niemand, auch ich nicht, kann, wie Pilatus es versuchte, die eigenen Hände in Unschuld waschen. Wer das tut, belügt Gott, belügt Christus, belügt seine Mitmenschen, belügt vor allem sich selbst. Gott hat auch für meine Erlösung das Kreuz des Sohnes für nötig, für not-wendig, für einzig not-wendend befunden.

Niemand will dies gerne wahrhaben: Was habe ich schon getan? Im Großen und Ganzen bin ich doch okay! Die wirklichen Sünder – das sind doch die anderen! Die, von deren Untaten die Zeitungen und die Nachrichten voll sind. Und überhaupt das Kreuz! War es wirklich nötig? Was ist das für ein Gott, der es zulässt, dass Sein eigener geliebter Sohn an diesem fürchterlichen Marterpfahl verblutet? Schon Petrus erhob Einspruch, vorwurfsvoll, anklagend, als Jesus zu seinen Jüngern von seinem bevorstehenden Leiden und Sterben sprach. „Das soll Gott verhüten, Herr! Das darf nicht mit dir geschehen.“ Unglaublich scharf die Reaktion Jesu: „Weg, mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; du hast nicht im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ (Mt 16,23)

Ja, wir wollen das Kreuz nicht. Weder das Kreuz Jesu noch unser eigenes. Wir fragen: Braucht Gott das Kreuz, um zu verzeihen? Verzeiht er nicht bedingungslos? Auch ohne grauenhaften Martertod? Doch nicht anders deutet Jesus selbst seinen Tod. Damals. Einen Tag zuvor. Im Abendmahlssaal. „Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt 26, 28).

Es ist nicht von der Hand zu weisen: „Billiger“ hat Gott uns offensichtlich nicht erlösen wollen. Auch wenn wir es gerne anders hätten – er hat es sich nicht leicht gemacht, mir und uns Erlösung, Vergebung und Heil zu erwirken. Natürlich, wenn er es gewollt hätte, hätte er es so machen können – die Berge menschlicher Schuld mit einer Handbewegung einfach beiseite schieben, ignorieren, sagen: Schwamm drüber! Halb so wild! Hat sich erledigt! Doch hätte das nicht geheißen, menschliche Schuld, auch meine Schuld, nicht wirklich ernst zu nehmen? Hätte es nicht geheißen, mich nicht wirklich ernst nehmen, mich auch in meinem Versagen?

Das Zeugnis der Schrift ist eindeutig: Dieser Eine, Jesus Christus, der Gottessohn als Menschensohn, ist bereit, die unermessliche Schuld der Welt zu tragen. In einer Liebe, die sich nicht einen Augenblick zu Hass verdunkelt. In einer Liebe, die vom Kreuz herab das große Vergebungswort sprechen kann: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“.

So wollte er das Meer des Bösen ausleiden und umleiden in ein noch größeres Meer der Liebe. Aus ihm dürfen wir die vergebende Barmherzigkeit des Erlösers trinken. Nur zu einem muss ich bereit sein: meine Sünden zuzugeben und Ihm zu geben, damit er sie vergeben kann. Tiefer und solidarischer mit uns leidenden, sündigenden, sterbenden Menschen hätte Gott als selbst Leidender, Sterbender und für uns zur Sünde Gemachter uns seine Liebe nicht erweisen können. Hier können wir sie sehen, die Liebe, die größer nicht gedacht werden kann. Weil es keine geringere als die größtmögliche Liebe sein sollte, darum hat Gott diesen und keinen einfacheren Weg zu unserer Erlösung gewählt.

Das alles könnte das Kreuz Jesu niemals sein ohne die Auferstehung des Gekreuzigten. Karfreitag ist menschlich gesehen eine Niederlage auf ganzer Linie, und wird zu einem Sieg einzig durch Ostern. Nur vor dem Hintergrund des österlichen Lichts können wir die Dunkelheit des Kreuzes Jesu als Erlösungsgeschehen deuten. Das Osterlicht nimmt dem Kreuz nichts von dieser Dunkelheit und Schärfe. Wie jedes Kreuz verliert es nichts von seinem furchtbaren Kreuzsein. Dennoch ist es für den Glaubenden umfangen von einem Licht, das größer ist als seine Dunkelheit. Das Osterlicht bedeutet Verheißung, Verwandlung, Überwindung, Freude, Seligkeit, Vergebung, Befreiung, Freiheit, Leben.

