Bernhard Schweizer SVD (1932–2021)

Deutschland

12. Jul 2021

Der Steyler Missionar Pater Bernhard Schweizer verstarb nach schwerer Krankheit am Samstag, den 10. Juli, im Wendelinusheim in St. Wendel. Der Auferstehungsgottesdienst findet am 15. Juli um 10.30 Uhr in St. Wendel statt.

Wer in der Steyler Kongomission das Glück hatte, mit Pater Schweizer zusammenzuarbeiten, der hatte jemanden zur Seite, auf den er sich immer verlassen konnte. Die vielen Stationen und vielfältigen Aufgaben zeigen sein Engagement und seinen Eifer. Er war immer bereit zu neuen Ufern aufzubrechen, ganz im Dienst der Diözese Kenge und der Ordensprovinz Kongo.

Als in einer Provinzversammlung der frühen achtziger Jahre der Neuanfang einer Pfarrei auf dem Plateau der Batéké zwischen Bandundu und Kinshasa diskutiert wurde, sagte er: Ach, wäre ich 30 Jahre jünger, ich würde gerne noch einmal neu anfangen!“

Jugend – Schule – Ausbildung

Bernahrd Schweizer war der fünfte und jüngste Sohn der Eheleute Isidor Schweizer (1894-1969) und Maria, geb. Jörg (1896-1983). Er liebte seine schwäbische Heimat und blieb ihr lebenslang verbunden. Seine Liebe zu elterlichem Hof und heimatlicher Scholle hat ihn nie verlassen und auch nach Afrika begleitet.

Er begann die Grundschule in Böbingen/Rems, noch vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Nach dem Kriege wechselte er zur Oberrealschule in Schwäbisch Gmünd (1946-1948). Von 1948-1952 besuchte er das Gymnasium in Ingolstadt und lernte die Steyler kennen.

Bei den Steylern

Am 08. September 1952 begann er das Noviziat in St. Augustin. Nach den ersten Gelübden (01.05.1954) und dem Studium der Philosophie ging er zum Studium der Theologie nach Santo Amaro (São Paulo, Brasilien). Hier band er sich am 1. März 1958 in den ewigen Gelübden für immer an die Gemeinschaft der Steyler Missionare. Am 02. August 1959 wurde er dort zum Priester geweiht. Er erhielt die Missionsbestimmung für den damals noch belgischen Kongo. Nach der Vorbereitung in Frankreich und Belgien kam er am 1. Okt. 1961 im Kongo an. Ein Jahr zuvor war das Land (30. Juni 1960) unabhängig geworden.

In einem jungen, unabhängigen Staat

Nur zehn Jahre früher hatten die Steyler von den Jesuiten ein Gebiet übernommen, etwas größer als Belgien. Sie sollten es zur kirchlichen Reife führen, d.h. zu einer organisierten Diözese entwickeln. Dies war 1963 der Fall, als Bischof Franz Hoenen (1919–1997) der erste Bischof von Kenge (1963–1974) wurde.

Pater Schweizer begann sein Apostolat in Misay, zuerst als Buschmissionar (1961–63), dann als Pfarrer (1963–66). 1966 konnte er in Nemi einen Erneuerungskurs (Terziat) machen. Danach war er ein halbes Jahr Pfarrer in Mansanzayi (1967), dann neun Monate in Bagata (1968). Zwei Jahre war er bei Pater Richard Winters (1969–1971) Pfarrer in den Buschdörfern um Fatundu (1968–70) und in Fatundu selber. In diese Zeit fiel die Gründung einer Schwesterngemeinschaft in Kingala-Matele, einem kleinen Savannendorf, 45 km von Fatundu entfernt.

Bandundu – „seine“ Stadt

1970 wurde er nach Bandundu gerufen. Die Stadt im „Flüsse Dreieck“ Kwango-Kwilu-Kasai war Hauptstadt der gleichnamigen Provinz geworden und entwickelte sich schnell. 1970–73 ist er Pfarrer in St. Paul. 1974 beginnt er die neue Pfarrei Nto-Luzingu. Er mietet sich ein Haus mit Strohdach und beginnt mit dem Aufbau einer Pfarrei – immer nahe bei den Menschen. 1975–77 ist er wieder Pfarrer in St. Paul. 1977–81 beginnt er die neue Pfarrei N.D. du Rosaire im Stadtteil Malebo.

