Joseph Timmermann SVD (1932–2021)

07. Mai 2021

Pater Joseph Timmermann SVD verstarb in den Morgenstunden des 7. Mai im Wendelinusheim der Steyler Missionare in St. Wendel.

  Pater Joseph Timmermann SVD

*02.06.1932 – 07.05.2021


Am frühen Morgen des 7. Mai 2021 verstarb im Wendelinusheim unser Mitbruder Pater Joseph Timmermann. Joseph wurde als drittes von sieben Kindern der Eheleute Peter und Elisabeth geb. van Weerth am 2. Juni 1932 in Hauset/Belgien geboren. Er selbst schreibt von sich: „Ich war ein sehr schwieriges Kind, das einen eigenen, starken Willen hatte und sich nur schwer ein- und unterordnen konnte“. In dieser Zeit erlebte und litt er sehr unter der deutschen Besatzung. Aber mehr noch brannten sich in sein Herz die ermutigenden Worte seines damaligen Pfarrers Trenz, der ihm eine große Zukunft voraussagte: „Aus dir wird noch etwas Großes!“ – mutmachende und helfende Worte für den Jungen. Darin gründete auch sein Wunsch, einmal Priester zu werden.

Nach dem Abitur im Missionskolleg der Steyler Missionare in Overijse ging er 1953 ins Noviziat nach St. Augustin, wo er am 1. 5. 1955 seine Ersten Gelübde ablegte und dann Philosophie und Theologie studierte. Am 1. 5. 1959 legte er seine Ewigen Gelübde ab und wurde dort mit 25 Mitbrüdern am 8. 12. 1959 von Bischof Vitus Chang zum Priester geweiht.


Mission im Kongo

Als Belgier hatte er sich für die Mission im Kongo gemeldet, wofür er auch seine erste Missionsbestimmung bekam. Man brauchte dort vor allem Lehrer, was ihm lag und wozu er eine entsprechende Ausbildung machte. Der zuständige Schulinspektor, P. Ekkelboom, riet ihm: „Kommen Sie bald; es brennt an allen Ecken und Kanten.“

1961 kam er zusammen mit P. Schweizer im Kongo an. So engagierte er sich vor allem in der Schule, aber auch in der Pfarrpastoral. Als Lehrer konnte er alle zwei Jahre Heimaturlaub machen, der vom Staat bezahlt wurde. Ärztliche Untersuchungen in Deutschland ergaben, dass sein Gesundheitszustand nicht gut war; er hatte stark an Gewicht abgenommen. Deshalb wechselte er in die klimatisch bessere Zone nach Kenge. 1968 stellten die Ärzte im Tropeninstitut fest, dass seine Gesundheit sehr angegriffen war, und rieten ihm, vorerst in Europa zu bleiben. So übernahm er in Spa die Aufgabe eines Erziehers in einem Jugendheim.


"Ganove unter Ganoven"

1971 wurde er in die damalige Niederdeutsche Provinz versetzt und übernahm als Kaplan eine Stelle in der Pfarrei St. Josef in Aachen. Von 1979 bis 2003 wurde ihm die Seelsorge im Aachener Gefängnis anvertraut, dazu die Pfarrseelsorge in Berensberg/Herzogenrath und 2003 die Kurseelsorge in Aachen-Burtscheid.

In der Gefängnisseelsorge fand er als Seelsorger eine große und erfüllende Aufgabe und Verantwortung, ein weites Feld, das seinen Talenten entsprach. Dabei hatte er oft mit Zuwanderern zu tun. Seine Sprachkenntnisse und Erfahrungen im Kongo kamen ihm dabei sehr zugute. Immer wieder konnte er vermitteln und Menschen helfen. Sehr engagiert und mutig war er, wenn es darum ging, die Rechte von Afrikanern bezüglich ihrer Sitten und Gebräuche zu verstehen und auch durchzusetzen. So konnte er viel Gutes tun und erleben. Er erntete dafür große Wertschätzung und Freundschaft. 1982 wurde er mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen für sein soziales Engagement für drogenabhängige Jugendliche und Menschen im Rotlicht-Milieu ausgezeichnet. Sein Anliegen war es stets, den Menschen die Botschaft des Evangeliums verständlich nahe zu bringen. Über die Jahre hin verfasste er deshalb für jeden Sonntag hilfreiche Texte, in der er die jeweilige Botschaft aktualisierte und für die Menschen in Gefangenschaft verbalisierte. Er sah in ihnen nicht zuerst Gefangene, sondern Menschen in Not, Suchende, die er schon während der Inhaftierung auf tragfähige Beziehungen zur Außenwelt vorbereitete. Zu den Gottesdiensten lud er zudem Chöre und Jugend-Musikgruppen ein. Über diese Zeit sagt er später: „Es war die schönste Zeit meines Lebens. Ich war ein Ganove unter Ganoven“.


