Paul Rotter SVD (1939–2021)

13. Jun 2021

Pater Paul Rotter SVD verstarb nach schwerer Krankheit in St. Wendel am 12. Juni 2021. Der Auferstehungsgottesdienst findet am 17.06.2021 um 14.30 Uhr in der Kirche des Missionshauses St. Wendel statt.

Pater Pedro Paul Rotter SVD

03.09.1939 – 12.06.2021


Paul Rotter kam am Tag, an dem der Zweite Weltkrieg begonnen wurde, am 3. September 1939, im oberschlesischen Ort Sauerwitz im ehemaligen Landkreis Leobschütz, als jüngstes von sechs Kindern der Eheleute Paul Rotter und Maria Rotter, geb. Frank, zur Welt. Paul war fünf Jahre alt, als die russische Armee die Deutschen nach Westen vertrieb. Auch für die Familie Rotter begann eine Odyssee, bis sie schließlich in Dielmissen in Niedersachsen eine neue Heimat fand. Hier ging Paul zur Volks- und Hauptschule. Er lernte sehr gut, aber die Eltern hatten nicht das Geld ihn auf ein Gymnasium zu schicken. Mit 14 Jahren fiel ihm ein Artikel von zwei Steyler Missionaren in die Hände, in dem sie schrieben, dass Jungen, die sich für den Missionsberuf interessieren, in Sankt Augustin eine Berufsausbildung erhalten und dann in die Ordensgemeinschaft eintreten könnten. Er meldete sich, wurde aufgenommen und begann 1954 als „Kandidat“ eine kaufmännische Ausbildung, die er 1957 mit der Kaufmannsgehilfenprüfung erfolgreich abschloss.


Bruder Petrus

Anschließend trat Paul in die Gesellschaft des Göttlichen Wortes ein, wurde am 08.09.1957 „eingekleidet“ und erhielt den Namen „Bruder Petrus“. Am 08.09.1959 legte er in Sankt Augustin die Erste Profess ab. Danach arbeitete er in verschiedenen Häusern der Provinz (St. Augustin, St. Arnold und Steyl). Da Bischof Johannes Wiesen SVD aus Paraguay den damaligen Generalsuperior Schütte während des Zweiten Vatikanischen Konzils bat, ihm einen Sekretär zu senden, bekam Bruder Petrus schon vor den Ewigen Gelübden die außerordentliche Missionsbestimmung für Encarnación/Paraguay zu Bischof Wiesen.

Am 20. Okt. 1963 reiste er von Sankt Augustin aus ab und kam am 27. November 1963 in Encarnación an.

Wie in seiner Missionsbestimmung stand, war Bruder Petrus zunächst Sekretär, Buchhalter, Fahrer und Faktotum von Bischof Wiesen. Bis 1964 blieb er beim Bischof, dann bekam er von seinem Provinzial Pater Firlus eine neue Aufgabe. Er wurde Präfekt für die „kleinen Seminaristen“ im Seminario Verbo Divino in Hohenau. Am 08.09.1965 legte er im Seminario in Hohenau die Ewige Profeß ab. Da Bruder Petrus in Deutschland bereits bei den Pfadfindern war, gründete er in Hohenau seine erste Gruppe in Paraguay. Es sollten noch viele Gruppen mit hunderten von Pfadfindern folgen.


Padre Pedro

Nach langem Überlegen und viel Gebet reifte in ihm der Entschluss Priester zu werden und er bat die Oberen um die nötige Erlaubnis. Nachdem ihm dies gewährt wurde, holte er im „Colegio San Blas“ in Obligado, einen Steinwurf vom Seminario entfernt, sein Abitur nach. Er begann an der katholischen Universität in Encarnación im Abendstudium Philosophie zu studieren. 1969 wurde er zum Provinzökonom ernannt und kurze Zeit später auch zum Direktor des „Colegio Beato Roque Gonzalez“. Vormittags war er im Colegio, am Nachmittag in der Provinzprokur und am Abend in der Universität.

