Deutschland
18. Apr 2025
Unser Provinzial Pater Peter Claver Narh hat mit „Kirche in den NRW-Lokalradios“ über Karfreitag gesprochen, über die Steyler Missionare, unseren Gründer Arnold Janssen und über den gelebten Austausch der Kulturen.
Im Gespräch mit Radio-Redakteur Stefan Klinkhammer erinnert Pater Narh sich an Karfreitag in seiner Kindheit in Ghana: „Das war immer ein besonderer Tag. Wir hatten Kreuzweg-Stationen verteilt über die Stadt. Wir sind von Station zu Station gegangen, singend und betend. Vielleicht können wir das mit der Prozession an Fronleichnam hier in Deutschland vergleichen. [...] Es werden Klagelieder gesungen, und man spürt, dass etwas passiert ist. Diese Trauer ist dann überall zu finden.“
Zur Bedeutung des Karfreitags sagt Pater Narh: „Es ist ein Tag der Trauer, weil unser Herr Jesus Christus gestorben ist. Aber [...] es ist auch ein Tag, der den Weg für die Auferstehung ebnet. Denn ohne den Tod Jesu Christi gäbe es keine Auferstehung, gäbe es keine Erlösung. Und so ist dieser Tag, auch wenn er traurig ist, auch ein Tag, der uns in die Zukunft blicken lässt.“
Im Gespräch beschreibt der Provinzial die Gemeinschaft der Steyler Missionare und erläutert, warum Arnold Janssen 1875 unter den Bedingungen des Kulturkampfes seine Gemeinschaft nicht auf deutschem Boden gründen konnte, sondern über die Grenze in die Niederlande nach Steyl ging.
Auf die Frage, was der gelebte Austausch der Kulturen bei den Steylern bedeutet, antwortet Pater Narh:
„Interkulturalität gehört zu unserer DNA. Das heißt auch, hier in Deutschland zum Beispiel sind wir 218 Mitbrüder aus 17 Nationalitäten, und in jeder unserer Kommunitäten sehen sie Mitbrüder aus unterschiedlichen Kulturen. Dieser Austausch ist uns wichtig und ist als Reichtum zu betrachten.“
Den Unterschied zwischen Multikulturalität und Interkulturalität erläutert Pater Narh: „Multikulturalität ist mehr oder weniger, ich sage es einmal in einfachen Worten, ein Nebeneinander-Leben, bei dem unterschiedliche Kulturen sich tolerieren. Bei der Interkulturalität dagegen ist es so, dass die Kulturen voneinander lernen.“
Was das praktisch für das Einleben neuer Mitbrüder in der Gemeinschaft bedeutet, beschreibt der Provinzial so: „Uns ist es sehr wichtig, dass die Leute sich hier einleben, dass sie sich mit der Kultur auskennen. […] Erstmal haben wir einen Sprachkurs. Neben oder nach diesem Kurs gibt es unter anderem einen ein sogenanntes Familienpraktikum, bei dem die Mitbrüder in deutschen Familien leben, um die Sprache zu verbessern und die Kultur kennenzulernen. Wir haben bis jetzt sehr gute Erfahrungen gemacht. Es sind Beziehungen entstanden, die immer noch bestehen.“
Auf die Frage, was andere Menschen von dieser Form des Zusammenlebens lernen können, antwortet Pater Narh: „Ich denke, was wir alle voneinander lernen können ist, dass wir Vorurteile abbauen. Dass wir einfach die Menschen kennenlernen und merken: Oh, sie sind fast genauso wie wir – und das von beiden Seiten. Vorurteile abbauen, Begegnung, keine Berührungsängste haben, Fragen stellen, in Dialog miteinander treten: Da findet man sehr viele Gemeinsamkeiten, sieht aber auch, wo die Unterschiede sind. Und – das ist meine Erfahrung – man merkt, dass man ergänzend unterwegs sein kann, dass man nicht gegeneinander sein muss, sondern dass man sich gegenseitig unterstützen kann.“
Das Gespräch wurde am Karfreitag in zwei Teilen während der Sendestunde von 12 bis 13 Uhr im gemeinsamen Programm von Radio NRW ausgestrahlt und war auf 45 Lokalradiosendern zu hören. Stefan Klinkhammer, Redakteur von "Katholische Kirche im Privatfunk NRW", führte das Interview.
Unser Jubiläumsfilm "150 Jahre Dialog der Kulturen" zeigt, wie der kulturelle Austausch Teil des Selbstverständnisses der Steyler Missionare wurde – und wie er in der Gemeinschaft gelebt wird.