150 Jahre SVD: Bewerten, feiern und Weichen stellen

Deutschland

25. Sep 2024

Die Steyler Missionare feiern ein Jahr lang auf den 150. Jahrestag ihrer Gründung hin. Ein solches Jubiläum ist mehr als ein Grund zu großer Freude. Lesen Sie die Botschaft unseres Generalsuperiors, Pater Anselmo Ricardo Ribeiro.

150 Jahre SVD: Bewerten, feiern und Weichen stellen

Liebe Brüder und Schwestern, Laienpartner, Freunde, Wohltäter und Mitarbeitende, möge der Friede mit jeder und jedem Einzelnen von Ihnen sein!

Wir stehen an der Schwelle des Jubiläums der Gründung unserer geliebten Gesellschaft des Göttlichen Wortes. Es sind nunmehr einhundertfünfzig Jahre des Lebens und der Mission, in denen wir Menschen aus allen Teilen der Welt zusammenbringen und sie zu allen Menschen senden. Der Heilige Geist hat dieses Werk unterstützt, das dem heiligen Arnold Janssen anvertraut wurde, wie auch jenen, die uns als Missionare vorausgegangen sind, und auch uns selbst in der heutigen Zeit.

Ein Jubiläum ist ein Meilenstein, der dazu einlädt, zu bewerten, zu feiern und Weichen für die Zukunft zu stellen. Aus biblischer Sicht können wir von drei wesentlichen Aspekten dieses Jahres sprechen, die eine gerechte und ausgewogene Gesellschaft ausmachen: Vergebung, Wiederherstellung und die Rückgabe der Menschenwürde. Mit anderen Worten: Das Jubiläumsjahr muss Beziehungen wiederherstellen, die ungerecht und ungleich geworden sind.

Die Gründung des Missionshauses in Steyl am 8. September 1875 markierte den Anfang des weltweiten Wirkens der Steyler Missionare.
Die Gründung des Missionshauses in Steyl am 8. September 1875 markierte den Anfang des weltweiten Wirkens der Steyler Missionare.

EVALUIEREN

Wir sind nicht allein unterwegs. Der heilige Arnold zählte von Anfang an auf die Mitarbeit von Männern und Frauen, die an dieses Werk glaubten, und auch auf jene, die ich hier die Gefährten der ersten Stunde nenne, junge Männer und Frauen, die bereit waren, ihr Leben für die Mission zu geben. Laien und Wohltäter sorgten für die nötige Unterstützung bei der Gründung des Missionshauses in Steyl. Wir sind uns bewusst, dass dort, wo das Licht leuchtet, auch Schatten entstehen. Wenn wir unsere Geschichte bewerten, müssen wir auch diese Lichter und Schatten auf unserem Weg erkennen, untereinander und mit unseren Partnern.

Eine Bewertung erfordert Aufrichtigkeit und Mut. Wir müssen offen sein für Versöhnung mit unserer Vergangenheit, damit eine neue Geschichte entstehen kann. Wo es nötig ist, müssen wir um Vergebung bitten und sie annehmen. Vergebung ist Teil des Heilungsprozesses unserer Wunden und der Wunden, die wir verursacht haben.

Zum jetzigen Zeitpunkt, wo ein Blick auf die Statistiken und die wichtigsten Errungenschaften uns eine Vorstellung davon gibt, was im Laufe der Jahre getan und erreicht wurde, glaube ich, dass es viel wertvoller ist, über die Beziehungen nachzudenken, die wir im Laufe der Zeit aufgebaut haben. Handelt es sich dabei um Beziehungen des Dienstes oder der Macht? Der Ermächtigung oder Unterwerfung? Der Zusammenarbeit oder Ausbeutung? Wir können das große Ereignis des 150. Jahrestages unserer Gründung nicht ohne diesen Rückblick auf unser Dasein begehen.

Pater Anselmo Ricardo Ribeiro, Generalsuperior der SVD, zelebrierte die Festmesse zum Auftakt des Jubiläums.
Pater Anselmo Ricardo Ribeiro, Generalsuperior der SVD, zelebrierte die Festmesse zum Auftakt des Jubiläums.

