Deutschland
12. Jun 2024
Nach langer Krankheit verstarb am Abend des 11. Juni 2024 im Marienkrankenhaus St. Wendel unser Mitbruder Br. Hubert Jacobs SVD.
„Der Tod war schon immer mein zentrales Thema, so konnte ich mein Leben viel bewusster leben“, erklärte einmal in einem Motivationsschreiben Bruder Hubert Jacobs SVD, der am 11. Juni 2024 nach einer Krankheit im Marienkrankenhaus St. Wendel im Vertrauen und tiefer Gelassenheit sein Leben vollendete. Die Gemeinschaft im Wendelinusheim und die Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare in Deutschland nehmen Abschied von einem Mitbruder, der in unserer SVD Provinz wie auch in der Mission tiefe Spur der Freundlichkeit, Nächstenliebe und spiritueller Verbundenheit in den Herzen der Menschen hinterließ. Unsere Trauer um ihn ist ein Zeichen der Nächstenliebe und Dankbarkeit.
Hubert und sein Zwillingsbruder Wilhelm erblickten am 7. März 1935 das Licht der Welt. Die Eltern waren einfache Leute. Der Vater hatte eine Sattlerwerkstatt und eine kleine Landwirtschaft. Damit ließ er nichts unversucht, um für die Existenz der ganzen Familie zu sorgen. Nach dem Besuch der Volksschule fing er die Lehre für Sattler und Polsterer an, während sein Zwillingsbruder Wilhelm mit fünfzehn Jahren ins kleine Seminar für Spätberufene ging. Das Studium für zwei konnte der Vater nicht bezahlen. Nach seiner Gesellenprüfung arbeitete er noch in verschiedenen Werkstätten. In dieser Zeit hatte er schon Kontakt mit den Steyler Missionaren. Der Gedanke, Missionar zu werden, ließ ihn nicht mehr los. Am 7. März 1956 tat sich die Tür in Steyl auf. Mit 22 Jahren trat er dort in den Orden ein. Bruder Hubert blieb einige Jahre in Steyl. In den ersten zwei Jahren lernte er das Ordensleben kennen, vor allem die Spiritualität der Steyler Missionare. Später arbeitete er in Sankt Augustin als Sakristan, dann im Missionshaus Sankt Xaver in Bad Driburg als Pförtner. In den sechs Jahren der zeitlichen Gelübde bereitete er sich auf die „Missio canonica“ vor. Der Wunsch, in die Mission zu gehen, sollte erfüllt werden. Tatsächlich kam dann im Jahr 1967 der Tag der Ausreise nach Süd-Amerika. Zuvor lernte er noch etwas Spanisch. Den vollen Sprachkurs sollte er im Bestimmungsland machen. Dann war es so weit. Am 7. Juli desselben Jahres fuhr er nach Genua, dann mit dem Schiff bis Santos in Brasilien. Das Land Paraguay war fünfzehn Jahre lang sein Bestimmungsland. Dort arbeitete er in der Seelsorge. Die spanische Sprache lernte er bei den Bewohnern. Als es zu einer Missionsneugründung in Bolivien kam, war er mit zwei weiteren Patres am 8. Januar 1982 von Paraguay zum Nachbarstaat übergesiedelt. In den folgenden fünfzehn Jahren baute er dort die Mission auf. Seine Aufgabe fand er auch hier wieder in der Seelsorge. Das waren Taufgespräche, Ehevorbereitungen, Beerdigungen, Bibel- und Gebetsseminare. Als dann später jüngere Mitbrüder die Aufgabe übernahmen, konnte er sich seinem langgehegten Vorhaben widmen, nämlich ein mehr kontemplativeres Leben zu führen.
