Deutschland
16. Jul 2024
Nach längerer Krankheit verstarb am 15. Juli 2024 in St. Wendel unser Mitbruder Pater Heinrich Alkämper SVD. Wir wollen in Dankbarkeit unseres verstorbenen Mitbruders gedenken (Ko 416).
Von dem unbekannten Gott zu erzählen, in dem alle Menschen ihren Ursprung haben, und von Jesus Christus, der seinen Jüngern beigebracht hat, wer dieser unbekannte Gott ist und wie er handelt, davon war auch unser verstorbene Mitbruder Pater Heinrich Alkämper SVD überzeugt, begeistert und motiviert, diese Botschaft der Menschenfreundlichkeit Gottes zu verkünden: „Durch Jesus Christus werden wir neu lebendig werden und auferstehen. In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir. In ihm spüren wir neue Lebenskraft, weil er uns anschauen und berühren kann!“ Nun darf Pater Heinrich Alkämper Gott selbst von Angesicht zu Angesicht schauen und sich der tiefen Erkenntnis Gottes und seiner Liebe erfreuen.
Heinrich ist am 12.02.1939 in Rheinhausen, heute Duisburg, geboren. Seine Eltern Wilhelm und Katharina Alkämper, geb. Steuten, sorgten in der Nachkriegszeit dafür, dass er und seine sechs weiteren Geschwister gut und gesund aufwuchsen. Der Vater arbeitete als Modellbauer, und die Mutter kümmerte sich um eine gute Erziehung ihrer Kinder. Pater Heinrich erinnerte sich an eine Aussage: „Das Gottesbild, das uns unsere Mütter hinterlassen, ist ein Menschenbild, das nicht auf Recht und Rechtfertigung pocht, sondern allein auf Menschlichkeit.“ Von dieser Aussage war er auch selbst ergriffen, denn seine Mutter war für ihn ein Vorbild der Menschlichkeit und des Glaubens.
Die Sakramente der Taufe, der Erstkommunion und der Firmung empfing er in der Gemeinde St. Peter, Rheinhausen, Diözese Münster. Mit sieben Jahren wurde er in die Volksschule eigeschult, die er fünf Jahre lang besuchte. Im Jahr 1951 wurde er in die Sexta des Naturwissenschaftlichen Gymnasiums in Rheinhausen aufgenommen. 1961 bestand er am Amplonius-Gymnasium in Rheinberg sein Abitur.
In die Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare trat er am 03.01.1967 in St. Augustin ein. 1969 legte er die Ersten Gelübde ab und 1972 feierte er in der Gemeinschaft der Steyler Missionare in St. Augustin die Ewige Profess. Die Diakonenweihe empfing er 1972 durch die Handauflegung des Steyler Erzbischofs Gregor Anton Manteiro IDT. Fünf Monate später wurde er vom Bischof Helmut-Hermann Wittler aus Osnabrück zum Priester geweiht. Seine Missionsbestimmung war die GEN-Provinz der Steyler Missionare in Deutschland. Danach bekam er mehrere Zuweisungen: von St. Augustin nach St. Michael in Steyl; von St. Michael nach München und anschließend von München nach St. Gabriel in Österreich. Da er im Jahr 1973 eine Ausbildung als Bankkaufmann in Krefeld absolvierte, war er bestens geeignet, in St. Gabriel die Aufgabe der Geschäftsleitung in der Druckerei zu übernehmen. So kam er Ende September 1978 nach St. Gabriel, um dort zu arbeiten. Der Beginn seiner Tätigkeit bestand darin, sämtliche Betriebe kennenzulernen. Im Frühjahr 1979 ging er dann für einige Monate zur Styria-Druckerei nach Graz, um zu lernen, wie ein Betrieb in der Druckerei gut und erfolgreich funktionieren kann. Im Oktober 1979 übernahm er die Leitung der Druckerei in St. Gabriel, die in keinem gesunden Stand war, was für ihn eine große Herausforderung bedeutete. Er stellte sich allerdings gerne dieser Herausforderung und versuchte dabei, sein Bestes zu tun, um den Betrieb wieder zum Wachstum zu bringen. Das ist ihm auch mit Hilfe der Fachleute des gesamten Betriebes gut gelungen.
Am 5. März 1985 musste er von St. Gabriel wieder Abschied nehmen. Diesen Moment beschrieb er mit Worten eines Gedichtes: „Auch wenn dir alles weggenommen wird, was dir so wichtig war … und dir nur noch die Spuren davon bleiben; und du nach allem Anschein dich in allem hast geirrt – obwohl es richtig war – und deine Feinde dich von Haus und Hof vertrieben … wenn dies geschieht, dann werd nicht bitter, halt deine Augen offen, schau nach vorn: dem ersten und dem zweiten Schritte folgt ein vierter, blick in die Zukunft, nicht zurück im Zorn.“ So beschrieb er seine Gefühle, als er Abschied von St. Gabriel nahm. In die Zukunft blickte er genauso wie in die Vergangenheit: „schwierig, schön und sinnvoll“, so präzise sagte es Pater Heinrich Alkämper.
