Steyler Identität in der Pastoral

Deutschland

02. Dez 2021

"Wir sind in der Pastoral tätig und wollen bewusst auch als Steyler Missionare wahrgenommen werden", sagt Pater Martin Üffing SVD im Bericht über die Pastoral der Steyler Missionare in Deutschland.

Vor wenigen Tagen, am ersten Adventssonntag, haben zwei Mitbrüder (Nikolaus Meran Koban und Jacques Kamba) die Leitung der Gemeinde Eutin im Erzbistum Hamburg übernommen. Sie werden „die Leitungsaufgaben des Pfarrers untereinander aufteilen und verantwortlich wahrnehmen“, heißt es im Ernennungsschreiben. Beide bringen aus ihren Tätigkeiten in Hamburg ihre reichen Erfahrungen in die Pastoral mit ein. Anfang November haben unsere Diakone ihr Pastoraljahr begonnen und lernen z. Zt. noch die Menschen und das Leben in ihren Gemeinden in Augsburg und Herrsching kennen. Sie stehen am Anfang ihrer pastoralen Tätigkeiten.

Diakonenweihe

Für alle gilt, dass sie als Mitbrüder, als Steyler Missionare, in der Pastoral tätig sind. Sie übernehmen Aufgaben, die in der Vergangenheit vielleicht von diözesanem Personal wahrgenommen wurden. Werden sie dadurch zu „Lückenbüßern“ oder haben wir ein Konzept, eine Idee, die hinter dem Einsatz von Mitbrüdern der Provinz in der Pfarrpastoral stehen? Ich behaupte, dass das nicht einfach planlos geschieht, sondern dass wir uns immer wieder Gedanken über „SVD und Pfarrei“ gemacht haben und dass wir bewusst als Ordensleute und Missionare in der Pastoral tätig sind, ohne dabei unsere Identität zu verlieren… Das ist vielleicht eine gewagte Behauptung – es gäbe Beispiele, die das Gegenteil zeigen…

Bei einem Ordenstag in Wien rief die frühere deutsche Botschafterin beim Vatikan, Annette Schavan, die Orden auf, Vorreiter für Reformen in der katholischen Kirche zu sein. Erneuerungen im Christentum sind oft von Orden getragen worden. Schavan sagt, es brauche in der Kirche „mehr Geistesgegenwart für das Leben von Menschen heute, ihre Gedanken und Hoffnungen, ihre Sehnsucht und Einsamkeit, aber auch ihre Kreativität und Gestaltungskraft“. Das alles finde man aber weniger in Metropolen oder Kathedralen, sondern vielmehr an den Rändern, wo auch Papst Franziskus den Ort der Kirche sehe. In der Auseinandersetzung mit diesen Rändern seien auch viele Orden entstanden.

Beim Lesen dieser Worte kam mir unsere Provinz in den Sinn. Natürlich ist es uns wichtig, dass wir nicht einfach die „Lücken füllen“, die sich aus dem wachsenden Priestermangel in Deutschland ergeben. Wir sind bewusst als Steyler Missionare in der Pastoral tätig und wollen auch als solche wahrgenommen werden. Dabei geht es dann auch um unsere Anliegen – auch in der Pfarrpastoral schauen wir über Ränder und Grenzen nicht nur auf die, die schon da sind, sondern unsere Sorge gilt auch den vielen anderen, die wir als unsere „Dialogpartner“ sehen: Menschen, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören, und Menschen, die auf der Suche nach dem Glauben sind; Menschen, die arm und an den Rand gedrängt sind; Menschen verschiedener Kulturen; sowie Menschen unterschiedlicher Glaubenstraditionen und säkularer Ideologien.

Jubiläumsfeier in Dresden

Diese Sicht hat mit unserer Identität, mit unserem Charisma zu tun und fordert uns heraus. Um auf diese Weise wirken zu können, leben und arbeiten wir in interkulturellen Teams. Das gelingt nicht immer. Manchmal scheint es einfacher, allein zu leben und zu arbeiten, um eigene gute Ideen und Einsichten umzusetzen. Immer wieder bedeutet das interkulturelle Leben voneinander und miteinander zu lernen. Allzu oft nimmt uns die „normale Pastoral“ schon so sehr in Anspruch, dass uns Zeit und Kraft fehlen uns in Richtung der „Ränder“ zu bewegen. Dann ist es gut, sich daran zu erinnern, dass wir nicht gerufen sind, die Welt zu retten… Das ist bereits vor 2000 Jahren geschehen, als Gott in Jesus von Nazareth Mensch wurde. Wir sind gerufen, an Gottes Plan teilzunehmen, aus dem Geheimnis seiner Menschwerdung zu leben und Menschen einzuladen, ihn und seine Botschaft als Lebensprogramm für diese Zeit zu entdecken. So laden wir auch andere ein, aus der Gemeinschaft mit Gott und den Menschen solidarisch und in gegenseitiger Verantwortung zu leben.

Pater Prof. Dr. Martin Üffing SVD

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