Spiritualität in Zeiten des Umbruchs

Deutschland

01. Mär 2023

Im zweiten Teil der Umfrage über das spirituelle Erbe des heiligen Arnold Janssen berichten die Steyler Missionare über ihre Erfahrungen mit der Spiritualität in Zeiten des Umbruchs.

Spiritualität in Zeiten des Umbruchs

„Ganz am Anfang hatte ich keine Vorstellungen davon, was eigentlich Arnold-Janssen-Spiritualität ist. Erst langsam wuchs mit den Jahren der Ordenszugehörigkeit die Liebe zu dieser Spiritualität. Diese Spiritualität hat sich den Zeiterfordernissen gemäß äußerlich gewandelt, in den Kernsätzen ist sie die alte geblieben. Das Wort Gottes, von dem unsere Gesellschaft ihren Namen hat, ist mir weiterhin Orientierung und Hilfe. Jeden Tag aufs Neue. Nach über 60 Jahren Ordensleben habe ich aber das Gefühl, hier immer noch am Anfang zu stehen. Aber genauso weiß ich mich stets von neuem gefordert und fühle mich innerlich jung.“

„Für mich hat Arnold Janssen die Spiritualität zum Fundament gelegt und sie ist so gut und so perfekt, dass sie bestens zu dem passt, was unsere Aufgabe als Steyler Missionare ausmacht. Ich kann mir keine bessere Spiritualität vorstellen, um tatsächlich missionarisch tätig zu sein. Was Arnold Janssen als Fundament unserer Spiritualität gelegt hat, sollte sich nicht ändern. Dazu gehören die Bausteine: Unser Name „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“, die Heilige Dreifaltigkeit und die besondere Verehrung des Heiligen Geistes. Ist unser Name Programm, dann glauben wir an einen Gott der Beziehung und den Heiligen Geist als die treibende Kraft, Motivation und Kreativität. Diese fundamentalen Elemente haben sich nicht geändert und sollten sich nie ändern. Was sich aber ändern kann, soll, darf und sogar muss, ist die Form der Gestaltung unserer Spiritualität. Heute würde man von Updates der Spiritualität sprechen. Diese Veränderung fand in meinem Leben mehrmals statt und ich bin sehr dankbar dafür, dass diese Veränderung in der Gemeinschaft der Steyler Missionare immer wieder stattfindet.“

„Ich hoffe, dass sich meine Spiritualität verändert hat - ist das nicht so wie mit dem Leben selbst? Leben ist Veränderung. Was verändert (meine) Spiritualität? Ich glaube vor allem die Realität, die mich umgibt und der ich mich aussetze und meine Reflexion darüber, verändert die Art und Weise, wie ich mich dann wieder der Realität aussetze. Und all das, immer wieder im Gebet vor Gott bringen - mich fragen, was Jesus tun würde. Was mir hilft, mein spirituelles Leben lebendig zu halten, ist Input durch Menschen, durch Texte und ich will an dieser Stelle sagen, dass mir die geistliche Begleitung und die persönlichen Exerzitien dabei enorm wichtig sind. Ich glaube, das sind feste Säulen meines Lebens. Ich wünsche mir, dass wir dem Gedanken des letzten Generalkapitels mit der Transformation noch mehr nachgehen - wir sind noch längst nicht fertig. Nicht nur im Blick auf die Art und Weise, wie wir Spiritualität leben, wohl auch, wie wir miteinander leben und wie wir das gemeinsame Leben organisieren werden. Leben ist lebendig, deshalb ist nichts mehr wie es war. Ja, das kann auch einen Schmerz bedeuten, aber: so ist es. Gestalten wir die Gegenwart — hier und heute, mit Gott. Dann bleibt Spiritualität kein Containerbegriff, sondern lebendiger Bestandteil unseres Seins.“