Nach der Versetzung von Österreich nach Deutschland lebte und arbeitete Pater Heinrich in St. Vinzenz in Nettetal. Dort war er im Pressevertrieb tätig. Zwei Jahre später übernahm er die Aufgabe des Missionsreferenten im Erzbistum Paderborn und zugleich die pastorale Arbeit in St. Antonius, Ahden, bis er dann im Jahr 1991 beauftragt wurde, die Seelsorge in der Gemeinde St. Marien in Dresden-Cotta zu übernehmen und zugleich auch die Leitung der kleinen SVD-Gemeinschaft als Präses. Obwohl diese Entscheidung seine Ordensoberen in Absprache mit der Bistumsleitung trafen, war es ihm auch ein großes und emotionales Anliegen, die Seelsorge in Dresden zu übernehmen, denn er erinnerte sich noch ganz genau, wie er beim Beginn des Mauerbaus 1961 in Ostdeutschland vor dem Fernseher saß, erfüllt mit Wut und Tränen angesichts der Bilder von Menschen, die voller Verzweiflung nach Westen schauten, und denen niemand helfen konnte … Nun existiert die Mauer nicht mehr. Da gab es die Gelegenheit hinzugehen und den Menschen in Ostdeutschland die gute Botschaft des Evangeliums zu verkünden. Es war also im April 1991, als Pater Heinrich und Bruder Paul Heider in St. Marien eingeführt wurden. An diesem Tag gab es viele Blumen, strahlende Gesichter und viele gute Wünsche. Der Alltag in der Pfarrei bestand dann darin, Gottesdienste zu feiern, Religionsunterricht zu geben, Ministranten und Jugendliche zu betreuen, Kranke und Bedürftige zu besuchen. Alles war getragen von einer Energie und Begeisterung, die zu einem intensiven Wir-Erlebnis führte: „Wir sind eine Gemeinschaft, wir sind Gemeinde, wir sind Kirche“, so beschrieb er die Stimmung in der Gemeinde.
Nach 10 schönen Jahren in Dresden bekam Pater Heinrich Alkämper wieder eine neue Bestimmung und kam im Jahr 2000 nach Bottrop ins Paulushaus der Provinzleitung, wo er als Provinzökonom zwei Jahre lang tätig war, bis er dann 2002 nach Goch kam. Mit der Zusammenlegung der Pfarreien Maria Magdalena und Liebfrauen erfolgte eine Umbestimmung in das Seelsorge-Team als Vicarius Cooperator mit dem Titel Pfarrer. In dieser Zeit spürte er, endlich auch hier in Goch angekommen zu sein und sehr wertgeschätzt zu werden. Pater Heinrich betreute die Gocher Altenheime und machte unzählige Geburtstagsbesuche. Nach 20 Jahren seiner Tätigkeit hinterließ er tiefe Spuren des Vertrauens und der Nächstenliebe.
Im Juni 2024 kam Pater Heinrich nach St. Wendel, nachdem er die Diagnose bekam, dass seine Erkrankung nicht mehr heilbar ist. Er stellte sich dieser größten Herausforderung seines Lebens bei vollem Bewusstsein. Es war ihm klar, dass der Lebensweg nun langsam an eine Grenze führt, wo er dem für die Griechen, wie es in der Schrift heißt, unbekannten, ihm selbst aber menschenfreundlichen Gott begegnen kann und will. In dieser Zeit las er gerne mit Andacht das Gedicht von Friedrich Nietzsche, seinem Lieblingsphilosophen, „Dem unbekannten Gott“:
Noch einmal, eh ich weiterziehe
und meine Blicke vorwärts sende,
heb' ich vereinsamt meine Hände
zu dir empor, zu dem ich fliehe,
dem ich in tiefster Herzenstiefe
Altäre feierlich geweiht,
dass allezeit
mich deine Stimme wieder riefe.
Darauf erglüht tiefeingeschrieben
das Wort: dem unbekannten Gotte.
Sein bin ich, ob ich in der Frevler Rotte
auch bis zur Stunde bin geblieben:
Sein bin ich - und ich fühl' die Schlingen,
die mich im Kampf darniederziehn
und, mag ich fliehn,
mich doch zu seinem Dienste zwingen.
Ich will dich kennen, Unbekannter,
du tief in meine Seele Greifender,
mein Leben wie ein Sturm Durchschweifender,
Du Unfassbarer, mir Verwandter!
Ich will dich kennen, selbst dir dienen.
Am 15.07.2024 um 14.00 Uhr war es dann so weit. Pater Heinrich legte sein Leben in die Hände dessen, den er zunächst als den Unbekannten gesucht, dann aber auch als den Gott, der seine Seele berührt und verwandelt hatte. Jetzt darf er in Ihm die ewige Freude erfahren.
Die Steyler Missionare nehmen am Freitag, den 19.07.2024, Abschied von Pater Heinrich Alkämper. Mit dem Auferstehungsgottesdienst um 14.30 Uhr sagen wir Gott Dank und feiern Eucharistie für sein Leben und sein Engagement in der Ordensgemeinschaft und der Pastoral. Anschließend wird sein Leichnam auf dem Klosterfriedhof in St. Wendel beigesetzt.
Der Herr schenke ihm die ewige Freude und das ewige Licht leuchte ihm. Der Herr lasse ihn ruhen in seinem Frieden. Amen.
Pater Václav Mucha SVD, Rektor