Deutschland
11. Apr 2023
Pater Johannes Füllenbach SVD und Pater Richard Stark SVD berichteten aus ihrem aktiven Leben in der Steyler SVD-Ordensgemeinschaft, nachdem sie von Sankt Augustin ins Wendelinusheim umgezogen sind.
Pater Johannes Füllenbach erinnerte an die wichtigsten Stationen seines Lebens, die im nördlichsten Zipfel der Diözese Trier, im Westerwald, begonnen hatten. Von dort stammten auch drei Generationen von Patres Schmitz, ebenso wie Joseph Kardinal Höffner und sein Cousin H. Meffert. Sie stammten von französischen Hugenotten ab.
Nach einer Gärtnerlehre am Fuß des Drachenfelses kam Johannes zu den Steylern: St. Josef, St. Xaver, St. Augustin. Er studierte in Washington und Rom und erhielt die Bestimmung für die Philippinen, obwohl Pater Mölle ihn gerne als seinen Nachfolger für die Fundamentaltheologie in Sankt Augustin behalten hätte.
„Überall, wo ich längere Zeit verbrachte, habe ich einen kleinen Garten angelegt. Das war für mich Erholung, Hobby und es war ein bisschen nützlich für die Kommunität“, sagte Pater Füllenbach.
Ganz am Anfang geriet er beim Schwimmen auf den Philippinen in Lebensgefahr. Sein inniges Gebet in dieser Not: „Halte durch, Du wirst noch gebraucht!“ Gotteserfahrungen und Menschenerfahrungen waren ihm in seinem bewegten Leben immer wichtig. Das konnte er viele Jahre lang als Kursdirektor in Nemi, bei 52 Workshops wie auch in den zahlreichen Exerzitien in aller Welt zur Genüge bei sich und anderen erleben. „Mit 88 Jahren und mit einer beginnenden Demenz ist mein Leben ruhiger und wesentlicher geworden“, erklärte er nachdenklich.
Sich in St. Wendel zu orientieren, fällt ihm nicht immer leicht. Die Ersterfahrung auf den Philippinen wird er nie vergessen. Noch immer weiß er: „Gott braucht mich, bis er mich ruft!“
Pater Richard Stark ließen selbst im eisigen Russland die vielen Studentinnen und Studenten der Lumumba-Universität nicht in Ruhe. Oft holten sie ihn für eine Messe „zairoise“ mit kongolesischem Rhythmus und heimischem Tanz und Gesang.
Seine Wiege stand in Mettingen. Alles deutete auf eine kaufmännische Laufbahn hin. Angebote erhielt er von C&A und Brenninkmeyer, aber Ite, wie er von allen genannt wird, wollte mehr bewegen. Er machte Abitur und entschied sich für die Steyler Missionare. Sein Landsmann, Pater Willy Otte, hatte ihm die junge Mission im Kongo (1951) schmackhaft gemacht.
Er begann in der gerade erst 6 Jahre alten Diözese Kenge (Pfarrei Kolokoso) zu arbeiten. Er wusste, dass Lehrjahre keine Meisterjahre sind. Er lernte und hatte dabei gesunde Grundsätze. Es war die Zeit der Diktatur, der Nationalisierungen, aber er konnte dort leben und arbeiten, auch mit einem neuen, einheimischen Bischof.
Dann ging er nach Tumikia in der Diöz. Kikwit, wo er selber verantwortlich war für die ländliche Entwicklung. Es war keine leichte Zeit. Als Anfang 1995 dort die tödliche, damals noch ziemlich unbekannte Ebola-Krankheit ausbrach und schon die ersten italienischen Krankenschwestern (Passionistinnen) daran gestorben waren, packte ihm der Chefarzt in einer Thermosflasche Blutproben von 14 Erkrankten ein. Ite fuhr 500 km nach Kinshasa direkt zur amerikanischen Botschaft, damit die Proben noch mit dem Nachtflug nach Atlanta kommen konnten. Schon vier Tage später (9.5.95) kam die Bestätigung vom CDC, Atlanta. Die WHO schickte Spezialisten und Material.
Die nächste Prüfung kündigte sich schon an: Joseph Kabila, der ehemalige Präsident der Demokratischen Republik Kongo, war mit seinen Kindersoldaten unterwegs nach Kinshasa, um Mobutu Sese Seko Kuku Ngbendu wa Zabanga zu verjagen. Der war von 1965 bis 1997 diktatorisch regierender Präsident der Demokratischen Republik Kongo. In Kikwit hatte Ite schon vorgesorgt. Die Kinder in Uniform und hohen Gummistiefeln bekamen zu essen und zu trinken und ein Lager für die Nacht. Am nächsten Tag zogen sie weiter. Kikwit atmete auf. Doch ein paar Tage später kamen schlimme Nachrichten aus dem 250 km entfernten Kenge mit denen kaum jemand gerechnet hatte. Mobutus Soldaten versuchten, die Angreifer 220 km vor Kinshasa zu stoppen (4 -7.5.1997). Die Leidtragenden waren – wie immer – die Bevölkerung. Ite organisierte in Eile einen Trupp vom Roten Kreuz, um erste Hilfe zu bringen: Verwundete versorgen, Tote beerdigen.
Ite, der Mann der schnellen Entschlüsse, zögerte nicht lange, als er nach diesen Ereignissen im Kongo von einer Einladung in die junge Ural-Mission hörte. In einem viertel Jahrhundert Kongo, hatte er Missionserfahrung gesammelt in einer Diktatur. Selbst eine Woche Gefängnis hatte er tapfer überlebt. Er lernte Russisch auf der Krim und trat bei Väterchen Frost seinen Dienst an: Sankt Petersburg – Moskau – Sankt Petersburg. Ite, der Mann der vielen Kontakte, fand sich auch einer roten Diktatur zurecht. Der richtige Mann, am richtigen Platz in der blutjungen URL-Region. Er knüpfte viele Kontakte und half der jungen SVD-Region auf die Beine.
Nun ist auch er im Wendelinusheim angekommen, um seinen Lebensabend so gut wie möglich in der Gemeinschaft der Steyler Mitbrüder zu verbringen.
Text: Pater Gerhard Lesch SVD