Ein Suchender im Wendelinusheim

Als seine Kräfte nachließen und er das vierte Lebensalter erreicht hatte, zog er 2013 in das Wendelinusheim nach St. Wendel, wo er die notwendige Sorge und Pflege erfuhr. Er war – auch durch seine fortschreitende Sehbehinderung bedingt – nicht immer ein leichter Mitbruder und Bewohner. Beständig pflegte er seine zahlreichen Kontakte zu Menschen, denen er in seinem Leben viel bedeutet hatte. Regelmäßig – auch bei Wind und Wetter – traf man ihn an der Lourdes-Grotte, wo er viele Beter und Freunde traf und sich ihrer annahm. Diese Aufenthalte waren für ihn sehr wichtig – und er hat wohl auch vielen Menschen in ihren Glaubens- und Lebensfragen helfen können. Hier konnte er weiterhin zuhören und als Seelsorger den Menschen Hoffnung und Zuversicht vermitteln – jedenfalls war das sein Anliegen seit jeher. In einem früheren Zeitungsinterview sprach er davon, dass sein Bemühen, den Suchenden zu helfen, auch ihm selbst geholfen hat, die Sehnsucht des Menschen nach Freiheit und erfülltem Leben wachzuhalten.

Bis ins hohe Alter hinein blieb er sich darin treu, immer ein Suchender und auch ein Stück unbequem zu sein Es fiel ihm nicht immer leicht sich einzuordnen, weniger noch sich unterzuordnen. Mancher Mitbruder fand deshalb nicht so leicht Zugang zu ihm. Sein Stolz, Belgier zu sein, wurde immer wieder sichtbar. Dies hat aber wohl auch dazu beigetragen, dass er sich in St. Wendel nicht so ganz zuhause fühlte. Die Sehnsucht nach der Heimat und der Wunsch, auch dort seine letzte irdische Ruhestätte zu finden, haben ihn bis zuletzt begleitet.

Pater Timmermann war auf seine Art ein Steyler Missionar und Seelsorger, dem es um den Menschen und um die Menschlichkeit ging. Von der Nähe Gottes (z. B. an Weihnachten) nur zu sprechen, genügte ihm nicht. In seinem letzten Weihnachtsbrief drückte er das noch sehr konkret aus. Sie musste für ihn und sein Gegenüber auch spürbar sein. Bei allem Bemühen war aber auch er den „Gesetzen der Zeit unterworfen“, menschliche Begrenzungen, die erst im Tod ihre Verwandlung erfahren: dein Bruder wird auferstehen – so auch unser Glaube und unsere Hoffnung.

In Dankbarkeit für das Leben und Wirken von Pater Timmermann empfehlen wir ihn der Liebe Gottes.

Als Steyler Missionare feiern wir Corona bedingt in der Hausgemeinschaft von St. Wendel für ihn die Auferstehungs-Eucharistie am Samstag, dem 15. Mai 2021.

Gemäß dem Wunsch des Verstorbenen findet die Begräbnisfeier in seiner Heimat Hauset/Belgien, Pfarrkirche St. Rochus, ebenfalls Corona bedingt am Samstag, dem 22. Mai 2021, um 10.00 Uhr, statt.


St. Wendel, 10. Mai 2021

Stefan Theobald SVD
Leiter des Wendelinusheims

Heinz Schneider SVD
Rektor des Missionshauses


Zur Vita.

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