Bruder Friedbert und der Schatz der Steyler

Deutschland

15. Feb 2023

Bruder Friedbert Ewertz SVD lebt im Missionshaus Sankt Michael und erzählt uns von seinem ereignisreichen Leben im Orden der Steyler Missionare.

Bruder Friedbert und der Schatz der Steyler

Wir treffen Bruder Friedbert in der „Kerzenwerkstatt“, in der vier Ordensschwestern aus Vietnam mit Geschick und Konzentration nach seiner Anleitung Kerzen verschiedener Größe mit christlichen Motiven verzieren oder selber gießen. Einige der Motiv-Aufkleber sind Abbildungen der Glaskunst aus den Werkstätten für kirchliches Kunsthandwerk, die Bruder Friedbert ab 2008 in Peking für Ausbildungszwecke entstehen ließ. In diesen Werkstätten unterwies er gemeinsam mit dem Steyler Glasmaler Bruder Seraphim Frunk SVD chinesische Ordensschwestern in der Herstellung von Glaskunstwerken, die bis zu einem Meter hoch waren und die Kirchen und Haushalte mit christlichen Motiven schmücken sollten. Die festlichen Kerzen sollen zu Gebet und Andacht inspirieren und so missionarisch in die Familien hineinwirken. Die Schwestern kehren nach gut zwei Monaten in Steyl mit der erlernten Technik und Fertigkeit nach Vietnam zurück und tragen dieses Anliegen dort weiter.

Um mehr über sein Handwerk zu erfahren, folgen wir Br. Friedbert in die „Schatzkammer“ des Missionshauses Steyl, die beeindruckt. Hier finden sich in Vitrinen und entlang der Wände historische Exponate aus fast 150 Jahren „Steylerei“ wie Fotos, Skulpturen, Gemälde, Gewänder und vieles mehr. Bruder Friedbert hat Anfang der 1960er Jahre seine Ausbildung zum Buchbinder in Steyl gemacht und zeigt uns sein Meisterstück, eine handgebundene Bibel und das von ihm gebundene Evangeliar aus geprägtem Leder, innen mit Leinen und Seide ausgestattet. In den 1960er Jahren genossen viele junge Steyler in Schreinerei, Schlosserei, Elektrowerkstatt, Metzgerei und Bäckerei eine qualitativ hochwertige Ausbildung, die den Ansprüchen der staatlichen Industrie- und Handwerkskammern genügte. „Viele unserer Steyler Brüder waren Meister und liebten ihr Handwerk“ fügt Bruder Friedbert hinzu.

Zunächst wollte Bruder Friedbert Kirchenmusiker oder Schreiner werden, entschied sich aber für die Buchbinderei. Es begann mit viel Liebe zum Handwerk und der Freude am Schönen. Später schätzte der die Spiritualität der Arbeit, die Möglichkeit, das Evangelium durch die Gestaltung zu „veredeln“, wie einen guten Wein. Mit viel Herzblut hat er im Laufe der Jahre drei Evangeliare für die Mutterhäuser in Steyl geschaffen. 30 Jahre leitete Bruder Friedbert die Buchbinderei in Steyl. Auch heute noch findet er „die Qualität der alten Druckerzeugnisse großartig.“

Aber wie kam es dazu, dass Bruder Friedbert Steyler wurde? Mit etwa 15 Jahren verspürte er einen unwiderstehlich starken inneren Drang, der ihn zum Ordensleben hinzog. „Ich wusste aber vom ersten Moment an, dass ich Bruder werden wollte, nicht Priester“. Seine Mutter ließ ihn, den einzigen Sohn, nur schweren Herzens gehen. Weil die Eltern sich öffentlich gegen Hitler geäußert hatten, wurde sein Vater 1944 wieder an die Front geschickt und blieb vermisst. Mit vier kleinen Kindern und der Landwirtschaft in Dahlem (Eifel) musste seine Mutter nach dem Krieg alleine, mit Hilfe ihrer Brüder, zurechtkommen.

In der Schatzkammer
An der Orgel

Wie fand er zur Steyler Spiritualität? Erst 1983, nachdem er bereits 20 Jahre lang Steyler gewesen war, entdeckte Br. Friedbert seinen Ordensgründer und zwar über Pater Reuter, den Leiter des Arnold Janssen Sekretariates, der ihm die thematisch gegliederte „Kartei Haberstroh“ zeigte, die 2-3 tausend Worte Arnold Janssens oder Aussagen über ihn enthält. Sie wurde für ihn zur Fundgrube. Der Gründer faszinierte ihn so sehr, so dass man von einem “Entdecken“ sprechen kann. “Ich will P. Arnold Janssen jeden Tag bei mir haben!“ sagte er sich und erstellte eine handgeschriebene Mappe mit Zitaten seines Ordensvaters, den er, wie er gesteht, “bis zu diesem Zeitpunkt kaum gekannt hatte“. Es wuchs eine Beziehung zu ihm. 1987 zeigte Br. Friedbert P. Josef Tyczka SVD, dem Verantwortlichen für die Spiritualität der SVD in Polen, seine Sammlung. Dieser war es, der daraus den Druck des Büchleins „Allein Gottes heiligen Willen“ betrieb, das heute in 10 Sprachen vorhanden ist. Ein ähnliches Büchlein stellte Br. Friedbert mit den Worten des heiligen Josef Freinademetz SVD, Chinamissionar, zusammen, das ebenfalls in 5 Sprachen übersetzt wurde.

Bruder Friedbert hat viele Jahre in China verbracht. Welche Eindrücke hat er von dort mitgebracht? “Es waren für mich mit die schönsten Jahre. Ich habe die Chinesen liebgewonnen und möchte diese Jahre nicht missen“, sagt er. In China sei das Andenken an den Hl. Josef Freinademetz, besonders in einigen Diözesen, lebendig. Sein Schicksal und seine Liebe zu Kreuz und Leiden, wie Bruder Friedbert es ausdrückt, haben ihn stark beeindruckt. Eine Mappe mit Texten von Pater Freinademetz nimmt er häufig zur Hand und sagte: „Seine Spiritualität gibt mir Feuer und Begeisterung. Sogar mehr als das! Das habe ich alles bei Pater Freinademetz gefunden und ich schätze ihn sehr.“ Bruder Friedbert schildert daraufhin, wie er 2008 in Peking durch die Auflegung einer Reliquie des heiligen Josef Freinademetz und durch das Beten einer neuntägigen Andacht zu ihm, ein Wunder erlebte: die Heilung eines Kindes von einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung.

Da unser Gespräch in der „Schatzkammer“ stattfindet, liegt die Frage nahe, was aus Sicht von Br. Friedbert der „Schatz der Steyler“ sei. Nach kurzem Überlegen antwortet er: „Das Missionarische! Den Menschen Christus zu bringen. Sie durch unsere Arbeit und unser Leben, so zum Beispiel durch das Kerzen-Apostolat, hinzuführen zum Gebet und Anregung zu geben, wie das Verhältnis zu Christus wachsen kann.“

Als Impuls zum Arnold-Janssen-Tag gibt Br. Friedbert uns ein Gebet des hl. Arnold mit auf den Weg, das ihn persönlich besonders motiviert und spirituell inspiriert: „Erkannt, geliebt und verherrlicht werde von allen Menschen der heilige dreieinige Gott, die Macht des Vaters, die Weisheit des Sohnes und die Liebe des Heiligen Geistes.“ Ja, das ist es: das Bekanntmachen Gottes!

Text: Renate Breuer
Fotos: Bruder Heinz Helf SVD und Pater Václav Mucha SVD

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