Deutschland
23. Apr 2025
Bruder Roland Scheid ist vielen Freunden der Steyler Missionare als Maler bekannt. Eines seiner Bilder symbolisiert die Auferstehung. Wir haben mit Bruder Roland über seine Kunst und seinen Glauben gesprochen.
Lieber Roland, was kannst du uns zu deinem Auferstehungsbild sagen?
Wir beten in der Liturgie, dass wir durch Leiden und Kreuz zur Herrlichkeit der Auferstehung gehen. Unser Leben geht da durch, wir kommen nicht daran vorbei. Leonard Cohen sagt es so schön in einem seiner Songs: „There is a crack in everything. That‘s how the light gets in.“ Durch jeden Riss im Leben scheint auch ein Licht herein.
Diese Verwandlung, die das ganze Leben hindurch passiert und die sich im Tod vollendet: Das ist dargestellt in dem Kreuz, das zugleich ein Baum ist, der sich harmonisch entfaltet mit jungen Blättern. Im Hintergrund strahlt die Sonne – auch als Symbol der Auferstehung, als das Licht Gottes. Darunter liegt das blaue Meer. Das ist ans Alte Testament angelehnt. In den Psalmen steht das Meer oft für das Unbekannte, das Dunkle, die Untiefen des Lebens. Im Bild weicht es zurück vor dem Kreuz und dem Licht.
Es passt zu meiner persönlichen Lebenserfahrung: So erdrückend oder ausweglos es manchmal scheint, steht dem immer die Schönheit des Lebens gegenüber. Wer im Gefängnis war, weiß besser als jeder andere, wie schön die Freiheit ist.
Was bewegt Dich, wenn Du ein Bild malst?
Malerei kommt von innen heraus. Man malt immer, was in einem selbst ist. Welchen Spielraum es dann für Interpretationen lässt, steht auf einem anderen Blatt. Die bunten Farben, die ich wähle, sollen eine Botschaft rüberbringen. Der Grund liegt in meiner Spiritualität und meiner Lebensgeschichte.
Ich bin im Saarland aufgewachsen und empfand die Religiosität und die Kultur oft als erdrückend. Meine Generation, wir kämpfen ein ganzes Leben lang, um uns von diesen alten, schweren Gottesbildern zu befreien. Ich erlebe das auch immer wieder bei den Gästen hier in Steyl. Wie wohl das tut, wenn da mal frischer Wind durchbläst und diese alten Geschichten vom Tisch fegt. „Die Ehre Gottes ist der lebendige Mensch“, das hat Irenäus von Lyon im 2. Jahrhundert gesagt. Was haben wir oft in unserer kirchlichen Geschichte daraus gemacht? Wir haben Menschen kriechen, aber nicht tanzen lassen.
Und deswegen setze ich demonstrativ auf diese bunten Farben, um zu zeigen: Gott möchte Leben und Farben in uns und um uns herum.
Woher kommt dein Glaube, der seit deiner Jugend die Motive deiner Bilder inspiriert?
Wie gesagt: Ich bin zwar katholisch aufgewachsen, aber von der Enge musste ich mich erstmal befreien. Aber ein Glaube an Jesus, der war immer da. Vielleicht kam das von der Oma, die nicht viel gesagt hat, aber es einfach gelebt hat, eine gute Frau. Auf Gott kann man sich verlassen, der ist immer da. Das hat in mir gelebt. Dadurch hat sich für mich auch ein Weg zur Hoffnung aufgetan.
Ich bin dann nach Trier gegangen, mit 18, und habe dort Krankenpflege gelernt. Wir lebten zu dritt in einer Wohngemeinschaft. Wir haben im Sommer auf dem Gras gelegen, die Wolken angeguckt und versucht, uns das Leben zu erklären. In der Krankenpflege wird man ja fast täglich mit Leben und Tod konfrontiert. Im Lauf der Jahre hat sich bei mir eine Spiritualität gebildet, die fest auf der Zusage Gottes steht, dass er uns liebt und dass jeder Mensch und jedes Wesen auf diesem Planeten ein Recht auf Leben hat. Und zwar ein Leben in Fülle.
Bilder: Roland Scheid SVD,
Interview: Sebastian Quillmann