Menschenhandel, eine moderne Form der Sklaverei

Deutschland

08. Feb 2022

8. Februar ist Internationaler Gebets- und Reflexionstag gegen Menschenhandel. Pater Dr. Fidelis Regi Waton SVD vertieft in seinem Vortrag die Gedanken des Papstes Franziskus.

Menschenhandel, eine moderne Form der Sklaverei

Papst Franziskus schrieb in seinem apostolischen Schreiben „Evangelii Gaudium“ aus dem Jahr 2013: 

"Immer hat mich die Situation derer mit Schmerz erfüllt, die Opfer der verschiedenen Formen von Menschenhandel sind. Ich würde mir wünschen, dass man den Ruf Gottes hörte, der uns alle fragt: 'Wo ist dein Bruder?' (Gen 4,9). Wo ist dein Bruder, der Sklave? Wo ist der, den du jeden Tag umbringst in der kleinen illegalen Fabrik, im Netz der Prostitution, in den Kindern, die du zum Betteln gebrauchst, in dem, der heimlich arbeiten muss, weil er nicht legalisiert ist? Tun wir nicht, als sei alles in Ordnung! Es gibt viele Arten von Mittäterschaft. Die Frage geht alle an! Dieses mafiöse und perverse Verbrechen hat sich in unseren Städten eingenistet, und die Hände vieler triefen von Blut aufgrund einer bequemen, schweigenden Komplizenschaft." (211)

Menschenhandel (Human Trafficking) ist eines der skrupellosen organisierten Verbrechen unserer Zeit. Die Täter agieren grenzüberschreitend. Über Menschenhandel bekommen wir leider keine verlässlichen Zahlen, und es wird sie auch nie geben. Schätzungen zufolge sind Millionen von Menschen auf der ganzen Welt heute Opfer von organisiertem Menschenhandel. Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) werden pro Jahr rund 2,4 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel. Die Opfer sind überwiegend Frauen, Mädchen und Kinder. Menschenhandel hat diverse Erscheinungsformen wie sexuelle Ausbeutung bzw. Zwangsprostitution, Ausbeutung zur Arbeitskraft, Organhandel, Zwangsverheiratung, illegale Adoption und erzwungene Betteltätigkeit.

Menschenhandel ist eine moderne Form der Sklaverei. Der Mensch wird darin als Ware behandelt. Dieses Mensch-Ware-Geschäft ist lukrativ und bringt mittlerweile Milliarden ein. Mit geschätzten 32 Milliarden US-Dollar-Umsatz ist der Menschenhandel nach dem Drogenhandel das zweitprofitabelste Geschäft weltweit.
Um für die Problematik des Menschenhandels öffentlich noch mehr zu sensibilisieren und auf das schlimmste Schicksal der Opfer aufmerksam zu machen, rief Papst Franziskus im Jahr 2015 den 8. Februar als den internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel aus. Dieses Datum wurde bewusst gewählt. Der 8. Februar ist der Gedenktag der hl. Josefine Bakhita (1869-1947) aus dem Sudan. Im Alter von sieben Jahren wurde sie von arabischen Sklavenjägern entführt. Insgesamt fünfmal wurde sie auf Sklavenmärkten verkauft. Ironisch gaben ihr ihre Sklavenhändler den Namen „Bakhita“ (d.h. „du hast Glück gehabt“). Ihr letzter Käufer war ein italienischer Konsul, der im Sudan arbeitete und sie dann in seine Heimat mitnahm, wo sie später im Jahr 1889 offiziell befreit wurde. Sie trat in die katholische Kirche ein und schloss sich der Canossa-Schwesterngemeinschaft an. Nach der Veröffentlichung ihrer Autobiografie reiste sie durch ganz Italien, um von ihrem Leben Zeugnis zu geben. Sie wirkte in deren Kloster in Vicenza. 1947 verstarb sie. Im Jahr 1992 wurde sie selig- und 2000 heiliggesprochen. Sie wird als Schutzpatronin der Opfer von Sklaverei und Menschenhandel und deren Befreiern verehrt.

Die Bekämpfung des Menschenhandels ist ein besonderes Anliegen von Papst Franziskus. Dafür müssen sich Staaten, Religionen, Einrichtungen, Sicherheitskräfte, Geheimdienste und alle Menschen guten Willens weltweit vernetzen und mobilisieren. Die Steyler Missionare wie die Steyler Arbeitsgruppe Soverdi Social in Brasilien, Pater Heinz Kulüke auf den Philippinen, TRUK-F in Flores, Pater Paul Rahmat von der VIVAT International Indonesiens, JPIC in Ghana und Ungarn, die Steyler Niederlassung im indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh, usw. versuchen vor Ort, die Ketten der mafiösen Verbrechen des Menschenhandels zu brechen.

Unser Christsein verpflichtet uns, die Sendung Christi fortzusetzen. Dieser Auftrag besteht u.a. darin, den Gefangenen die Entlassung zu verkünden und die Zerschlagenen in Freiheit zu setzen. Niemals dürfen wir uns deswegen mit dem unmenschlichen Faktum dieser modernen Sklaverei abfinden. Knallhart drückt Papst Franziskus seinen Appell aus: „Wer dazu schweigt, macht sich zum Komplizen des Unrechts.“

P. Dr. Fidelis Regi Waton SVD

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