„Meine persönliche Spiritualität (mein spiritueller Heilsweg) hat sich seit meinem Eintritt in die Gemeinschaft des göttlichen Wortes weiterentwickelt. Ich bin durch das Lesen der Bibel, Gottesdienste, Hören, Predigen und durch Erfahrungen meines Lebens in meinem Verstehen und in meiner Wahrnehmung gewachsen. Jede echte Begegnung wandelt mich, wenn ich mich im Innern von ihr berühren lasse. Leben heißt, sich wandeln. Vieles hat sich in meiner Spiritualität aber auch in der Gesellschaft verändert: im Kloster, in der Kirche, in der Medizin, in der Wirtschaft, in den Kommunikationsmitteln, in der Pastoral und in meinen persönlichen Wahrnehmungen. Es ist viel passiert in meinem Leben und viel hat sich geändert seit meinem Eintritt. Die Liebe ist geblieben. Die Wandlung ist mir das Wichtigste in meiner Spiritualität.”

“Meine SVD-Spiritualität/Frömmigkeit umfasst das, was für alle Christen gilt, dazu meine private Praxis - unbegrenzt machbar, Mystik - und unser spirituelles Leben in der SVD-Gemeinschaft. Spiritualität bedeutet laut Constitutionen „Unsere Sendungsgemeinschaft mit dem Göttlichen Wort“, das „Das Charisma unserer Gesellschaft“ und selbstverständlich die „Lebensgemeinschaft mit dem göttlichen Wort“, wie die Nachfolge Christi – Leben in Gemeinschaft – Leben aus Wort und Sakrament. Als ich mit 14 Jahren in die SVD hineinwuchs, waren es die gemeinschaftlichen Gebetsformen, die ich wie selbstverständlich mitvollzog. Das Vademecum als Handbuch, Orate Fratres, Exultemus, die allgemeine Liturgie und sakramentales Leben. Als ich in Ghana bei unseren Seminaristen war, wo das Morgen- und Abendgebet noch oft in der alten Form mit Begeisterung gebetet wurden, schien mir, dass durch die strikte Einhaltung der Gebetsübungen hier noch mehr SVD-Spiritualität, SVD-Geist gelebt wird, als in Deutschland (Europa). Gleichzeitig wurde mir klar, dass Afrikaner bewusst eine andere SVD-Spiritualität leben sollten, eingebettet in ihre eigene Tradition und Kultur und bewusst eine ihnen angepasste SVD leben sollten, finanziell wie spirituell.
Ganz klar haben sich unsere Gebets- und Frömmigkeitsformen seit der Zeit des Stifters geändert. Ein Blick in alte Hauschroniken von St. Wendel zeigt, dass die Frömmigkeitsformen der Anfänge der SVD immens waren. Hut ab! Ich glaube und meine, dass sich die Änderung oder auch Weiterentwicklung unseres gemeinschaftlichen Lebens mehr in die individuelle Richtung entwickelt hat. Muss das unsere Spiritualität negativ machen? Bei Leibe nicht! Gott sei gedankt.”

Bei Spiritualität geht es um tiefe und inspirierende Einsichten sowie lebendige bzw. lebensfordernde Praktiken, die das Leben des Menschen tragen, halten und ihm Richtung geben. Diese Einsichten und Praktiken dienen als Quelle der Kraft, der Freude, die wiederum zur Bewältigung der täglichen Lebenslagen notwendig sind. Damit bezeichne ich die Spiritualität als Kunst des Daseins und existenziellen Bewältigungsmechanismus, der auf lebenspendenden Einblicken basiert. Die Spiritualität ist nun nicht immun von Zeit und damit ist sie auch anfällig auf Veränderung und zwar, wenn sie ihre Sinndimension, Bedeutung und Brauchbarkeit verliert.

“Die Spiritualität der Steyler Ordensfamilie hat ihre Wurzel in der Liebe des Dreifaltigen Gottes. Ihr Herz schlägt mit den Zeichen der Zeit. Es wendet sich den Menschen zu, und zwar (vor allem) den geringsten Brüdern und Schwestern, um sie in grenzenloser Liebe in die Arme zu nehmen und ihnen beizustehen, ja sogar sich (das eigene Leben) für sie hinzugeben.”

Text: SVD-Mitbrüder
Bearbeitung: Redaktion Steyler aktuell

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