Mut machen zum Leben

Deutschland

05. Sep 2022

Der Sommer geht langsam zu Ende, aber er bleibt sich mit hohen Temperaturen und großer Trockenheit in diesem Jahr lange treu. Pater Martin Üffing SVD macht in seinem Vorwort zu den Nachrichten "Steyler aktuell" Mut zum Leben.

Mut machen zum Leben

In vielen Bundesländern hat das neue Schuljahr bereits begonnen, und so etwas wie Alltag kehrt wieder ein. Es sind nicht nur die hohen Temperaturen, die von diesem Sommer bleiben, sondern es sind auch die vielen – nahen und fernen – Krisen, die unseren Alltag weiter bestimmen werden.

Bei genauerem Hinsehen gibt es eben einiges, das über die Sommerhitze hinausgeht. Da sind z. B. Sorgen wegen des offensichtlichen Klimawandels… Temperaturen bis zu 40 Grad werden auch bei uns „normal“ und der Mangel an Regen führt zu Herausforderungen nicht nur in der Natur, sondern auch für die Landwirtschaft, für die Schifffahrt, usw. Dann geht der Krieg in der Ukraine weiter – Menschen sterben dort weiterhin, und auch wenn das Medieninteresse schwächer wird, ist ein Ende nicht in Sicht. Damit verbunden, eine gewisse Hilflosigkeit der Politik, weitere Krisen, die Menschen in vielen Teilen der Welt auf unterschiedliche Weisen bedrängen. Hier bei uns steht die erwartete (oder bereits begonnene) Energiekrise im Mittelpunkt – Preise für Strom, Heizung, Benzin und in der Konsequenz für die allgemeine Lebenshaltung usw. steigen weiter. Viele schauen voller Sorgen auf die Zukunft und fragen sich, was die nächsten Monate bringen werden. Im heißen Sommer haben einige Angst vor einem kalten Winter.

Das betrifft auch uns. Unsere Ökonomen bringen ihre Sorgen um den Unterhalt der großen Häuser zum Ausdruck – bei steigenden Preisen und fallenden Einnahmen wird das nicht einfacher werden. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten sicher einige Appelle zum Sparen hören.

Dann auch ungewöhnliche Ereignisse in unserer Provinz. In St. Wendel sind leider innerhalb eines Monats (zwischen dem 28.07. und dem 28.08.) sieben Mitbrüder verstorben. Das ist traurig und natürlich auch eine Belastung für Mitbrüder und Mitarbeitende. Der Tod eines jeden Mitbruders hinterlässt eine Lücke – auch wenn jemand ein hohes Alter erreicht hat, wird er fehlen. Das stimmt auch in einem Seniorenheim und macht das Leben dort nicht unbedingt einfach. Von daher ist es wichtig, immer wieder miteinander ins Gespräch zu kommen – über das Leben, vor allem auch über das Leben im Alter und eben über den Tod. Gerade auch in unseren größeren Kommunitäten ist es gut, die Altersstruktur ernst zu nehmen… Viele ältere Mitbrüder sind sehr aktiv und tragen wesentlich zu unserer Mission und zu unserem Gemeinschaftsleben bei.

Wenn wir also gegen Ende dieses Sommers auf die vergangenen Wochen oder Monate zurückschauen, so bleiben viele Krisen im Sinn. Aber natürlich wird auch jeder auf eigene Erfahrungen zurückblicken. Hoffentlich sind das Zeiten der Erholung und des Urlaubs, Zeiten, in denen es möglich war abzuschalten und etwas ganz „anderes“ zu tun. In der Ferienzeit und in den Erfahrungen dieses Sommers liegen auch gute Chancen, ganz neu in Kontakt zu kommen mit uns selbst und mit dem, das bzw. der uns trägt.

Als Ordensleute sehen wir uns auf eine eigene Weise in der Nachfolge Christi. Jesus lädt ein: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mt 11,18). Dieser Satz ist ein Kernsatz dafür, wie Jesus sich selbst versteht: er ist besonders für alle da, die es im Leben schwer haben und möchte ihnen Gutes tun – Mut machen zum Leben. Jesus verspricht nicht, alle Schwierigkeiten wegzuzaubern, aber er verspricht, für die Belasteten und Leidenden da zu sein und ihnen ihre Last zu erleichtern und ihnen gut zu tun… Das ist eine Botschaft auch für diesen Sommer des Jahres 2022…

Pater Martin Üffing SVD, Provinzial

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