Deutschland
26. Jul 2025
Im Kreis der Mitbrüder und Freunde verstarb am 26. Juli 2025 im Wendelinusheim der Steyler Missionare unser lieber Mitbruder Hermann Hempen SVD.

„Bleibt auch weiter miteinander verbunden und liebt einander als Brüder und Schwestern. Vergesst nicht, die Gastfreundschaft zu üben; denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu ahnen, Engel bei sich aufgenommen.“ Hebr 13, 1-2
Gastfreundschaft zu üben, heißt im Allgemeinen, dass man Besucher, Gäste oder sogar fremde Menschen, die man nicht kennt, mit Freundlichkeit, Großzügigkeit und Wärme empfängt und ihnen das Gefühl von Willkommen und Wohlbefinden vermittelt. Der Brief des hl. Paulus an die Hebräer vertieft diese Gedanken. Darin ist Gastfreundschaft eine innere Haltung, die sich in höchster Form der Nächstenliebe erkennen lässt. Unser Mitbruder Hermann Hempen SVD, von dem wir heute Abschied nehmen, pflegte diese innere Haltung der Nächstenliebe und erwies sie allen, die ihm auf seinem Lebensweg begegnet sind. Möge er nun von den Engeln Gottes empfangen werden.
Am 8. August 1943 wurden Herman geboren. Seine Eltern waren Anna und Anton Hempen. Hermann und seine Zwillingsschwester Maria wurden 1950 in der Volkschule / Wippingen eingeschult. Nach achtjähriger Schulzeit fand Hermann zunächst gute Arbeit auf dem Hof der Eltern. Parallel dazu besuchte er mit seinem Bruder Johannes wöchentlich die landwirtschaftliche Berufsschule in Dörpen. Nach reiflicher Überlegung und gründlicher Beratung im Kreis der Familie begann für Hermann im Jahr 1960 im niederländischen Steyl ein neues Leben. Er war fasziniert von dem Betrieb in der Druckerei, in dem zur damaligen Zeit über eine Million Zeitschriften der „Stadt-Gottes“ gedruckt wurden und viele anderen Schriften wie zum Beispiel „Der Jesusknabe“, „Michaelskalender“, „Bildkalender“, die niederländische Ausgabe der „Stadt-Gottes“ sowie die englische „Word“. Die Maschinen in der Druckerei liefen auf Hochtouren. Es gab fast alle Berufe zur Ausbildung, und die große Zahl der Bewohner ernährte sich von der eigenen Arbeit. Die Landwirtschaft in Belfeld tat das Nötige. Hermann schloss sich dieser Ordensgemeinschaft an. Bald fühlte er sich in Steyl wie zu Hause, obwohl ihm vieles unbekannt war wie Schlafsaal, Speisesaal, feste Gebetszeiten und klösterliche Tagesordnung. Nach einem informativen Rundgang durch alle Werkstätten war der Entschluss schnell gefasst. Hermann fing in der Bäckerei an. Seine Gesellenprüfung absolvierte er in Mönchengladbach. Danach arbeitete er in der Steyler Bäckerei. Dort wurde alles gebacken für 600 Hausbewohner, für die Klausurschwestern und für die Mitbrüder des Leonardushofes.
Im Jahr 1961 begann er in Steyl das sechsmonatige Postulat zusammen mit 25 anderen Kandidaten. Vom 1. November 1961 bis zum 1. Novermber 1963 vertiefte er im Noviziat seine missionarische Berufung. Nach dem kanonischen Recht musste das Noviziat innerhalb von zwei Jahren gemacht werden. Zur Feier der Erstprofess am 1. November 1963 kamen alle seine Geschwister nach Steyl. Als Juniorbruder arbeitete er weiter in der Steyler Bäckerei. Später wurde er auch mehrmals versetzt, um in den verschiedenen Häsern auszuhelfen – vor allem im Küchenbetrieb, aber auch im Presseapostolat als Reisebruder.
Im Jahr 1971 suchte Pater Johannes Dapper einen Mitbruder, der ihm helfen könnte, in Deglagu, im Hochland von Papua-Neuguinea, eine neue Bäckerei aufzumachen. Bruder Hermann sagte ihm mit seinem klaren Ja-Wort zu. Er war begeistert von der Idee, eine neue Bäckerei in Papua-Neuguinea zu führen und stellte den Antrag für die Missionsbestimmung. Ende 1972 erhielt er die Bestimmung für Papua-Neuguinea. Ein ganzes Jahr musste er auf sein Visum warten. Am 27. August 1973 flog er dann endlich nach Australien. Im März 1974 flog er mit der Trans Australia Airlines TAA nach Papua-Neuguinea. Für die Einführung in die Pidgin-Sprache ging er nach Maiware in die Katechistenschule, die von Pater Alois Klein SVD geleitet wurde. Nach vier Wochen übernahm er die Arbeit von Bruder Josef Prass in Mingende, im Hochland Neuguineas. Da er aus einem landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern kam, wurde ihm nahegelegt, die Landwirtschaft in Mingende zu übernehmen. Nun war er verantwortlich für 200 Rinder und Kühe, eine kleine Schweinezucht, eine Kaffeeplantage und einen Gemüsegarten. Eine längere Zeit arbeitete er in Mingende in verschiedenen Betrieben mit über hundert Angestellten. „Es war ein wunderschöner Platz zum Arbeiten und ein angenehmes Klima“, erinnerte sich später Bruder Hermann. Neun volle Jahre war er in Mingende tätig.
