Steyler Handwerk und Seelsorge

Deutschland

23. Apr 2023

„Die Brüder und Patres der Steyler Missionare sind den Bedürfnissen der Zeit bestens angepasst“, so wurde in der Märkischen Volkszeitung 1896 berichtet. Das Handwerk und die Seelsorge ergänzen sich bestens.

Steyler Handwerk und Seelsorge

Als Arnold Janssen begann, sich mit der Gründung eines deutschen Missionshauses zu befassen, hatte er zunächst nicht die Idee, einen Orden zu gründen. Er wollte durch den Kulturkampf in Deutschland an ihrer Arbeit gehinderte Priester für die Arbeit in den Missionen gewinnen. 1874 wandte er sich in einem Artikel seiner Zeitschrift Kleinen Herz-Jesu-Bote an jene, die er für das Missionshaus vorsah: „Wir wenden uns an die Priester sowie diejenigen Studierenden, welche vor der Pforte des Priestertums stehen. Ist unter ihnen im weiten Deutschland keiner, der den Beruf fühlt, sich der Missionssache zu widmen?“

Doch bald nach der Gründung meldeten sich auch junge Männer bei ihm, die sehr wohl in die Mission gehen wollen, jedoch nicht als Priester, sondern als Missionsbrüder. Anscheinend wurde die „Brüderfrage“ bereits im Winter 1875/76 im Haus diskutiert. Die drei ersten jungen Männer, welche nach Steyl kamen mit der Absicht, später Brüder zu werden, traten am 4., 5. und 12. Mai 1877 ein. Aber keiner von ihnen blieb. Zwischen 1877-81 nahm Arnold Janssen jährlich etwa 10 Brüder-Kandidaten auf, die aber durchschnittlich nur wenige Monate, selten ein Jahr blieben. Die Ersten, welche die Ewigen Gelübde ablegten, waren die Brüder Markolinus, Bernardus, Damian und Martinus. – Als der Gründer starb, gab es bereits einige Hundert Brüder – später in den 1930er Jahren allein 350 in Steyl, die in ca. 50 verschiedenen Berufen arbeiteten, u.a. in den verschiedenen Abteilungen der Druckerei, in Schreinerei, Schlosserei, Schmiede, Gärtnerei; in den verschiedenen künstlerischen Berufen (Glasmalerei, Stein- und Bildhauerei, Polychromie etc.), in der Landwirtschaft und in der Hauswirtschaft (Küche, Bäckerei, Schneiderei, Schusterei, Wäscherei, Seifensiederei, Kerzenmacherei, Korbflechterei etc.). - Die ersten Brüder, die außerhalb Europas zum Einsatz kamen, reisten 1883 nach China aus.

Bruder Stefan Würth SVD, Gärtnermeister
Bruder Adolf Stegmeier SVD, Techniker

Die Märkische Volkszeitung aus dem Jahr 1896, in der es um das Thema der Seelsorge unter den Arbeitern in Berlin ging, und die in Gefahr waren, Sozialisten zu werden, saht ein Mitarbeiter dieser Zeitung die Genossenschaft der Steyler Missionare am besten den Bedürfnissen der Zeit angepasst. Er schreibt: „Von neueren Priestergenossenschaften scheint mir für diese Aufgabe die Steyler „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ recht geeignet zu sein. Dieselbe ist vor etwa zwanzig Jahren gegründet ... Diese Genossenschaft ist keineswegs bloß eine Missionsgenossenschaft, sie ist vielmehr nach ihren Statuten und Einrichtungen so angelegt, dass sie außer den Missionen auch alle kirchlichen Aufgaben erfüllen kann, welche unsere Zeit erfordert. Die „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ ist kein Orden wie die Franziskaner, Kapuziner, Dominikaner ec., sie ist vielmehr wie alle neueren Genossenschaften eine Gesellschaft von Weltpriestern, die so recht den Bedürfnissen unserer Zeit angepasst ist... Außer den Priestern und Studierenden besitzt die Gesellschaft noch etwa 400 Laienbrüder, das sind Arbeiter, Handwerker, Techniker, Kaufleute und Künstler, welche ihren Beruf auch in der Genossenschaft ausüben und sich daselbst noch wesentlich vervollkommnen. Diese „Arbeiter – Laienbrüder“ würden den „Arbeiterpriestern“ eine doppelte Hilfe gewähren. Sie würden die Priester in all ihren Aufgaben unterstützen und wie die Diakone der alten Kirche die materiellen Angelegenheiten (Schreibwerk, Rechnungswesen, Verwaltung ec.) übernehmen, wodurch die „Arbeiterpriester“ in die Lage kämen, sich ausschließlich ihrem Berufe widmen zu können. Die Laienbrüder würden aber auch – und das ist für Berlin eine besonders wichtige Frage – die notwendigen Bauten leisten können. Die Genossenschaft leistet gerade im Baufach Großartiges und führt alle ihre Bauten unter eigner Leitung aus. Dadurch ist sie in der Lage, unter gewöhnlichen Verhältnissen schon für den dritten Teil des Preises bauen zu können, für den ein Privatmann oder eine Korporation baut, zumal ja wohl Bauplätze für dieses auch dem Staate so überaus nützliche Unternehmen gratis zur Verfügung gestellt würden. Daraus erhellt, dass die Arbeitersache in Berlin von Niemand besser und segensreicher gefördert werden könnte, als von der Steyler Genossenschaft, und dass man sich nur Glück dazu wünschen müsste, wenn diese Genossenschaft für Berlin gewonnen werden könnte. Die ja jetzt schon so außerordentlichen Erfolge durch Exerzitien errungen hat, an denen sich jährlich Tausende von Personen aus allen Schichten beteiligten.“

Text: Pater Manfred Krause SVD

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