Deutschland
23. Mär 2022
Steyler Missionare weltweit berichten uns von Reaktionen auf die Geschehnisse aus ihren Einsatzgebieten und rufen geschlossen zu Friedensgebeten auf.
Seit dem 24. Februar 2022 hält die Welt den Atem an. Mit den Angriffen Russlands auf die Ukraine hat in Europa wieder ein Krieg begonnen. Wir sind ohnmächtig und hilflos, wissen nicht was wir tun sollen, können die Gewalt nicht beenden.
1. Wie sind die Reaktionen in Ihrem Missionsland auf den militärischen Angriff Russlands?
Manche Menschen schämen sich für Russland. Andere halten die Aussagen von Politikern bezüglich des Kriegs für viel zu spät, denn dieser Krieg hat nicht letzte Woche begonnen, sondern bereits vor acht Jahren mit der Besetzung der Krim durch Russland.
2. Wie wird der Konflikt von den Menschen wahrgenommen – vielleicht als „europäisches Problem“?
Definitiv nicht. Hier in Russland betrifft dieser Konflikt Russen und Ukrainer. Hier leben zahlreiche Menschen aus der Ukraine, aus Weißrussland, Litauen, Lettland und Polen. In unserer Gemeinde leben Menschen, die in Donbass geboren worden oder dort zur Schule gegangen sind. Natürlich haben diese Menschen eine emotionale Bindung zu diesem Gebiet. Sie haben Verwandte in der Ukraine. Als der Konflikt 2014 hochkochte, war es nicht möglich, mit ihnen über ihre Gefühle zu sprechen. Wir hatten Probleme zwischen Gemeindemitgliedern. Es war nur möglich zu schweigen, oder getrennt mit den Menschen unterschiedlicher Meinungen zu sprechen. Zurzeit gibt es wenige Informationen, Internetseiten sind gesperrt. Man spricht nur ganz vorsichtig darüber. Jeder hat seine eigene Meinung, abhängig von der Nationalität und davon, an welche Informationen man gekommen ist.
3. Was geht Ihnen persönlich durch den Kopf?
Ich stehe fest zu den Grundsätzen des Evangeliums. Jesus sagt: Liebt eure Feinde. Krieg ist nicht die Lösung des Problems. Krieg ist das Böse, wo sowohl die Schuldigen als auch die Unschuldigen leiden und sterben. Hass und Bosheit werden verbreitet. Dies muss durch Gebet und Fasten für den Frieden überwunden werden.
1. Wie sind die Reaktionen in Ihrem Missionsland auf den militärischen Angriff Russlands?
Unter den Leuten in Togo, die informiert sind, wird dieser Angriff auf die Ukraine scharf verurteilt. In den Dörfern spricht kaum jemand davon. Es gibt auch keine offizielle Stellungnahme der Regierung.
Aus Polen oder aus Deutschland bekomme ich nur negative Reaktionen. Niemand hat damit gerechnet, dass Russland wirklich angreifen würde.
2. Wie wird der Konflikt von den Menschen wahrgenommen – vielleicht als „europäisches Problem“?
Dieser Konflikt wird von den Menschen wahrgenommen. Noch mehr, seitdem man von afrikanischen Studenten hörte, die aus der Ukraine nach Polen fliehen mussten – darunter 12 Togolesen. An der Grenze wurden sie wohl rassistisch behandelt. Aber sonst wird es eher als europäisches Problem gesehen, ja.
3. Was geht Ihnen persönlich durch den Kopf?
Ich persönlich bedauere das russische Volk, das von solch einem Diktator regiert wird. Das Volk hat es nicht verdient, aber kaum eine Möglichkeit so eine Regierung abzuwählen.
1. Wie sind die Reaktionen in Ihrem Missionsland auf den militärischen Angriff Russlands?
Die Bilder von den vielen Flüchtlingen, von weinenden Frauen und Kindern, vom Abschiednehmen von Ehemännern und Söhnen, von den Verwundeten und Toten, von den zerstörten Städten – all das bewegt auch die Menschen hier vor Ort. Die Menschen sind schockiert, haben Angst und wollen helfen. Es fehlen die Worte angesichts dieser massiven Ungerechtigkeit: „Das dürfen wir, das darf die Welt nicht zulassen!“ All das erweckt eigene traumatische Erfahrungen: der andauernde Krieg auf der philippinischen Insel Mindanao, der militärische Angriff auf Marawi City (Mindanao) von Mai bis Oktober 2017 mit ähnlichen Bildern wie denen aus der Ukraine, die derzeit rund um die Welt gehen und die Katastrophe beschreiben. Es gibt keinen Gottesdienst, keine Gebetsversammlung in unseren Ordensgemeinschaften oder auch in den Gemeinden in den Slums und Umsiedlungsgebieten, in denen nicht für die Flüchtlinge, die Opfer des Krieges und ein sofortiges Ende der Kämpfe gebetet wird.
