Papst-Reiseziel: "Indonesien ist ein Land der Toleranz"

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Indonesien

03. Sep 2024

Papst Franziskus besucht auf seiner Asien-Pazifik-Reise Indonesien. Pater Polykarp Ulin Agan SVD ist dort aufgewachsen. Er hat Tagesschau.de und "Weltkirche Aktuell" Einblicke in das Zusammenleben der Religionen in seiner Heimat gegeben.

Papst-Reiseziel: "Indonesien ist ein Land der Toleranz"

Papst Franziskus besucht bei seiner Asien-Pazifik-Reise bis zum 13. September vier Länder auf zwei Kontinenten: Indonesien, Papua-Neuguinea, Osttimor und Singapur. Es wird seine längste Auslandsreise mit insgesamt fast 40.000 Kilometern Wegstrecke. Am Dienstag ist Franziskus nach 13 Stunden Flugzeit in Jakarta gelandet. In Indonesien liegt der Schwerpunkt seiner Reise auf der Förderung der Beziehung zwischen der katholischen Kirche und dem Islam.

Indonesien ist das Land mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt. Etwa 87 Prozent der Bevölkerung, mehr als 240 Millionen Menschen, sind Muslime. Christen sind mit etwa zehn Prozent, Katholiken mit etwa drei Prozent Bevölkerungsanteil in der Minderheit.

Pancasila: Einheit in Vielfalt

Das Prinzip "Pancasila" gibt den Menschen in dem Vielvölkerstaat eine gemeinsame, verbindende Identität der "Einheit in Vielfalt", auch im Zusammenleben der Religionen. Pater Polykarp Ulin Agan SVD, Rektor des Steyler Missionspriesterseminars in Sankt Augustin, stammt aus Indonesien. Er beschreibt "Pancasila" im Gespräch mit Volker Niggewöhner vonKirche in Not für das Magazin "Weltkirche Aktuell" auf Radio Horeb (Sendung vom 1. September):

"Pancasila soll zeigen, dass Indonesien ein religiöses Land ist. Jeder Indonesier oder jede Indonesierin muss einer in Indonesien anerkannten Religion angehören: Islam, Protestantismus, Katholizismus, Buddhismus, Hinduismus und Konfuzianismus. Pancasila will aber auch zeigen, dass für Indonesien die Menschenwürde unantastbar ist und soziale Gerechtigkeit ein Ziel ist, dass es zu erreichen gilt.

Wenn Sie mich fragen würden, ob das alles schon erreicht ist, muss ich klar sagen: Nein, das Ziel ist noch weit weg. Aber für mich steht Pancasila immer als Messlatte für uns. [...] Und Pancasila will auch zeigen, dass die Einheit Indonesiens und die Demokratie das höchste Gut sind."

"Großvater nahm mich zum Freitagsgebet mit"

Pater Polykarp Ulin Agan ist im Osten Indonesiens in einer Familie von Katholiken und Muslimen aufgewachsen. So beschreibt er gegenüber Tagesschau.de das Zusammenleben aus eigener Erfahrung:

"Als Kind nahm mich mein Großvater oft zum Freitagsgebet in die Moschee mit. Als ich von den Steyler Missionaren zum weiteren Studium nach Deutschland geschickt wurde, lud die Familie meiner Mutter die muslimische Gemeinde ein, in meiner Gegenwart für mich zu beten. Für mich war das ein sehr schöner Moment."

Auch diese Toleranz zwischen den Religionen baut auf dem Prinzip "Pancasila" auf, wie der Pater in der Weltkirche-Aktuell-Sendung erläutert:

"Die Menschen berufen sich immer auf die Werte der Pancasila, wenn sie zusammenarbeiten, um zum Beispiel Kirchen oder Moscheen zu bauen. [...] Pancasila bietet einen Raum, in dem jeder leben und andere mit Respekt behandeln kann."

 "Der Papst genießt hohes Ansehen"

Doch neben dieser respektvollen Nähe der Religionen gibt es auch in Indonesien konservative und radikal-islamische Strömungen, die insbesondere auf regionaler Ebene versuchen, ihren Einfluss zu vergrößern. Hier könnte der Papst-Besuch ein Zeichen setzen, den Weg der Verständigung weiterzugehen. Pater Polykarp Ulin Agan sagt gegenüber Tagesschau.de:

"Der Papst genießt auch unter den Muslimen hohes Ansehen, bis hin zu den Koran-Gelehrten. Daher rührt die Erwartung in Indonesien, dass wir durch den Papst-Besuch weiterhin zusammenwachsen."

Pater Polykarp beschreibt im Weltkirche-Aktuell-Interview eine große Neugier und Offenheit unter den Angehörigen aller Religionen in Indonesien für den Besuch des Papstes: "Ich glaube, der Papst wird nicht nur von den Katholiken empfangen, sondern auch von den Menschen der anderen Religionsgemeinschaften."

"Ein Land der Toleranz"

Auch wenn das Ideal von "Pancasila" noch nicht ganz verwirklicht ist: Pater Polykarp Ulin Agan ist überzeugt, dass die gelebte Toleranz zwischen den Religionen in Indonesien durch den Papstbesuch auch für Menschen in anderen Ländern der Welt sichtbar wird.

"Indonesien ist ein Land der Toleranz. Das ist eine Stärke von Indonesien. Es ist ein Beispiel als Land, in dem Einheit in Vielfalt gelebt wird."

Zum Nachhören:

Die Sendung "Weltkirche Aktuell" auf dem YouTube-Kanal von "Kirche in Not"

Der Audio-Beitrag zur Papst-Reise auf Tagesschau.de

Zum Thema:

Paulus Budi Kleden SVD, Bischof von Ende in Indonesien und zuvor Generalsuperior der Steyler Missionare, hat mit Vatican News im Vorfeld der Papstreise gesprochen.

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