In den dreißig Jahren seiner Missionsarbeit verlor er nie den Gedanken an die Stille. Mit den Jahren lernte er die Stille immer mehr schätzen und kennen. Diese besondere Zeit begann für ihn nach der Rückkehr von Süd-Amerika nach Europa. Am 12.September 1997 erhielt er die Versetzung in die
Niederländisch-Belgische Provinz der Steyler Missionare mit der Zuweisung nach Montenau. Schon mehrere Jahre davor stellte ihm der damalige Generalsuperior Heinrich Heekeren die Niederlassung in Aussicht, die dabei war, sich in Montenau zu formieren. Nun begann dort für ihn die Zeit der Kontemplation und des Gebetes. Wichtige Elemente des Alltags der Gemeinschaft in Montenau waren: Stille, Schweigen und Gebet. Dann die Pflege einer Spiritualität, die sich der Kirche verbunden weiß, aber auch betont eingehen will auf das aktuelle Gottes-, Menschen- und Weltbild. Ein einfacher Lebensstil prägte den Alltag. In der Begegnungsstätte wurde für die Weitergabe der christlichen Werte an Menschen gesorgt, die am Leben der kleinen Gemeinschaft teilnehmen wollten oder ein geistliches Gespräch suchten. Auch hier konnte er sich wiederum seelsorgerisch einbringen und die Höhen und Tiefen des Lebens der Besucherinnen und Besucher in Stille und Gebet vertiefen, wie es in einem Zitat von Charels de Foucauld heißt: „Die Einsamkeit wird nicht gestört von Menschen, die uns brauchen.“
Bruder Hubert Jacobs wurde dann zum letzten Mal am 9. April 2013 in Absprache mit der Provinzleitung GER von der Niederländisch-Belgischen Provinz in die Deutschen SVD-Provinz versetzte mit der Zuweisung zum Wendelinusheim, damit er dort seinen verdienten Ruhestand verleben konnte.
Vor ungefähr einem Jahr ist er in seinem Zimmer gestürzt. Danach musste er mit Oberschenkelhalsbruch ins Krankenhaus. Er lag sehr lange im Bett. In den letzten Monaten erholte er sich zusehends und nahm im Rohrstuhl teil am Leben der Gemeinschaft. Am 10. Juni hat man bei ihm im Krankenhaus starke Entzündungen diagnostiziert, wovon er sich dann nicht mehr erholen konnte. Es ging alles sehr schnell. Am 11. Juni um 22.05 Uhr verstarb er im Marienkrankenhaus St. Wendel. Er ist so von dieser Welt gegangen, wie er gelebt hat, vollkommen gelassen und im tiefen Vertrauen.
Für die Gemeinschaft im Wendelinusheim war Bruder Hubert eine Bereicherung. Er strahlte eine Zufriedenheit und Gelassenheit aus, die er schon am Anfang seiner Berufung entdeckte. Diese innere Eistellung wurzelte in seinen Gedanken und in seiner Überzeugung: „Ich lebe bewusst mein Leben, weil der Tod für mich ein zentrales Thema geworden ist. Der Tod ist eine ständige Erinnerung an das Loslassen. Der heilige Paulus schreibt in einem Brief an die Philipper, der mich sehr geprägt hat: Christus ist mein Leben und der Tod mein Gewinn. Dieser Satz führte mich zur Gelassenheit und so bevorzuge ich nichts.“ Das waren auch seine letzten Worte: „Ich bevorzuge nichts.
Lebe in Frieden Gottes!
Pater Václav Mucha SVD, Rektor
Wir wollen in Dankbarkeit unseres verstorbenen Mitbruders gedenken (Ko 416)
Der Herr schenke ihm die ewige Freude.
Und das ewige Licht leuchte ihm.
Der Herr lasse ihn leben im Frieden Gottes. Amen.
Der Auferstehungsgottesdienst und die Beisetzung von Bruder Hubert Jacobs SVD finden am Freitag, den 14.06.2024 um 14.30 Uhr, in der Kreuzkapelle des Wendelinusheimes in St. Wendel statt.