„Ars Sacra Pekinensis“: Ostern in der Heiligen Kunst Pekings

China, Volksrepublik

Deutschland

17. Apr 2025

Gott ist Mensch geworden, für uns gestorben und auferstanden – für Menschen aller Kulturräume, Sprachen, Mentalitäten. Das kommt auch zum Ausdruck in den Bildern der „Ars Sacra Pekinensis“, der heiligen Kunst Pekings.

„Der Herr stirbt bereitwillig für alle“ ist das Bibelzitat, das in chinesischer Schrift unter dem Bild von Jesu Christi Kreuzigung steht. Es wurde von dem chinesischen katholischen Künstler Wang Suda (1910-1963) gemalt.
„Der Herr stirbt bereitwillig für alle“ ist das Bibelzitat, das in chinesischer Schrift unter dem Bild von Jesu Christi Kreuzigung steht. Es wurde von dem chinesischen katholischen Künstler Wang Suda (1910-1963) gemalt.

„Der Herr stirbt bereitwillig für alle“ ist das Bibelzitat, das in chinesischer Schrift unter dem Bild von Jesu Christi Kreuzigung steht. Es wurde von dem chinesischen katholischen Künstler Wang Suda (1910-1963) gemalt. Dieses Bild entstand um 1940 an der Kunstabteilung der katholischen Universität Fu Jen in Peking. Die Kunstwerke, die dort entstanden, sind heute noch unter dem Begriff, der von Fritz Bornemann SVD geprägt wurde bekannt: „Ars Sacra Pekinensis“ – die heilige Kunst Pekings.

Chinesische Künstler-Lehrer wie Chen Yuandu (1903-1967) und Wang Suda (1910-1963) arbeiteten zusammen mit dem Steyler Missionar Br. Berchmans Brückner (1891-1985) in den 1930er und -40er Jahren daran, eine chinesische christliche Kunst zu gestalten, die biblische Szenen und Glaubensinhalte den Menschen vor Ort nicht als etwas Fremdes, sondern als etwas Nahbares zeigen sollte.

Diese Initiative entsprang aus einer Veränderung in der Herangehensweise, wie die Mission der Katholischen Kirche von den Missionarinnen und Missionaren in ihnen fremden Kulturräumen vollzogen wurde. Die damals neue Sichtweise war, die Missionsarbeit von der eigenen Kultur und der eigenen Nationalität abzukoppeln. Das Apostolische Schreiben Maximum Illud (1919) von Papst Benedikt XV. legte die Grundsätze und Prioritäten der katholischen Missionen fest. Es stellte einen Bruch mit eurozentrischem und kolonialistischem Denken dar.

Ars Sacra Pekinensis: Das letzte Abendmal.
Ars Sacra Pekinensis: Das letzte Abendmal.

Kulturelle Unterschiede würdigen

In diesem Text wurde vorgeschlagen, die kulturellen Unterschiede zu würdigen, die Arbeit der Kirche von politischen Allianzen zu trennen und die Ressourcen der Ortskirchen zu entwickeln, damit sie nach dem Rückzug der Missionare zugunsten eines einheimischen Priestertums und Episkopats unabhängig gedeihen können. Der katholische Missionar, so Papst Benedikt XV., stellt sich als Botschafter Christi dar, nicht als Gesandter der eigenen Nation.

Der damalige Sekretär der Kongregation Propaganda Fide, Celso Kardinal Costantini (1876-1958), der eine innige Beziehung zur Katholischen Kirche in China hatte, setzte sich stark für die „Indigenisierung“ dieser Kirche ein. Unter seinem Einfluss wurden zum Beispiel die ersten sechs chinesischen Bischöfe 1928 in Rom geweiht.

Christus ist kein Fremder

Ein weiterer Teil dieser „Indigenisierung“ war, die Glaubensinhalte den chinesischen Katechumenen als etwas ihnen Eigenes zu präsentieren. Thomas Megan SVD (1899-1951) hatte das Bestreben, den Menschen dort zu zeigen, dass die Menschwerdung Christi ihn zu einer Person der ganzen Welt gemacht hatte. Die historische Person Jesus war zwar ein Israelit, aber er ist ein Heiland für alleauf der Welt. Er ist kein Fremder in China, sondern Gottes Menschwerdung bezieht die Menschen dort und überall auf der Welt mit ein.

Ars Sacra Pekinensis: Die Auslieferung an Pilatus.
Ars Sacra Pekinensis: Die Auslieferung an Pilatus.

So entstand bei Megan die Idee, die sogenannte „Ars Sacra Pekinensis“ in seiner Arbeit zu nutzen. Megan wollte diese Kunst für die Katechese nutzen und gab Wang Suda den Auftrag, biblische Szenen zu malen und sie in China anzusiedeln, sodass die Katechumenen die Glaubensinhalte als etwas Einheimisches erfahren konnten. Es wurden drei Sets von Bildern gefertigt, die dann als Poster gedruckt wurden: 1. Das Alte und das Neue Testament; 2. die Sakramente; und 3. Die Zehn Gebote. Neben der Nutzung für die Katechese waren diese Poster auch ein Mittel, um Gelder für die Mission in China zu akquirieren, indem man sie in die USA schickte und dort an Förderer verkaufte.

Vier österliche Motive

Vier Bilder aus dieser Reihe von Postern zeigen österliche Motive: das Letzte Abendmahl, die Auslieferung Jesu an Pilatus, die Kreuzigung und die Auferstehung. Sie sind alle komplett in einen chinesischen Kontext gestellt: die Gesichter aller abgebildeten Personen tragen chinesische Züge; die Architektur und Bepflanzung ist die von chinesischen Häusern und Palästen; die Kleidung der Personen und die Uniformen der Soldaten sind aus China; das Essen beim Abendmahl ist eine Schüssel mit chinesischen Nudeln, und die Jünger benutzen Essstäbchen.

Ars Sacra Pekinensis: Die Auferstehung Christi.
Ars Sacra Pekinensis: Die Auferstehung Christi.

Gott ist Mensch geworden und ist für uns gestorben und für unser Heil wieder auferstanden. „Wir“, das sind alle Menschen, die Christus bekennen als den Sohn Gottes. „Wir“, das umfasst die Menschen sehr verschiedener Kulturräume, Sprachen, Mentalitäten. Er ist einer von uns, wo auch immer wir, die Geschwister, die im Glauben vereint sind, auf der Welt sind. Es entsteht durch ihn und sein Sterben und Auferstehen für uns alle eine Gemeinschaft über alle Grenzen hinweg. Die Osterbotschaft vom Ewigen Leben ist ein Angebot an alle, dass es ihr eigenes werden kann.

Text: Gregor Weimar SVD, Bilder: SVD General Curia Photographic Archive, https://ccposters.com

Monumenta Serica

Gregor Weimar, der Autor dieses Textes, ist tätig für das Institut Monumenta Serica. Das sinologische Institut der Steyler Missionare gibt unter anderem eine gleichnamige Zeitschrift heraus. Am 25. Mai 2025 feiert Monumenta Serica sein 90-jähriges Bestehen.

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