„Was für Gedanken habt ihr in euren Herzen?“

01. Feb 2023

Jesus fragt (2): Mk 2,8

„Die Gedanken sind frei“, heißt es in einem alten Volkslied. Aber das heißt nicht, dass sie unschuldig oder folgenlos wären. Jesus fordert dazu auf, die Masken abzunehmen und aufrichtig zu sagen, was wir von ihm denken.

„Was für Gedanken habt ihr in euren Herzen?“

Wir wissen nicht, was den Schriftgelehrten durch den Kopf ging, als sie an jenem Tag in das Haus gingen, in dem Jesus sich häufig aufhielt. Aber es ist zu vermuten, dass ihre Gedanken von Skepsis und Misstrauen geprägt waren. Denn wenige Tage zuvor hatte Jesus für großes Aufsehen gesorgt. An einem Sabbat hatte er in der Synagoge von Kafarnaum das Wort ergriffen. Sie hatten gleich gemerkt, dass er kein Schriftgelehrter war wie sie. Aber er sprach mit einer Sicherheit und Autorität, die alle Menschen beeindruckte. Plötzlich jedoch trat ihm ein Mann entgegen und begann, ihn anzuschreien. Doch Jesus ließ sich nicht einschüchtern und befreite ihn durch ein Machtwort von seiner Besessenheit. Die Leute, die das miterlebten, waren erschrocken und fasziniert zugleich. Von überall her kamen sie zu ihm und baten ihn nach Ende des Sabbats um Heilung ihrer Kranken und Besessenen. Ob sich die Schriftgelehrten darüber gefreut haben?

Nun war Jesus wieder da. Die Schriftgelehrten hatten sich sofort die besten Plätze besorgt. Anders erging es vier Männern, die ihren gelähmten Freund zu Jesus bringen wollten. Da in der Menge kein Durchkommen war, deckten sie das Dach ab und ließen den Gelähmten von oben herunter, direkt vor Jesu Füße. Jesus war nicht verärgert. Ganz im Gegenteil. Er blickte anerkennend und freudig auf die Männer und sprach zu dem Gelähmten: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“ (Mk 2,8).

Was maßt sich dieser Mensch an, so dachten die Schriftgelehrten sogleich. Sie sagten kein Wort, doch Wut und Ablehnung waren ihnen ins Gesicht geschrieben. „Gotteslästerung“ – diese Anklage stand unausgesprochen im Raum. Jesus nahm das alles deutlich war und forderte die Schriftgelehrten auf, Klartext zu sprechen: „Was für Gedanken habt ihr in euren Herzen?“ Und er forderte sie auf, gut zuzuschauen, was er nun tun würde. Es sollte ihnen helfen, zu einer neuen Erkenntnis zu kommen. Und er heilte den Gelähmten. So leicht war das mit der Umkehr im Denken jedoch nicht. Obwohl sie mit eigenen Augen gesehen hatten, wie Jesus leidenden Menschen Befreiung geschenkt hatte, mochten sie ihre Theologie nicht aufgeben. „Wer kann Sünden vergeben außer dem einen Gott?“ (Mk 2,7) Das kann also nicht gut sein, was Jesus da macht, obwohl es diesen Anschein erweckt.

„Welche Gedanken hast du im Herzen?“ Diese Frage steht unausgesprochen im Raum, wenn wir zu Jesus kommen, wenn wir uns im Gebet an ihn wenden. Unsere frommen Worte sind dann nicht wirklich wichtig. Hast du ehrlich Vertrauen in ihn? Ist dein Verlangen, zu ihm zu kommen, so groß, dass du alle Hindernisse beseitigen willst? Sogar die Hindernisse in deinem Denken und Wollen? Denn wenn du dich wirklich auf Jesus einlassen willst, wirst du umdenken müssen. Dann wirst du ein neues Sehen und Hören lernen müssen. Sonst wirst du dich irgendwann enttäuscht und verbittert abwenden. So wie viele vor dir.

Ralf Huning SVD

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