Karfreitag: Durch die Mitte des Kreuzes zum Leben

Deutschland

18. Apr 2025

Zur Feier der Karfreitagsliturgie am Steyler Missionspriesterseminar in Sankt Augustin stellte Christian Tauchner SVD ein Kreuz in den Mittelpunkt seiner Predigt, das der Steyler Missionar John Conliss gestaltet hat.

Karfreitag: Durch die Mitte des Kreuzes zum Leben

Mit Blick auf die Öffnung in der Mitte dieses Kreuzes sagte Christian Tauchner: „Es zeigt mir, dass ich mich am Kreuz nicht vorbeischwindeln soll. Durch seine Mitte hindurch geht es zum Leben.“

Zuvor hatte Yohanes Paji SVD in seiner Einführung zur Lesung aus dem Johannesevangelium dargelegt: „Jesus ist der Herr der Geschichte. Er geht freiwillig seinen Weg. Er geht in seine Stunde, für die er in diese Welt gekommen ist […] bis zur Vollendung in seinem Wort: ‚Es ist vollbracht.‘“ Jesus entschied nach dem Willen seines Vaters, keinen Weg am Kreuz vorbei zu suchen, sondern es anzunehmen: „Der Kelch, den mir der Vater gegeben hat – soll ich ihn nicht trinken?“ (Joh 18,11)

Der Auferstandene zeigt seine Wunden

Fühlte sich Jesus am Kreuz von Gott verlassen in seinem Leid? „Ob er den Psalm 22 angefangen hat und wie weit er gekommen ist – das ist eine Glaubensfrage“, sagte Christian Tauchner. Denn das Flehen „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Ps 22,2) gelangt im Verlauf des Psalms 22 zur Erhörung: „Du hast mir Antwort gegeben.“ (Ps 22,22)

„Gerade am Karfreitag dürfen wir die Erfahrungen ernstnehmen, in denen Menschen Fragen: Wo ist denn Gott in diesem Leid?“, sagte Tauchner. Wer so etwas durchgemacht hat, trägt bleibende Verwundungen davon. „Wenn der Auferstandene zu seinen Jüngern kommt, zeigt er ihnen seine Wunden. Die Auferstehung nimmt sie nicht weg“, sagte Tauchner. Diese Wunden zeigen den Menschen, wo immer sie selbst leiden: Jesus war schon dort.

Gebet um Verwandlung

Christian Tauchner SVD feierte mit Gästen und Mitbrüdern am Karfreitag das Fest vom Leiden und Sterben Jesu.
Christian Tauchner SVD feierte mit Gästen und Mitbrüdern am Karfreitag das Fest vom Leiden und Sterben Jesu.

Christian Tauchner ermutigte die Gäste und Mitbrüder, sich Gedanken über ihre eigenen Verwundungen zu machen, diese auf einen Zettel zu schreiben und bei Verehrung vor dem Kreuz abzulegen. Dort gab es auch die Gelegenheit, ein Körnchen Weihrauch zu verbrennen. „Das Weihrauchharz kommt aus der Wunde eines Baumes und verwandelt sich in Wohlgeruch“, sagte Tauchner. „Ich denke, es gilt auch für unsere Wunden, dass sie sich verwandeln lassen.“ Eine Verwandlung, für die wir beten dürfen.

Christian Tauchner gab der Gemeinde ein Zitat mit auf den Weg, das beschreibt, wie eine solche Verwandlung wirken kann – eine Verwandlung der Beziehungen zu Gott, der Schöpfung und den Mitmenschen.

„Die Beziehung zu Gott dem Vater bezeugen wir nicht nur dadurch dass wir ihn so nennen, sondern dadurch, dass wir uns den Anderen gegenüber wie zu unseren Brüdern und Schwestern verhalten. Die Beziehung zu Gott dem Schöpfer bezeugen wir nicht nur mit unseren Ansichten über die Entstehung der Welt, sondern wesentlicher durch unsere Beziehung zur Natur. Die Beziehung zum Geheimnis der Menschwerdung bezeugen wir nicht nur mit jenem Vers im Credo, den wir mit einer Verneigung beim Gottesdienst rezitieren, sondern vor allem dadurch, wie wir mit unserem eigenen Menschsein und dem Menschsein der anderen Menschen umgehen.“  

(Tomas Halik, Berühre die Wunden. Über Leid, Vertrauen und die Kunst der Verwandlung, Freiburg: Herder 2013)

Bilder: Gregor Czora, Christian Tauchner (Conliss-Kreuz)

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