2. Wie wird der Konflikt von den Menschen wahrgenommen – vielleicht als „europäisches Problem“?
Nein, das ist aus philippinischer Sicht kein europäisches Problem. Wir kennen hier eine große Solidarität im Leiden. Not verbindet, die andauernde Pandemie, die vielen Naturkatastrophen und jetzt der Krieg. Die Menschen hier fühlen mit den Menschen in der Ukraine. All das ist ein Problem aller Menschen, das wir nur gemeinsam lösen können.
3. Was geht Ihnen persönlich durch den Kopf?
Wie viele Menschen mache auch ich mir große Sorgen, weil wir eben nicht wissen, wie das alles weitergeht und wann dieser sinnlose Krieg endlich aufhört. Gleichzeitig bedrückt mich eine gewisse Hilflosigkeit, dass es den Weltmächten nicht gelingt, einen Diktator trotz der ganzen Sanktionen und der Unterstützung der Ukraine mit Waffen zu stoppen und wir alle mit ansehen müssen, wie einem ganzen Volk vor unseren Augen sehr großes Leid zugefügt wird. Auf der anderen Seite stehen die bewegende Solidarität weltweit und der Mut der einfachen Menschen in der Ukraine. Von Menschen gemachtes Leid muss sich auch durch Menschen beenden lassen. Mut macht, dass gerade auch viele junge Menschen auf die Straßen gehen, um gegen den Krieg in der Ukraine und für einen weltweiten Frieden zu demonstrieren.
1. Wie sind die Reaktionen in Ihrem Missionsland auf den militärischen Angriff Russlands?
Viele Menschen reagieren hier sehr emotional auf den Konflikt. Sie versetzen sich in die Menschen in der Ukraine hinein, vor allem in die Frauen und Kinder und leiden mit ihnen.
2. Wie wird der Konflikt von den Menschen wahrgenommen – vielleicht als „europäisches Problem“?
Viele Menschen denken, dass es politische und wirtschaftliche Gründe für den Ukraine-Krieg gibt. Dabei spielen ihrer Meinung nach die Nato, die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und Deutschland alle eine Rolle. Nur wenige glauben, dass es allein ein europäisches Problem ist. Die meisten sind überzeugt, dass es hier um die ganze Welt geht, welche die Auswirkungen noch spüren wird. Das Land Indien ist tief besorgt und fordert die sofortige Beendigung der Gewalt.
3. Was geht Ihnen persönlich durch den Kopf?
Wer Krieg und Gewalt als Lösung sieht, dem ist menschliches Leben egal. Derjenige kann nicht sehen, dass wir Menschen alle Geschwister sind, dass wir in aller Vielfalt eins sind, dass das Reich Gottes immer wieder hinfort genommen wird durch Gewalt und das von Anbeginn der Zeit. Ich verurteile diesen Krieg aufs Schärfste. Es ist höchste Zeit, dass die Welt sich für sofortigen Frieden vereinigt!
1. Wie sind die Reaktionen in Ihrem Missionsland auf den militärischen Angriff Russlands?
Die Situation in der Ukraine und in Europa macht uns alle sehr betroffen. Täglich lesen wir in der Zeitung von neuen Angriffen und obwohl das Land natürlich für Lateinamerika "weit weg" ist, so hören und lesen wir doch täglich auch die Aufrufe des Papstes zum Gebet für Frieden. An Aschermittwoch haben wir, wie eigentlich in jeder Messe seit Kriegsbeginn, besonders für einen Waffenstillstand und den Frieden gebeten.
2. Wie wird der Konflikt von den Menschen wahrgenommen – vielleicht als „europäisches Problem“?
Die Regierung Boliviens gehörte zu den wenigen Ländern, die sich neutral verhalten haben als bei der UNO über eine Verurteilung abgestimmt wurde. Bolivien gehört zu den wenigen sozialistischen "Bruderstaaten", die teilweise auch wirtschaftlich von Bündnissen mit Russland profitieren. Die Bevölkerung denkt da anders und die meisten Menschen äußern sich sehr solidarisch für die Ukraine und gegen den Krieg Putins.
3. Was geht Ihnen persönlich durch den Kopf?
Persönlich kann ich es kaum fassen, dass wir – nach den beiden Weltkriegen und dem Balkankrieg – wieder einmal Krieg in Europa haben. Lernen wir Menschen nie dazu?
Melanie Pies-Kalkum