Novizenmeister

Als der Provinzrat ihn zum Novizenmeister vorschlägt, sind die Leute in seiner Pfarrei davon nicht begeistert. Sie wollen sicherstellen, dass die Steyler die Pfarrei im Aufbau nicht im Stich lassen.

Von 1981 bis 1993 ist er Noviziatsleiter in Bandundu – viel länger als er wollte und geplant hatte. Eine ganze Generation beginnt unter ihm ihr Ordensleben. Von 1996–2003 geht er nach Kinshasa als Präses der Kommunität des Provinzialates, Berufspastor und Verantwortlicher der ersten kongolesischen Missionare im Ausland. Alle waren ja durch seine Hand gegangen.

Kinshasa

Noch mit 64 Jahren lernt er Lingala und arbeitet an den Wochenenden in den Pfarreien. 1996–2003 ist er Pfarrer in St. Felix/Mombele. Ein Jahr lang gehört auch St. Amand noch dazu. Das Gebiet ist zwar mitten in der Viel-Millionenstadt, liegt aber in einem Sumpfgebiet. Bis zur Unabhängigkeit des Landes (1960) durfte hier nicht gesiedelt werden. 2003–06 ist er wieder verantwortlich für das Noviziat in Bandundu. Aber nur drei Jahre! Das hat man ihm versprochen.

Ngondi

2007 wird er Präses der Kommunität und Leiter des spirituellen Zentrums Sychar in Ngondi (wieder in der Diözese Kenge). Hier schließt sich der Kreis! Er ist ganz in seinem Element, offen für neue Initiativen im sozialen und pastoralen Bereich, Überkommenes erhalten und Neues wagen! Als er 2009–10 schwer krank in Urlaub kam, überlegte er lange, ob seine Kräfte noch ausreichen für den Kongo. Er kehrte zurück an seine Arbeit. Sein Provinzial schrieb: „Wir können in der gegenwärtigen Situation unmöglich auf seinen Rat, seine Initiativen und seine Hilfe verzichten, ohne das Gleichgewicht in der Provinz und in Ngondi zu gefährden.“ Sein Lebenslauf über 50 Jahre im Kongo zeigt eine ganz außergewöhnliche missionarische Verfügbarkeit, sowohl im Bereich der Diözesen Kenge und Kinshasa wie auch im Aufbau der Steyler Ordensprovinz Kongo-Zaire und ihren Übergang in afrikanische Hände.

Als Missionar ließ er sich vom Glauben der Afrikaner anstecken. In seiner einfachen, aber tiefen Spiritualität stand er immer hundertprozentig im Dienst der Ortskirche und des Ordens.

Sich nützlich machen im Ruhestand

Am 15. September 2012 verabschiedete sich Pater Schweizer im Kongo. Ein halbes Jahrhundert hat er Gott und den Menschen gedient. Seine schwindenden Kräfte sagten ihm, dass eine ruhigere Gangart nun angebracht sei. Nach kurzer Erholungsphase in einer Kur in Mingolsheim und ein paar Altersoperationen fühlt er sich stark genug, eine Seelsorgsstelle im Alten- und Pflegeheim Maria im Venn“ in Stolberg bei Aachen zu übernehmen. Gemeinsam mit den Christenserinnen und mit den MitarbeiterInnen spendet er im Seniorenheim Trost und Hoffnung im Miteinander Beten und miteinander Leiden. Er ist einer unter vielen, macht überall mit, in der Kapelle, im Singkreis, beim Basteln und Bibelteilen, wie auch beim Pressegespräch.

Danke

Die Steyler Missionare danken Gott und Pater Schweizer, dass sie ihn so lange Jahrzehnte in ihren Reihen haben durften. Sie danken auch seiner Familie, seinen Verwandten, Freunden und Wohltätern für ihre Unterstützung und Begleitung. Mit ihm zusammen waren sie alle treue Steyler Missionare im Herzen Afrikas.

Den Auferstehungsgottesdienst für Pater Schweizer feiern wir am kommenden Donnerstag, 15.07.2021 um 10.30 Uhr in der Missionshauskirche in St. Wendel. Anschließend findet die Beerdigung auf unserem Klosterfriedhof statt.


Steyler Missionare
Sankt Augustin, Juli 2021


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