All das beginnt nicht erst drüben, im Jenseits. Es leuchtet schon herüber zu uns, hinein in unser Leben, hinein in unsere Kreuze, hinein in unsere Finsternisse, hinein in unsere Schuld. Auferstehung, Erlösung, neues Leben – all das beginnt schon hier und jetzt für den, der sich dem Kreuz anvertraut; der sich unter das Kreuz Jesu stellt und sich ganz persönlich ansprechen lässt vom Gekreuzigten: Der Vater vergibt dir, ich vergebe dir, weil ich dich liebe, weil ich für dich hier hänge, weil ich dich heilen möchte. Nur eines musst du tun: mir deine Sünden geben, sie erkennen, sie bekennen, sie dir nehmen und verzeihen lassen; am tiefsten und persönlichsten in jenem Sakrament, das ich der Kirche am Ostertag übergeben habe: im Sakrament der Versöhnung; aber auch in jeder anderen Bitte um Vergebung. 

Wenn du von mir diese Vergebung empfängst, dann wird es auch in dir Licht, dann wird es auch in dir Ostern. Dann bist auch du schon in jenem Licht, in das das Kreuz durch das Osterlicht getaucht ist. Denn es sind ja meine Worte, die du aus dem Mund des Priesters hörst: Deine Sünden sind dir vergeben. Gehe hin in Frieden.

 

Pfr. Bodo Windolf, München

Weitere Elemente für den Bußgottesdienst

Man benötigt Blumenkästen oder -schalen, die mit (Vogel-)Sand gefüllt sind und ein Aufstellen der Opferkerzen erleichtern.

 

GL 145,1.3 „Wohin soll ich mich wenden“

Einleitung (Siehe oben)

 

 GL 161 „Du rufst uns, Herr, trotz unsrer Schuld“


Gebet

Allmächtiger Gott, in unserer Schwachheit versagen wir und sind anfällig für das Böse. Schau auf das Leiden deines Sohnes, richte uns wieder auf, schenke uns neues Leben und öffne unsere Augen für die Not in der Welt. Darum bitten wir durch Jesus Christus. 

(nach: Stundenbuch II, S. 194)

 

Meditation und Gewissenserforschung (siehe weiter oben)

 

 Stille oder meditative Orgelmusik


Buße und Umkehr

GL 9,7 „Ich bin da vor dir, …“ (gemeinsam beten)

Oder: Reuegebet 

GL 601,9 „Ich habe gesündigt vor dir; …“ (gemeinsam beten)

Allgemeines Schuldbekenntnis (siehe MB)

 

Einladung zum Entzünden von Opferkerzen

Es gehört zu unserem Leben: Verfehlungen rufen nach Genugtuung. Aber auch wenn eine Wiedergutmachung nicht möglich ist, so wollen wir wenigstens mit einem Zeichen unsere Bitte um Vergebung unterstreichen. Wichtiger als das Zeichen bleibt aber die innere Haltung! Treten Sie vor, um eine Kerze zu entzünden. 

Zelebrant und seine Begleitung beginnen den „Opfergang“.

GL 440,1-5 „Hilf, Herr, meines Lebens“ 

(falls erforderlich kann man das Lied litaneiartig wiederholen)

Allgemeine Lossprechung

 

Bitten

Gepriesen sei Gott, der Vater, der durch seinen Geist in uns wirkt. Zu ihm lasst uns beten: Herr, sende uns deinen Geist. 

  • Gib, dass wir dankbar das Gute aus deiner Hand empfangen; hilf uns, auch Not und Leid in Geduld anzunehmen.
  • Du hast uns als deine Jünger berufen; hilf uns, dir heute nachzufolgen.
  • Wecke in uns das Verlangen nach deinem Wort; lass uns darüber nachsinnen alle Tage.
  • Lehre uns beten und nimm unseren Lobpreis an.
  • Gib uns die Kraft, auf Entbehrliches zu verzichten, damit wir den notleidenden Brüdern helfen können.
  • Vergib uns unsere Sünden und heilige uns.

(aus: Stundenbuch II, Fastenzeit, Laudes 2. Woche, Do/Fr,)

Überleitung zum Vaterunser

Herr, erbarme dich. … Christus, … Herr, …
Vater unser im Himmel …


Abschlussgebet

Öffne unsere Augen, Herr,
für die Wunder deiner Liebe.
Mit dem Blinden rufen wir:
Heiland, mache, dass ich sehe.

Öffne unsere Ohren, Herr,
für den Anruf meiner Brüder.
Lass nicht zu, dass sich unser Herz
ihrer großen Not verschließe.

Öffne unsere Hände, Herr,
Bettler stehen vor der Türe
und erwarten ihren Teil.
Christus, mache, dass wir teilen.

(nach: Stundenbuch II, S. 583)


Segen und Entlassung


GL 383,1.2.4 „Ein Danklied sei dem Herrn“


P. Karl Jansen SVD
 

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