Deutschland
24. Mai 2025
Im Alter von 88 Jahren verstarb am 24. Mai 2025 im Wendelinusheim der Steyler Missionare in St. Wendel unser Mitbruder Pater Rüdiger Breyer SVD.
Die Zeit macht es besonders klar, dass alles vergänglich ist. Der britische Mathematiker, Physiker und Philosoph Alfred North Whitehead sagte es einmal so: „Es ist unmöglich, über die Zeit nachzudenken, ohne von der Empfindung der Begrenztheit menschlicher Intelligenz überwältigt zu werden.“ Ein gläubiger Mensch ist jedoch in der Lage, die Zeit im Sinne der Ewigkeit zu betrachten und die Begrenztheit der menschlichen Existenz im Licht des neuen Lebens bei Gott zu sehen. Unser Mitbruder Pater Rüdiger Breyer SVD, von dem wir heute Abschied nehmen, interessierte sich schon als Jugendlicher für die Zeit und vor allem als Uhrmacher für die Beschaffung der Geräte, die unsere Zeit messen können. Nun ist ihm die Ewigkeit bei Gott zuteil geworden.
Rüdiger Breyer wurde am 25. April 1937 in Heidelberg als drittes Kind der Eheleute Josef Breyer und Elisabeth Breyer, geb. Hess, geboren und vier Tage später in der Geburtsklinik St. Elisabeth in Heidelberg getauft. Die Kindheit und Jugend verbrachte er in Wiesloch. Dort besuchte er die Volksschule von 1943 bis 1951. Diese Zeit war geprägt von der Kriegs- und Nachkriegszeit. Die Schule diente im letzten Kriegsjahr als Lazarett und später wurde sie zur Kaserne für die amerikanischen Truppen. 1947 starb sein Vater, was das Leben in der Familie sehr veränderte. Schon früh musste er mithelfen in der Gartenarbeit und im Weinberg. 1951 bis 1953 besuchte er dann die Berufsfachschule für das Uhrmacherhandwerk in Mannheim, anschließend beendete er seine Ausbildung zum Uhrmacher in einem Meisterbetrieb in Bruchsal. In diesem Betrieb blieb er nach seiner Gesellenprüfung bis April 1957.
In seiner Jugend war er aktiv in der katholischen Jugend und bei den Pfadfindern in seiner Heimatpfarrei. In dieser Zeit wuchs bei ihm der Gedanke, Priester und Missionar zu werden. Nach einigem Suchen entschied er sich für die Steyler Missionare. Von Mai 1957 bis März 1963 besuchte er das Aufbaugymnasium der Steyler Missionare in Geilenkirchen. Am 1. Mai 1963 begann sein Noviziat in St. Augustin und das Studium der Philosophie. 1966 wurde ihm die Möglichkeit gegeben, das Theologiestudium auf den Philippinen fortzusetzen. 1969 legte er dort seine ewigen Gelübde ab und wurde im selben Jahr am 30. November in der Seminarkirche in Tagaytay zum Priester geweiht. Hier bekam er auch die Missionsbestimmung für Papua-Neuguinea, Diözese Wewak.
Im August 1970 brach er zu seinem Arbeitseinsatz nach Neuguinea auf. In Maiwara lernte er in der dortigen Katechisten-Schule die Umgangssprache „Tok Pidgin“. Für ihn waren die zwei Wochen recht schwierig, aber sehr hilfreich, da es dort eine gute Einführung in die pastorale Arbeit gab. Anfang September kam er nach Wewak zu Bischof Arkfeld. Dieser schickte ihn zur Einführung nach Kapaimari am Sepik-Fluss. In der weiten Flusslandschaft machte er die ersten Gehversuche in seinem pastoralen Dienst. Straßen gab es in diesem Gebiet nicht, alle Verbindungswege waren auf dem Wasser oder die kleinen Trampelpfade durch die Sumpflandschaft.
