Deutschland
26. Nov 2022
Es lohnt sich immer als neue Mitarbeiterin oder neuer Mitarbeiter bei den Steyler Missionaren, auch den Gründungsort dieser Ordensfamilie zu besuchen und kennen zu lernen, denn im niederländischen Steyl hat alles begonnen.
„Was machst Du eigentlich genau bei den Steylern?“ Überraschende Antworten auf diese Frage und ein tieferes Gespür für die Steyler Vielfalt bekamen 20 neue Mitarbeiter/-innen aus Sankt Augustin, Sankt Wendel und Nettetal, die vom 4. bis 6. Oktober 2022 der Einladung zu den Begegnungstagen ins Missionshaus Sankt Michael gefolgt sind.
Dort zu sein, wo alles begann, die Kirchen, Klostergebäude und die Parkanlage mit ihren drei Grotten zu erkunden: diese Eindrücke helfen zu verstehen, was Arnold Jansen antrieb und was die Steyler Missionare bis heute so besonders macht. Es ist das Verständnis von „Mission“ als respektvollem Umgang mit anderen Kulturen und Religionen, das sich seit der Gründungsgeneration zwar weiterentwickelt hat, aber im Kern gleichgeblieben ist. Mut, sich auf Neues einzulassen, Gefahren auf sich zu nehmen – der Einsatz für eine bessere Welt verlangt viel von den Schwestern und Brüdern. So vielfältig wie die Persönlichkeiten und Begabungen so vielfältig sind auch die Aufgaben, denen sie sich widmen, überall, wo sie gebraucht werden.
Steyler Geschichte wird lebendig
Ihre Begeisterung ist ansteckend: wenn Pater Jürgen Ommerborn erzählt, wie er in Papua-Neuguinea verfeindete Stämme miteinander versöhnte, Bruder Roland Scheid von der Herzlichkeit der indigenen Völker auf den Philippinen schwärmt oder Bruder Heinz Helf seine Zeit als Drucker und Fotograf Revue passieren lässt, hören alle gespannt zu. Die beiden Museen im Klosterdorf zeigen die Requisiten ihrer Geschichten.
Im Missiemuseum mit seinen bis zur Decke reichenden Vitrinen voll mit präparierten Tieren, Werkzeug, Schmuck, traditioneller Kleidung und Alltagsgegenständen aus den vielen Ländern, in denen die Steyler tätig waren, hat sich seit 1934 nicht viel verändert. Auch wenn sie nicht im Internet recherchieren konnten, sind die künftigen Missionare gut vorbereitet aufgebrochen ins Abenteuer, konnten sie sich doch im Museum mit den Besonderheiten der Länder vertraut machen, in die sie entsandt wurden.
Der Blick in die Welt von damals sorgt auch im Museum im alten Kesselhaus für viele neue Erkenntnisse. „Die Steyler waren völlig autark“, fasst es eine Mitarbeiterin aus dem Pflegeheim in Sankt Wendel im Saarland zusammen. Tatsächlich produzierten sie bis in die achtziger Jahre ihren eigenen Strom und noch heute versorgt eine eigene Quelle das gesamte Klosterdorf mit Trinkwasser. Viele sakrale Gegenstände stellten die Brüder selbst her und Steyler Kirchenkunst kann heute immer noch weltweit bewundert werden. Insgesamt 40 Handwerksberufe konnten die Brüder erlernen. Es gab sogar eine kleine Zahnarztpraxis, in der Bruder Hugo die Brüder, wenn sie auf Heimaturlaub waren, behandelte. Die Druckerei, in der neben Steyler Produkten auch weltliche Literatur gedruckt wurde, war lange Zeit der größte Arbeitsbereich des Ordens in Steyl.
Der Zauber bleibt
Die 20 Mitarbeiter/-innen, die teilweise schon zwei Jahre im Unternehmen sind, aber wegen der Corona-Einschränkungen erst jetzt die Gelegenheit zu Begegnung und Austausch in Steyl wahrnehmen konnten, erfahren während ihres Besuchs viel Wertschätzung von den Schwestern und Mitbrüdern. Dass der Ort etwas mit einem macht, ist besonders im gemeinsamen Gebet mit der Hausgemeinschaft während Vesper, Gottesdienst oder Meditation zu spüren. In den Klöstern der Missions- und Anbetungsschwestern und auch im Missionshaus hat man das Gefühl, dass das Draußen ganz weit weg ist. Hier kommt man zur Ruhe und kann sie spüren, die Überzeugung der Steyler, ihren Platz gefunden zu haben und einer persönlichen Bestimmung zu folgen. Daran hat sich seit 147 Jahren nichts geändert. „Wir sind immer auf Mission“, sagt Schwester Stefanie Hall, Leiterin der Gästeabteilung im Herz-Jesu-Kloster, dem Altersruhesitz der Steyler Missionsschwestern. Das aufrichtige Interesse an jedem Menschen, am offenen Dialog ist ebenso noch immer das gleiche. „Haben Sie Angst?“, begrüßt die Rosa Schwester Maria Yuliani die Besuchsgruppe. Das Eis ist gebrochen und die Fragen stürmen nur so auf sie ein.
Wie bekannt ist eigentlich die Arbeit des Medienapostolats und wie finden die neuen Mitarbeiter/-innen das Magazin der Steyler, ‚Leben jetzt‘? Spannend und aufschlussreich war die Gesprächsrunde nicht nur für die Geschäftsleiterin, Michaela Schneider-Mestrom. Mehr Austausch, mehr Kommunikation, mehr Netzwerkarbeit - das wünschen sich die neuen Mitarbeiter/-innen.
„Wir haben ja alle dasselbe Ziel. Wir möchten, dass die wichtige Arbeit der Steyler weitergeht“, bringt es Michaela Schneider-Mestrom auf den Punkt. Der Anfang ist gemacht. Steyl inspiriert – herzlichen Dank an Bruder Roland Scheid, Reiner Theißen und Guddie Abaya für ihre Gastfreundschaft!
Text: Eva Kristina Fischer
Fotos: Bard Beurskens und Pater Václav Mucha SVD