Deutschland
06. Mai 2025
Nach langer Krankheit verstarb am 05.05.2025 im Marienkrankenhaus in St. Wendel unser Mitbruder Pater Johannes Osterholt SVD.
Wenn das Leben eines Menschen in dieser Welt zu Ende geht, dann fallen uns leicht die Worte des Propheten Jesaja ein: „Wie ein Weber hast du mein Leben zu Ende gewoben …“ So nehmen wir das Leben wahr: Es hat einen Anfang und es endet mit dem letzten Atemzug. Wenn wir uns heute von unserem Mitbruder Johannes Osterholt verabschieden, dann tun wir es aber im Glauben, dass die Toten gar nicht tot sind, sondern dass das Leben eines Menschen in den Händen Gottes seine Vollendung findet wie ein fertig gewobenes Tuch. Und wenn Gott es tut, dann ist der Tod keine Grenze, denn Gott ist ein Gott der Lebenden. In dieser Hoffnung und in dieser fröhlichen Gewissheit nehmen wir Abschied von unserem Mitbruder Pater Johannes Osterholt.
Johannes wurde am 27. Juli 1934 in Rheine, Kreis Steinfurt, geboren. Seine Eltern waren August Osterholt und Gertrud Osterholt, geb. Koch. Johannes war der Älteste von 13 Kindern. Er wuchs in einer tiefreligiösen Familie auf. Ein Bruder des Vaters war Bruder Virgilius SVD, Missionar in Brasilien und eine Schwester des Vaters war Schwester Dagobertis von den Vorsehungsschwestern. Daher keimte auch in ihm langsam der Gedanke, Missionar zu werden.
Nach den Studien an den Steyler Gymnasien in St. Arnold bei Neuenkirchen und St. Xaver in Bad Driburg begann er im Mai 1958 das Noviziat in St. Augustin. Nach dem Noviziat folgte das Studium der Philosophie. Den Abschluss absolvierte er an der Hochschule in St. Gabriel. Dann kehrte er nach St. Augustin zurück zum Studium der Theologie. Dort wurde er im Oktober 1964 zum Priester geweiht. Nach einem Pastoraljahr in St. Otto in Ottobrunn bei München reiste er am 22. November 1966 in die Mission nach Chile. Dieses Land wurde ihm zur zweiten Heimat.
Padre Juan, wie er nun genannt wurde, wirkte in Santigo de Chile, in der Pfarrei St. Michael der deutschsprachigen Katholiken, gleichzeitig gab er Religionsunterricht an verschiedenen Schulen der Hauptstadt. In Osorno arbeitete er in einer ärmlichen Vorortpfarrei. Von dort wurde er nach Entre Lagos versetzt, einer großen Landpfarrei (40 x 100 km) an der argentinischen Grenze. Die längste Zeit verbrachte er in Puerto Varas. Dort war er Lehrer im Colegio Germania del Verbo Divino. Neben der Lehrtätigkeit war er zuständig für die Schulseelsorge und die Seelsorge unter den Nachkommen der deutschen Kolonisten im weiten Umkreis. Ganz besonders kümmerte er sich um die Jugend und gründete einen Pfadfinderstamm, mit dem er manches Zeltlager unternahm.
Nach 30 Jahren Missionstätigkeit in Chile kehrte er 1997 nach Deutschland zurück und wurde dann Pfarrer in der Pfarrei St. Antonius in Dresden. Auch hier hinterließ er tiefe Spuren eines Menschen, der offen und ehrlich auf die Menschen zuging. Als Priester, Seelsorger und Steyler Missionar blieb er in herzlicher Erinnerung als ein Mensch, der den Gläubigen viel Freiheit gelassen hatte bei der Gestaltung des Gemeindelebens, damit sich jeder auch selbst entwickeln und verwirklichen konnte mit seinen eigenen Talenten. Was ihn auszeichnete, war eben die Überzeugung, dass er nicht alles allen machen muss, sondern auch den Gemeindemitgliedern die Gelegenheit gab, Verantwortung zu übernehmen. Mit großem Engagement pflegte er auch die Ökumene mit den evangelischen Nachbarn. Nicht zuletzt bleibt Pater Johannes in der Erinnerung der Menschen in Dresden als ein geselliger und unternehmungslustiger Zeitgenosse.
Von Dresden aus wurde Pater Johannes 2007 nach Steyl ins Mutterhaus St. Michael versetzt. In Steyl entdeckte er seine alte Vorliebe für den Garten und half fleißig mit bei der Erhaltung der Anlagen.
Im Oktober 2013 zog er sich zurück in das Wendelinusheim in St. Wendel im Saarland. Hier verbrachte er zunächst eine gute Zeit, bis sich dann in den letzten Jahren sein Gesundheitszustand verschlechterte. Die Bewegungsfreiheit wurde zum Teil eingeschränkt, da er an seinen Rollstuhl gebunden war. In den letzten Wochen war er nur noch bettlägerig und verließ sein Zimmer kaum. Auch die Kommunikation mit ihm war nur noch mit kleinen Gesten und Blicken möglich. Letztendlich musste er noch einmal mit einem Gefäßverschluss ins Krankenhaus, wo er dann sein Leben vollendete.
Die Gedanken von Corrie ten Boom bringen es auf dem Punkt, worum es im Leben eines jeden Menschen geht: „Unser Leben ist wie ein riesengroßer Teppich. An ihm wird ständig gewebt und gearbeitet. Farben und Fäden werden zu einem Muster zusammengefügt. Das Problem ist jedoch, dass wir diesen Teppich nur von der Rückseite sehen. Und da sieht er nicht gut aus. Die Farben passen oft nicht zusammen, das Muster scheint nicht zu stimmen, es gibt manche Knoten und überall hängen Fäden heraus. Ein Teppich von der Rückseite: Keiner würde sich ein solches Exemplar in die Wohnung legen. Bis an unsere Todesgrenze sehen wir unseren Lebensteppich nur von der Rückseite. Dann aber, im Licht der Ewigkeit, wird er von der Vorderseite sichtbar. Und plötzlich fällt es uns wie Schuppen von den Augen: Es ist ein farbenprächtiges, herrliches sinnvolles Muster. Die Rückseite mag uns noch so sehr verwirrt haben. Mit einem Mal haben wir ein sinnvolles Ganzes vor uns.“ Wir hoffen und glauben, dass unser Mitbruder Pater Johannes Osterholt seinen Lebensteppich anschaut, bewundert und Gott lobt und preist, dass er sein Leben so wunderbar gestaltet hat.
Pater Václav Mucha, Rektor
Der Auferstehungsgottesdienst für Pater Johannes Osterholt wird am 9. Mai 2025 um 14.30 Uhr in St. Wendel gefeiert, die anschließende Beisetzung erfolgt auf dem Friedhof des Missionshauses.
Der Herr schenke ihm die ewige Freude,
und das ewige Licht leuchte ihm.
Er lasse ihn ruhen im Frieden.
Amen.