Spirituelle Tankstelle

Die Steyler Buchhandlung gehört für viele Menschen zu einem wichtigen Anlaufpunkt auf dem Campus des Missionshauses in Sankt Augustin. In der Corona-Zeit läuft aber alles anders als normal. So haben wir mit dem Leiter der Buchhandlung, Jann Karin, ein Gespräch geführt, um zu erfahren, wie sie nicht nur diese Corona-Zeit meistern, sondern vor allem wie sie sich als christliche Buchhandlung überhaupt behaupten.

Herr Karin, Sie leiten eine christliche Buchhandlung, erhalten Sie überhaupt noch Zuspruch in der heutigen Zeit?
Aber ja! Natürlich wandelt sich unsere Kundschaft seit Jahren. Die klassischen Kirchgänger sterben langsam aus. Von daher freuen wir uns sehr, dass es trotzdem sehr viele Kunden gibt, die nach wie vor am Glauben interessiert und auf der Suche nach Gott und dem in Sinn des Lebens sind.

Wir sind eine katholische Buchhandlung der Steyler Missionare, verstehen uns aber als „spirituelle Tankstelle“ für alle Christen. Deshalb kommen zu uns Leute aus verschiedenen Konfessionen. Innerhalb der Konfessionen sind die Bandbreiten von konservativ bis liberal vertreten. Da ist manchmal die Buchauswahl nicht so einfach und es lässt sich nicht verhindern, dass wir manche irritieren.

Was ist das Besondere am Sortiment der Steyler Buchhandlung?
Vielleicht ist sogar diese Bandbreite an Meinungen unter anderem das Besondere an unserer Buchhandlung. Wir wollen nicht zensieren, sondern Angebote machen. Die Grenze ist da schon mal fließend. 

Des Weiteren bieten wir eine große Auswahl an Tauf-/Erstkommunion- und weiteren Anlasskerzen sowie Wandkreuze, Doppelkarten und Kreuzanhänger an, die Sie in dieser Breite kaum noch irgendwo finden.

Unter der Corona-Krise leidet ja unter anderem auch der Buchhandel. Welche Maßnahmen ergreifen Sie, um gegenzusteuern?
Wir haben sowohl im Frühjahr 2020 als auch nun während des letzten Lockdowns eine kontaktlose Abholung sowie Versand angeboten. Beides wurde sehr gut angenommen. Auch stieg die Anzahl an Bestellungen in unserem Onlineshop erfreulich deutlich an und wir konnten dadurch zusätzlich- vor allem jüngere Kundinnen und Kunden gewinnen, während viele ältere Kunden, die bislang klassisch vorbeigekommen sind, dafür ausblieben. Zudem legen wir allen Sendungen bzw. Abholungen Prospekte bei, um das Interesse an unseren Büchern und die Lust am Schmökern zu erhalten.

Wichtig ist neben dem Onlineshop https://steyler.buchhandlung.de/shop/ auch unsere Homepage https://www.steyler-buchhandlung.de/ , auf denen wir den aktuellen Stand unserer Öffnungszeiten mitteilen und Bücher oder auch Devotionalien bewerben.
Insgesamt sind wir dankbar für unsere Kunden, die uns in diesem turbulenten Jahr treu geblieben sind.

Hat der Verkauf von Büchern etwas mit Mission zu tun oder geht es nur um´s Geschäft?
Wir sind eine Buch- und Kunsthandlung, die sich selbst finanziell tragen muss. Wenn wir nichts verkaufen, können wir keine Kosten bezahlen. Deshalb müssen wir wirtschaftlich denken und handeln, um am Markt bestehen zu können.

Dennoch merkt man deutlich, dass wir ein christliches Geschäft sind, da es uns nicht ausschließlich um Gewinnmaximierung geht. Unsere Tätigkeit könnten wir auch Buchpastoral nennen. Gerade bei sensiblen Themen wie z.B. Trauer treten wir als „Seelsorger“ auf. Wir stehen im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Pastoral.

Woran erkennt man an der Buchhandlung, dass sie von einem Missionsorden betrieben wird?
Als erstes natürlich in unserem Namen „Steyler Buchhandlung“ sowie unserem Logo, das ebenfalls das Steyler weltumspannende Kreuz der Mission trägt. Die Steyler verstehen sich als weltoffene, tolerante und dem Dialog verpflichtende Gemeinschaft. Ich hoffe, dass das die Kunden auch in der Buchhandlung spüren.

Was ist die schönste Erfahrung, die Sie in der Buchhandlung gemacht haben?
Oh, da gibt es viele! (lacht) Wir bekommen immer wieder Komplimente von unseren Kunden für unsere Dekoration, unsere Auswahl an Büchern, Devotionalien oder auch Karten. Das tut der Seele gut, besonders, wenn es zwischendurch stressig war oder man gerade doch mal einen etwas schwierigen Kunden vorher hatte. Als ein Geschäft, welches seit 1967 an seinem jetzigen Ort besteht, wächst und verändert sich die Kundschaft mit. Es gibt immer wieder Kunden, die z.B. wissen, dass ihre Kommuniongeschenke bei uns gekauft wurden.

Wie sehen Sie Ihre Zukunft?
Wir sind guter Hoffnung. Wir sind die einzige christliche Buchhandlung im Köln-Bonner Raum. Vor vier Jahren hat die letzte kath. Buchhandlung in Köln geschlossen und vor drei Jahren in Bonn, weshalb mittlerweile öfters Autos mit „auswärtigem“ Kennzeichen vor unserem Geschäft stehen. Nicht wenige Kunden wollen mit ihrem Kauf auch die Steyler Missionare unterstützen.

Das Einkaufsverhalten – auch durch Corona – ist im Umbruch. Unser Ziel ist es, dem Menschen etwas Gutes zu tun. Die positive Haltung zum Kunden ist uns wichtig und der Kunde merkt das auch. Wir verlieren durch diverse Umstände manchmal große Kunden, aber wir bekommen auch neue, weil wir ständig versuchen, die Wünsche der Kunden zu erfüllen.

Interview und Fotos: Renate Breuer

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