Deutschland
26. Dez 2024
Die Steyler Missionare feiern Weihnachten im Rahmen ihres 150-jährigen Gründungsjubiläums. Generalsuperior Pater Anselmo Ricardo Ribeiro spürt in seiner Predigt der Verehrung des Gründers, Arnold Janssen, für das Jesuskind nach.
„Was für ein großartiges und erhabenes Beispiel hat uns unser Erlöser bei seinem Eintritt in diese Welt gegeben. Er hat nicht Ruhm und Reichtum als sein Recht gewählt, sondern Verachtung und Armut. (...) lasst uns das gut bedenken, wenn wir den göttlichen Erlöser in der Krippe anbeten, und lasst uns sein Beispiel in unserem Gedächtnis festhalten, damit wir seine Demut nachahmen können.“ (Arnold Janssen)
Liebe Brüder und Schwestern, wir feiern dieses Weihnachtsfest in einer besonderen Zeit für unsere missionarische Familie. Wir begehen es im Rahmen unseres 150-jährigen Gründungsjubiläums und auf gesamtkirchlicher Ebene im Einklang mit dem heiligen Jahr 2025.
Als ich bei dieser Feier das Jesuskind zum dritten Male in der Prozession trug, spürte ich die Last, einer der Nachfolger des heiligen Arnold Janssen zu sein. Das erste Mal war noch im Generalkapitel, als die Kommunikationsabteilung eine Reihe von Fotos aller Generaloberen veröffentlichte, angefangen vom Gründer bis zu mir am Ende der Liste. Das zweite Mal trug ich es am 8. September dieses Jahres bei der Eröffnung unseres Jubiläumsjahres in Steyl bei der Heiligen Messe. Ich trug es in die Oberkirche des Missionshauses in Prozession einziehend, um der Eucharistie an diesem Ort vorzustehen. An genau jenem Ort, an dem alles von unserem Gründer sorgfältig geplant und unter großer Anstrengung errichtet wurde, damit dort eine Missionsgemeinschaft entstehen konnte. Aber ich darf Ihnen sagen, dass die Wiederholung dieser Geste Pater Arnolds, der vorsichtig das Gotteskind trug, uns alle auch heute noch zur Quelle und zum tiefsten Sinn unserer missionarischen Berufung führt.
Pater Arnold wollte eine Kongregation, die sich dem göttlichen Wort widmet, um das Wort Gottes zu verkünden. „So wurde das göttliche Wort selbst zum einigenden Prinzip der Spiritualität der Kongregation in all ihren Aktivitäten und in der Tat zum eigentlichen Grund ihrer Existenz.“ (MIOTK, A. Untiring Missionary of the Word and the Spirit, 2022) Im Jahr 1883 wurde diese Prozession von Arnold Janssen in Steyl eingeführt und bereits 1902 ebenso von allen Häusern der Kongregation in Europa.
Wenn wir Weihnachten feiern, feiern wir das Geheimnis der Menschwerdung. Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn als ihren Retter sandte (Johannes 3,16). Aber das Ereignis, das die Heilsgeschichte und unsere Spiritualität prägt, ist, dass der vom Vater Gesandte auf diese Weise in die Welt kommt, klein und verletzlich und in Menschengestalt. Ich glaube, dass hier einer der Gründe für Arnolds Zärtlichkeit gegenüber dem Jesuskind zu finden ist: die Annahme der menschlichen Verletzlichkeit als der von Gott gewählte Weg zur Erlösung der Menschheit.
Wenn Sie gestatten, gehe ich noch ein wenig weiter. Mir scheint, dass die Schwachstellen hier zu finden sind. Die des Gotteskindes, das Trost und Wärme braucht und die des Menschen, der erkennt, dass er klein ist, damit Gott selbst ihn führen kann. Die Menschwerdung ist nicht aus Mitleid geschehen. Ich glaube, es war um der Identifikation willen. Jeder Mensch ist aufgerufen, dem Gotteskind zu begegnen und sich mit ihm zu identifizieren. Dem Kind, das am Rande der Stadt geboren und von den Hirten in der kalten Nacht angebetet wurde.
„Das soll euch ein Zeichen sein: Ihr werdet ein neugeborenes Kind finden, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt.“ Lukas 2, 12
An das in Windeln gewickelte Kind und das Ritual, das wir gemäß unserer Tradition wiederholen, ist nicht nur eine Erinnerung. Wir machen damit Schritte in Richtung einer missionarischen Verwandlung und Umkehr. „Pater Arnold hat verstanden, dass die große Botschaft der Heiligen Nacht darin besteht, dass wir Gott nicht gefallen können, wenn wir nicht klein werden.“ (MIOTK, A. Untiring Missionary of the Word and the Spirit, 2022) Das sollte ein Zeichen für uns sein!
Als Missionare haben wir in den vergangenen hundertfünfzig Jahren Großes geleistet. Wir waren Pioniere, haben Städte gegründet, die Kirche gefestigt, Generationen erzogen, die Würde des Lebens verteidigt und natürlich das Wort Gottes gepredigt. Wir sind die sechstgrößte Männerkongregation in der katholischen Kirche und die erste unter den Missionskongregationen geworden. Aber wenn wir uns nicht mit dem Neugeborenen in der Krippe identifizieren und erkennen, dass auch wir klein sind, werden wir das Leben Jesu, des göttlichen Wortes, nicht zu unserem Leben und seiner Mission machen. Denn wir sind gesandt, uns um die zu kümmern, die auf dem Weg verletzt werden.
Pater Grosse-Kappenberg schreibt in seinen Erinnerungen: „Der Generalobere hielt diese Feier (Weihnachten mit der Prozession des Jesuskindes) immer im Mutterhaus selbst ab. Er tat dies zum letzten Mal an Weihnachten 1907. Ich werde nie den Eindruck vergessen, den der weißhaarige Priester machte, als er vor dem Jesuskind kniete und die Gebete vortrug, die in seinem Herzen aufstiegen. Sein Gesicht strahlte vor Hingabe und heiliger Freude. In diesem Moment war er zutiefst bei sich selbst“. Ich gehe hier noch etwas weiter: Er war in tiefer Identifikation mit dem göttlichen Wort, das sich zum Heil der Welt inkarniert hatte.
Möge das Bild des in Windeln gewickelten Kindes für uns in diesem Jubiläumsjahr ein Zeichen der Umkehr sein. Möge unsere Identifikation mit dem göttlichen Wort und seiner Inkarnation unser Zeugnis vor allen Menschen sein.
Pater Anselmo Ricardo Ribeiro, Generalsuperior der SVD
Predigt für die Weihnachtsvigil, Collegio del Verbo Divino, Rom