Stärke aus der Verletzbarkeit

Deutschland

17. Feb 2023

Im fünften Vortrag der Akademie Völker und Kulturen zum Thema "Verletzlichkeit" sprach Schwester Dr. Katharina Ganz OSF über die Gründerin ihrer Kongregation, Antonia Werr und die Begleitung von Frauen.

Stärke aus der Verletzbarkeit

Wer ob des eigenen Engagements verletzt wird, kann daran zerbrechen, oder eben aus diesen Erfahrungen noch mehr Stärke und Entschiedenheit gewinnen, resümierte Schwester Dr. Katharina Ganz OSF die Haltung der Gründerin ihrer Kongregation im Vortrag der Akademie Völker und Kulturen am Freitag, dem 10. Februar, im Missionspriesterseminar St. Augustin. Schwester Ganz ist die Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen und stellte am Beispiel von Antonia Werr entscheidende Grundhaltungen im Engagement für verletzliche Menschen dar.

Antonia Werr lebte 1813 bis 1868 in Würzburg und kümmerte sich um „verwahrloste Personen des weiblichen Geschlechts“, straffällig gewordene Frauen. Für sie gründete sie Institutionen und schließlich die Kongregation der „Dienerinnen der hl. Kindheit Jesu“, wie die Oberzeller Franziskanerinnen offiziell heißen. Auch aus heutiger Sicht ist die Haltung von Antonia Werr durchaus aktuell: Sie ging unbeirrbar davon aus, dass jede Person eine absolute Menschenwürde und Menschenrechte hat. Entsprechend behandelte sie diese Frauen, die an sich gesellschaftlich marginalisiert waren und als Strafentlassene noch weiter ausgegrenzt wurden.

Aufgrund der Stellung der Frau in Kirche und Gesellschaft, die im 19. Jahrhundert ja noch schlechter war als heute, musste sie Fähigkeiten entwickeln, sich mit Personen und Institutionen der Gesellschaft und Kirche kreativ in Beziehung zu setzen und sie zu ihrem Beitrag für die ausgegrenzten Frauen zu bewegen. Der Widerstand, der ihr dabei gerade auch von kirchlichen Persönlichkeiten entgegengebracht wurde, bestärkte sie immer wieder aufgrund ihres Glaubens und ihrer Spiritualität.

Dafür können Religion und Kirche eine gute Grundlage sein. Antonia Werr entwickelte von ihrer Wertschätzung und Verehrung des Jesuskindes ihre Spiritualität: Gott ist ein verletzlicher Mensch geworden, angefangen von der Geburt in Betlehem. Die Menschwerdung macht daher auch die zentrale geistliche Basis für die Oberzeller Franziskanerinnen aus und kann auch allen anderen JüngerInnen Jesu eine Lebensperspektive geben.

Am Vortrag nahmen gut 40 Personen teil und erlebten ein stimulierendes Zeugnis durch Schwester Ganz, die mit vielen anderen in ihrer Kongregation das Erbe Antonia Werrs heute fortführt und sich in der Kirche und Gesellschaft für die Gleichstellung der Frau einsetzt.

Text: Christian Tauchner SVD
Video: Pater Václav Mucha SVD

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