Veränderung ist Leben

Deutschland

05. Mai 2023

„Nichts ist im Leben so stetig wie der ewige Wandel“, heißt es in einem Sprichwort. Wir leben in einer Welt, in der sich ständig alles verändert. Wir erleben das in den kleineren oder größeren Veränderungen in unserem Alltag.

Veränderung ist Leben

Am 01. Mai ist unsere neue Provinzleitung eingeführt worden – und so wird sich auch unsere Provinz weiter verändern, werden Dinge dem Wandel unterzogen. Das ist gut so, es ist gut, dass wir nicht auf der Stelle treten, nicht stehenbleiben, denn Stillstand ist oft eine Vorstufe zum Ende. Trotzdem ist es nicht immer einfach, mit dem Wandel, mit Veränderung umzugehen. Wir erleben das sowohl in der Kirche als auch in unserer Ordensgemeinschaft, wenn wir die gegenwärtige Situation mit der vor 60 Jahren, also vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil, vergleichen. Es hat sich vieles verändert und die Kirche, zumindest in vielen Teilen Europas, ist in einer schwierigen Lage. Bei manchen führen diese Erfahrungen zu einer Sehnsucht nach einer „guten alten Zeit“, bei anderen dazu, dass sie immer mehr in Bewegung bleiben, immer schneller vorankommen möchten, um so eventuell bald ein neues Ziel zu erreichen.

Ich erlebe das persönlich, wenn ich auf die letzten sieben Jahre zurückblicke, in denen ich Provinzial dieser Provinz war. Das Ende dieser Zeit bedeutet Veränderung, Aufbruch… Die ersten Schritte sind nicht ganz einfach, aber ich habe das Gefühl, dass es hin zu etwas Gutem und Neuem geht. Veränderungen werden irgendwann nach außen sichtbar. Sie beinhalten aber mehr, als nur Äußerlichkeiten. Veränderung ist Herzenssache. Nicht nur äußerlich lächeln, sondern dem Neuen im Herzen Raum geben: Was erreicht von dem Vielen, was wir hören bzw. lesen nicht nur unseren Kopf, sondern unser Herz? Denn wovon wir innerlich nicht „beseelt“ sind, das wird nicht mit uns gehen, uns nicht begleiten, um uns letztlich zu bewegen, zu verändern. Was aber „geht uns zu Herzen“ (Lk 2,51), trifft uns wie ein „Stich durchs Herz“ (Apg 2,37)?

Wir leben in einer Welt, in der es in vielfacher Weise um uns herum immer laut und hektisch zugeht, selbst im „Kloster“. Angesichts dieser Tatsache sind wir durch Gottes Wort gut beraten, wenn wir aus „Lärm“ und „Hektik“ nicht einfach nur Krisen und Umbrüche „über uns ergehen lassen“, sondern uns dahin aufmachen, wohin Gottes Geist uns führen will – in die Stille.

Verschieden Male lesen wir in den Evangelien, dass Jesus sich an einen einsamen Ort zurückzog (Mk 1,35.45; Lk 4,42; 5,16). In Mk 1,12 heißt es sogar: „Und sogleich treibt ihn der Geist in die Wüste hinaus“. Die Wüste ist der Ort der Einsamkeit und des Loslassens. Dazu gehört der räumliche Abstand vom Alltagsgeschehen und den Alltagsverpflichtungen. Dieser äußerliche Abstand verhilft zum inneren. Aus solchem Abstandnehmen gewinnen wir die Sicht und die Bereitschaft des Herzens für Veränderungen, die in unserem Leben dran sind. Wir müssen darum kämpfen, in unserem Leben, in unserer Terminplanung solche Zeiten der äußeren Abkehr und inneren Einkehr einzuplanen.

Der schöpferische Ruf des Geistes in den Krisen und Brüchen, in den Bedrängnissen und Aufbrüchen des Lebens ist ein Ruf in die Freiheit. Es ist jene Freiheit, in der wir zu dem werden, wozu wir von Gott berufen sind. Und es ist die Freiheit, in der wir mit Veränderung und mit dem neuen umzugehen lernen.

Pater Dr. Martin Üffing SVD

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