FEIERN

Mit der Eröffnung des Jubiläumsjahres am 8. September in Steyl, das 2025 hier in Rom seinen Höhepunkt erreichen wird, begehen wir (auf Kongregationsebene) ein großes Ereignis, das uns alle inspirieren sollte. Die Jubiläumsfeierlichkeiten beschränken sich jedoch nicht nur auf Aktivitäten, die von der Generalleitung gefördert werden. Jede Gemeinschaft, jeder Distrikt, jede Provinz-Region-Mission soll diesen Moment im Leben der einzelnen SVD-Mitglieder und unserer Partner in der Mission zu einem bedeutenden Ereignis werden lassen.

Wir feiern die Freude darüber, zu sein, was wir sind: der Mission geweihte Männer, die in interkulturellen Gemeinschaften zusammenleben. Wir verkünden das Göttliche Wort und machen uns Sein Leben und Seine Sendung zu eigen. Wir schlagen unsere Zelte dort auf, wo das Evangelium noch nicht bekannt ist oder noch nicht gelebt wird. Wir suchen den Dialog mit allen, werden eins mit den Menschen und stellen die Schwachen, die Armen und die Leidenden an die erste Stelle. Bei diesem Fest muss Platz für alle sein, wir dürfen keine Unterschiede machen, und niemand darf ausgeschlossen werden.

VERPFLICHTUNG

Die dritte Säule unserer Jubiläumsfeier muss unser Engagement sein. Hier dürfen wir nicht in einer chronologischen Reihenfolge denken, nach der wir zuerst die Vergebung feiern, dann unseren „Geburtstag“ und schließlich unser Engagement. So ist es nicht! Jeder Schritt und jede kleine Geste in diesem Jubiläumsjahr fordern uns heraus zu einem neuen Engagement.

Ich schlage vor, dass wir uns als Erstes der Suche nach dem Willen Gottes verpflichten. Papst Franziskus sagte den Mitgliedern des Kapitels im vergangenen Juni, dass „der Geist die Kirche so oft in verwirrenden Situationen voranbringt“. Der Heilige Geist verunsichert uns und führt uns zu unerwarteten Orten. In der sich verändernden Zeit, in der wir leben, sind wir herausgefordert, kreativ zu sein und unsere Treue zu bewahren.

Der heilige Arnold Janssen prägte als Gründer der SVD die Spiritualität der Gemeinschaft.
Der heilige Arnold Janssen prägte als Gründer der SVD die Spiritualität der Gemeinschaft.

Der Heilige Geist, der in Arnold Janssen gewirkt und die Herzen seiner Gefährten und Mitarbeiter erfüllt hat, muss der Protagonist dieses Jubiläumsjahres sein. Er ist der „Vater unserer Gesellschaft“, wie der heilige Arnold selbst sagte. Es liegt an uns, uns der Unterscheidung zu öffnen und uns zu fragen: Herr, was willst du von uns? Wohin führst du uns in diesem Augenblick der Geschichte?

Brüder und Schwestern, der Inspiration des letzten Generalkapitels folgend, nehmen wir das Bild des Lichts und wollen es mit unserem Zeugnis zum Leuchten bringen. Er, Christus, ist das Licht der Völker. Wohin auch immer wir gesandt werden, sollen wir dieses Licht widerspiegeln, damit die Finsternis (Schatten und Dunkelheit) der Gleichgültigkeit, der Intoleranz und der Sünde verschwindet. Machen wir dieses Jubiläumsjahr zu einer wahren Zeit der Gnade und der Möglichkeiten. Was wir morgen sein werden, bereitet der Heilige Geist schon heute vor. Lassen wir uns auf diese Bewegung ein, die uns einbezieht und uns in tiefere Gewässer führt.

Ich wünsche jeder und jedem von Euch eine tiefe Feier dieses Jubiläumsjahres.

Ich danke Euch sehr.

Generalsuperior Pater Anselmo Ricardo Ribeiro SVD

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