Nach Weihnachten wurde er zu einem Einführungskurs geschickt, um mit der melanesischen Kultur und Denkweise vertraut zu werden. Als er kurz vor Ostern nach Kapaimari zurückkam, wurde ihm gesagt, dass er nun eine Pfarrei übernehmen könnte. Bischof Arkfeld bestimmte ihn für Ambunti. Diese Missionsstation war eine große Herausforderung für ihn. Dort war ein Außenposten der australischen Kolonialverwaltung für den Sepik-Distrikt. Es gab zwei registrierte Regierungsschulen und eine katholische Schule, die sich noch im Aufbau befand. In den über 20 Dörfern, die zur Pfarrei gehörten, gab es Buschschulen, in denen Rechnen, Schreiben und Religion unterrichtet wurden. Die Lehrer in diesen Dorfschulen waren oft Katecheten, die von der Mission angestellt waren. Die Pfarrei hatte für die Entlohnung zu sorgen, was einige Schwierigkeiten bereitete. Auch die Kolonialregierung suchte mehr Kontrolle über diese Dorfschulen auszuüben und verlangte einen höheren Standard. Die Lehrer und Schulen mussten eine staatliche Anerkennung haben. Dies brachte größere Veränderungen mit sich. Aus diesem Grund mussten viele kleinere Dorfschulen geschlossen werden.
In der Kirche war nach dem 2. Vatikanischen Konzil eine Zeit der Neubesinnung und des Aufbruchs zu erkennen, der in den Missionsländern recht fruchtbar war. Man sah mehr die Verantwortung eines jeden Getauften für die Weitergabe des Glaubens und der Aufgabe für ein lebendiges Glaubenszeugnis.
Nach 40 Jahren missionarischer Tätigkeit in Papua-Neuguinea kehrte Pater Rüdiger Breyer im Frühjahr 2009 aus gesundheitlichen Gründen wieder nach Deutschland zurück. Der Abschied von Papua Neu-Guinea fiel ihm sehr schwer. Pater Breyer war ein Missionar mit Leib und Seele, ein Mensch, der seiner Berufung trotz widrigem Klima, schwierigen politischen Bedingungen und fremder Kultur immer treu geblieben ist.
Nach seiner Rückkehr lebte er zunächst gemeinsam mit weiteren Steyler Missionaren im Missionshaus St. Bernhard in Mosbach. Es gab dort genug Aufgaben für den Missionar aus Wiesloch, denn die Situation der Kirche in Deutschland hatte sich sehr stark verändert. Die Menschen in der deutschen Kirche waren und sind weiterhin auf der Suche nach den christlichen Wurzeln und einem neuen Verständnis des Glaubens. Pater Breyer vermisste jedoch ein wenig die Wärme und Freundlichkeit der Südsee-Menschen und die Lebendigkeit des Gottesdienstes. Die deutsche Kirche schien ihm, etwas verstaubt zu sein. Er wünschte den Christen in Deutschland, dass sie sich etwas mehr von Gott überraschen lassen sollten. Dennoch war er davon fest überzeugt, dass Gott für seine Kirche sorgt und auch heute in die Nachfolge seines Sohnes ruft.
Um seinen Lebensabend zu gestalten, kam Pater Breyer 2018 ins Wendelinusheim nach St. Wendel, nachdem das Missionshauses in Mosbach geschlossen wurde. In der Gemeinschaft des Wendelinusheimes pflegte er seine Spiritualität und nahm aktiv teil an den liturgischen Zeiten. Soweit es möglich war, wollte er auch in der Pflege selbständig bleiben. Doch in den letzten Wochen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Bei klarem Bewusstsein und mit gesundem Verstand erkannte er, dass seine Zeit gekommen ist, sein Leben in die Hände Gottes zu legen. Das tat er aus voller Überzeugung und lehnte jegliche medizinische Maßnahme ab, die sein Leben noch etwas hätten verlängern können. Mit dem letzten Atemzug gab er am 24. Mai 2025 in der Nacht um 1.45 Uhr sein Leben in die Hände Gottes zurück. Die Uhr seines Lebens ist stehengeblieben, möge nun die Ewigkeit bei Gott sein Lohn sein für alles, was er für die Menschen in der Mission und auch in der Heimat getan hat.
Pater Václav Mucha SVD, Rektor
Der Auferstehungsgottesdienst feiern wir am 28. Mai 2025 um 14.30 Uhr in der Hauskapelle der Steyler Missionare in St. Wendel. Anschließend findet die Beisetzung auf dem Friedhof statt.