Deutschland
13. Mär 2025
Pater Louis Mudingamene ist seit Februar neu in der deutschen Provinz. Zum zweiten Mal auf seinem Lebensweg als Steyler Missionar erschließt er sich eine neue Sprache, eine andere Kultur und geht neuen Aufgaben entgegen.
Die Sonne über Sankt Augustin zeigt sich für einen winterlichen Dienstagnachmittag sehr freundlich. Das Licht für Fotos könnte nicht besser sein. Doch durch den Park des Missionspriesterseminars zieht ein eisiger Windhauch. Pater Louis Mudingamene lächelt tapfer. Seine Hände verschwinden erst hinter dem Rücken, dann in den Jackentaschen.
Der 43-Jährige stammt aus der Demokratischen Republik Kongo, wuchs in der Hauptstadt Kinshasa auf. In seinem Heimatland schlug er den Lebensweg als Priester und Steyler Missionar ein. Von 2013 an lebte er zwölf Jahre lang als Missionar in Brasilien. Dort studierte er Pädagogik, arbeitete als Vikar in Pfarrgemeinden und in den Pastoralteams zweier Schulen der SVD.
Zu dem Zeitpunkt, als die Fotos in Sankt Augustin entstehen, ist er gerade einmal seit zwei Wochen in Deutschland. Später, im warmen Büro der Pressestelle, taut er merklich auf. Das Interview mit ihm führen wir auf Englisch, aber wenn ihm die Antworten auf Deutsch einfallen, nutzt er die Gelegenheit zum Üben.
Weißt du noch, wann du zum ersten Mal den Gedanken hattest, Priester zu werden?
Ich bin in meiner Kindheit mit dem Glauben aufgewachsen. Meine Mutter hat mich immer mit in die Kirche genommen. Ich erinnere mich nicht mehr genau, wie ich auf den Gedanken kam, Priester zu werden, aber ich weiß noch, wann es war: am Tag meiner Erstkommunion. Ich war elf Jahre alt. Es war eine schöne Feier und ich war so aufgeregt. An diesem Tag habe ich mich entschieden, dass ich selbst Priester werden und die Messe feiern möchte.
Wie ging es weiter und wie kamst du zur SVD?
Ich besuchte eine weiterführende Schule für Priesteranwärterin meiner Diözese. Nach dem Schulabschluss entschied ich mich, in die SVD einzutreten. Das Leben eines Missionars hatte einen großen Reiz für mich: ein einfaches Leben, die Arbeit mit den einfachen Leuten in anderen Ländern, ihnen helfen zu können, sie und ihre Kultur kennenzulernen und dabei selbst Wissen und Erfahrung zu sammeln.
Im Mai 2012 wurdest du zum Priester geweiht. Nicht einmal ein Jahr später kam der nächste große Schritt in die Mission nach Brasilien.
Ja, das war im Februar 2013. Ich wollte gern mit jungenMenschen in Brasilien arbeiten, auch weil ich wusste, dass es dort im Bereich der Bildung viel zu tun gibt. Außerdem wollte ich Portugiesisch lernen und war neugierig auf die brasilianische Kultur und Lebensart – die Freude am Singen, am Tanzen, am Fußballspielen.
Ich habe an zwei Schulen der SVD in der Schulpastoral gearbeitet, sechs Jahre lang am Colégio Verbo Divino in Barra Mansa im Bundesstaat Rio de Janeiro und zwei Jahre lang am Colégio Academia (Cristo Redentor) in Juiz de Fora im Bundesstaat Minas Gerais.
Ich arbeite gerne mit Kindern. Es macht Freude. Wer Kinder unterrichtet, bekommt von ihnen mehr zurück. Sie bringen dir so viel bei. Gerade, wenn du dich in einer neuen Kultur bewegst. Du lernst von ihnen, wie die Leute dort denken. Zum Beispiel verlassen sich Kinder in Brasilien viel stärker auf die Hilfe ihrer Eltern, als ich das aus dem Kongo kenne, wo Kinder früher selbständig werden. Die Kinder in Brasilien leben sehr im Augenblick. Das ist eigentlich schön; nur lassen sie sich leicht von den Spielen auf ihren Smartphones ablenken.
Nach 12 Jahren in Brasilien bist du jetzt ganz frisch in Deutschland angekommen. Träumst Du noch auf Portugiesisch?
Ich bemühe mich gerade, dass ich anfange, auf Deutsch zu träumen. Aber ja, die Sprache in meinem Kopf ist oft noch Portugiesisch, und die Sprache in meinem Herzen ist Französisch, weil ich in Kinshasa aufgewachsen bin. Ich habe in Brasilien schon ein paar deutsche Vokabeln gelernt. Wenn mein Gegenüber langsam mit mir spricht, verstehe ich einiges, aber eine Sprache zu sprechen bedeutet mehr, als Wörter zu kennen. Wir reden ja gerade auf Englisch.
Mein Ziel ist, mich so bald wie möglich fließend auf Deutsch zu unterhalten. Deshalb besuche ich einen intensiven Deutschkurs – von Montag bis Freitag.
Was hat dich daran gereizt, nach Deutschland zu kommen?
Der Wunsch liegt für jeden Steyler auf der Hand: Unser Orden wurde von Deutschen gegründet, hier liegen unsere Wurzeln. In der deutschen Ordensprovinz ist unser Mutterhaus. Ich war noch nicht in Steyl, aber ich freue mich darauf, in den nächsten Tagen dorthin zu fahren.
Mit welchen Erwartungen bist du hergekommen?
Ich habe erst einmal eine Erwartung an mich selbst, nämlich Deutsch zu lernen. Danach werde ich im Pfarrdienst arbeiten, aber ich konzentriere mich im Moment ganz auf die Sprache.
Wie fühlt es sich an, neu in einer anderen SVD-Provinz zu sein?
Das Gemeinschaftsgefühl ist überall in der Welt gleich. Die SVD ist eine große, weltweite Familie. Für mich zeigen sich Unterschiede eher in der Arbeit, in der Art, wie die Menschen in verschiedenen Ländern miteinander arbeiten. Aber über allem steht: Wir sind die SVD.
Was bedeutet für dich das Motto des 150-Jahr-Jubiläums der Steyler „Zeugnis ablegen für das Licht, überall und für alle“?
Es bedeutet, dass andere das Licht sehen, wenn ich es ausstrahle. Ich möchte es durch mein Leben und mein Handeln für andere sichtbar machen. Wenn ich das Licht selbst sehe und ihm folge, kann es durch mich für andere scheinen.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin einen guten Start!
Wir haben Louis Mudingamene nach seinem christlichen Lieblingslied gefragt. Das französischsprachige Lied „Parfum“ von Aimé Nkanu liegt ihm besonders am Herzen.
Hier ein ins Deutsche übersetzter Auszug aus dem Text:
Wie soll ich dir sagen, was ich fühle?
Deine Wohltaten sind zu groß.
Aus der Tiefe meiner Seele fließen zwei Tränen,
die mein Schweigen übersetzen.
Lass mein Leben eine Blume sein,
ein Duft für dich Herr.
Lass mein Leben eine Blume sein,
ein wohlriechender Duft.
Vor dir bereue ich
Mach mit mir, was du willst […]
Wie Ton vor den Töpfern,
gib mir die Form, die dir gefällt.
Tue alles zu deiner Zeit.
Ich werde immer zuversichtlich sein.
Herr wache über auf meine Wege.
Bewahre mich unter deinem Kreuz.
Ich möchte bei dir wohnen
alle meine Tage.