Im Jahr 1983 wurde Bruder Hermann für zwei Jahre von PNG nach Australien versetzt. In Marburg war er bald die Zentralperson für alles im Haus, sei es als Autofahrer für die Kranken von PNG, oder als Hausmeister oder Prokurator usw. Jedoch wurde das Haus in Marburg 1986 aus verschiedenen Gründen veräußert.
In Sydney wurde ein neuer Rektor für das Missionshaus gesucht. Wegen des Noviziates musste der Rektor ein Priester sein. Der damaliger Pater Generalsuperior Heinrich Heekeren setzte sich in Rom für die Einsetzung der Brüder für diese Positionen ein, und somit war Bruder Hermann bald als Rektor gewählt. Sechs Jahre hatte er diese Aufgabe inne.
Im Jahr 2004 bekam Bruder Hermann eine Versetzung nach Epping als zuständige Person für die Altenpflege. Im Haus gab es 12 Zimmer, die belegt werden durften. Dort sollten Mitbrüder der australischen Provinz ihren Lebensabend verbringen.
Als Bruder Hermann 2009 zum Heimaturlaub nach Deutschland kam, fragte ihn der damalige Provinzial Bernd Werle SVD, ob er sich vorstellen konnte, die Aufgabe als Superior Delegatus in der Steyler Missionsprokur in Sankt Augustin zu übernehmen. Zunächst lehnte er das Angebot ab. Dann aber nach gründlicher Überlegung mit den Provinzialen in Australien und in Deutschland wurde er in die deutsche SVD-Provinz versetzt und am 25. Januar 2011 verließ er nach 28 schönen Jahren Australien. In Sankt Augustin übernahm er die Arbeit als Superior Delegatus. Bald stellte sich heraus, dass er diese Aufgabe nicht lange machen wollte. Die Arbeit im Büro und am PC war nicht seine Stärke. Bald fand er eine neue Beschäftigung. Man suchte eine Hilfe für die Mitbrüder auf dem Krankenstock, besonders für die Nächte. Damit war er wieder in seinem Element.
Es hat nicht lange gedauert, da wurde er 2011 nach St. Wendel versetzt, wo er gerade in der Hilfe bei den älteren und hilfsbedürftigen Mitbrüdern seinen Platz fand. Er übernahm von Pater Reinhold Jörger den Dienst im Altenpflegeheim. Im selben Jahr ist Pater Jörger verstorben. Somit war er verantwortlich für die Versorgung der Mitbrüder im Pflegeheim. In 14 Monaten fanden 14 Beerdigungen statt. Ebenso besuchte er täglich die Mitbrüder im Krankenhaus. Die pastoralen Aufgaben waren vielfältig. Jedoch die Arbeit sagte ihm zu. „Ich möchte für die Mitmenschen da sein und meine Hilfe anbieten“, sagte er immer wieder.
Bruder Hermann Hempen bleibt in der Erinnerung der Menschen in der Stadt St. Wendel wie auch bei den Mitbrüdern in Papua-Neuguinea und hier im Wendelinusheim als ein Mensch, der zunächst an andere dachte. Seine Hilfsbereitschaft und seine freundliche Art, sich um andere zu kümmern, seine Menschlichkeit und Herzlichkeit zeichneten ihn aus. Überall dort, wo er arbeitete und lebte, stellte er seine Zeit, seine Begabungen und Talente, ja sein ganzes Leben in den Dienst der Nächstenliebe. Selbst in den letzten zwei Jahren, wo er von einer schlimmen Krankheit ziemlich eingeschränkt war, dachte er immer zunächst an andere. Nun vollendete er am 26.07.2025 um 17.36 Uhr im Kreis der Mitbrüder und Freunde sein Leben. Die Steyler Ordensgemeinschaft nimmt Abschied von einem Mitbruder, der seinen Nächsten diente, als wollte er Engel beherbergen. Möge er nun von Gott Vater und seinen Engeln empfangen werden.
Pater Václav Mucha SVD, Rektor
Der Auferstehungsgottesdienst ist am Feitag, 1. August 2025, um 14.30 Uhr in der Missionshauskirche in St. Wendel, anschließend die Beisetzung auf dem Klosterfriedhof.
Herr, schenke ihm die ewige Freude,
und das ewige Licht leuchte ihm.
Lass ihn ruhen im Frieden. Amen.