Nach dem Abschluss des Philosophiestudiums wurde ihm erlaubt im Missionspriesterseminar in Sankt Augustin Theologie zu studieren. Am 15. Januar 1972 begann er sein Studium in Sankt Augustin. Am 23. Februar 1975 wurde er zusammen mit Heinz Schneider, Helmut Hilpert und Hermann Pieper (kein Steyler) von Bischof Johannes Bockwinkel SVD, dem Nachfolger von Bischof Wiesen, in der Kirche des Missionspriesterseminars geweiht. Bischof Bockwinkel hatte schon mit dem Provinzial in Paraguay geregelt, dass Pater Rotter als Verwalter der Prälatur Encarnación zu ihm bestimmt wurde. Da alle Leute in Paraguay ihn nur unter dem Namen Hermano (Bruder) Pedro kannten, nannten sie ihn nach seiner Priesterweihe "Padre Pedro" – dies blieb auch so bis zu seinem Tod.


Verwaltung und Seelsorge

Er wohnte mit Bischof Johannes zusammen, war vormittags noch im Unterricht im Colegio und am Nachmittag im Büro des Bischofs. 1980 wurde er zum Dekan der katholischen Universität von Encarnación ernannt, so dass er von da ab abends immer in der Universität war. Vom Bischof erbat er sich eine Seelsorgsstelle in einer der vielen Außenstationen. Jeden Freitag fuhr er nachmittags hinaus in die Außenstation, um mit den Gläubigen am Wochenende Gottesdienst zu feiern. Dies war ihm ein ganz großes Bedürfnis. Da die Universität in alten kleinen Räumlichkeiten untergebracht war, die schon lange viel zu klein waren, gelang es Padre Pedro mit Hilfe des Entwicklungsministeriums von Paraguay und dem deutschen Hilfswerk Misereor, das ihm 1.000.000,- DM genehmigte, ein neues Universitätsgebäude zu errichten.

1983 wurde er erneut zum Provinzökonomen ernannt. 1986 bat ihn die Norddeutsche Provinz nach Deutschland zurückzukehren, um die Stelle des Verantwortlichen für die Außendienstmitarbeiter der Steyler Zeitschriften zu übernehmen. Pater Rotter kam dem Ersuchen nach und war von 1987 bis 1990 in dieser Position.

Anfang 1991 kehrte er nach Paraguay zurück und die Oberen schickten ihn als Pfarrer in den Norden Paraguays nach Ypehú, eine Pfarrei mit mehreren Außenstationen direkt an der brasilianischen Grenze. In Ypehú gab es keine befestigten Straßen, keine Elektrizität und kein fließendes Wasser, aber Pedro Rotter fühlte sich auch dort mit seinen Leuten sehr wohl. 1993 wurde Fernando Lugo, der spätere Bischof und Präsident der Republik Paraguay, zum neuen Provinzial ernannt. Er bestand darauf, dass P. Rotter wieder Provinzökonom werden sollte. So wechselte er nach Asunción in das Zentralhaus, dessen Rektor er auch wurde. Auch hier erbat er sich eine Kapelle, wo er seelsorgerisch tätig sein und am Wochenende Gottesdienst mit den Gläubigen feiern konnte.


Bella Vista – schöne Aussichten

1999 bat Pater Rotter den neuen Provinzial Pater Haurón um eine Stelle als Pfarrer in einer Pfarrei. Dieser ernannte ihn zum Pfarrer der „vereinigten Kolonien“ im Süden in Itapúa mit Sitz in Hohenau. Gleichzeitig wurde er auch Administrator des „Colegio San Blas“ in Obligado mit allen Ländereien und Viehbeständen. 2001 bat ihn der Provinzial die Direktion des großen Gymnasiums „Colegio San Blas“ zu übernehmen. Hier blieb Pedro bis zum Jahre 2008. Danach bat er darum als Pfarrer in die Gemeinde Bella Vista, eine der drei großen Kolonien gehen zu dürfen, was ihm auch gewährt wurde. Auch hier arbeitete er unermüdlich für die Menschen, zusammen mit seinem guten Freund Bernardo Gerstenkorn, dem evangelischen Pfarrer. Er blieb sechs Jahre in Bella Vista und zog danach wieder in das Pfarrhaus in Hohenau, wo Pater Manfredo Wilhelm Pfarrer war. Hier half er so gut er konnte.

Immer wieder zeigten sich gesundheitliche Probleme und öfters musste er ins Hospital eingeliefert werden. So entschloss er sich nach einer schwere Erkrankung 2017 in das Zentralhaus in Mboi Caé in Encarnación umzuziehen. 2019 reiste er in Begleitung seines langjährigen Freundes Jaime Beczko noch einmal nach Deutschland, um seinen 80. Geburtstag und sein 60jähriges Professjubiläum zu feiern. Nach den Feierlichkeiten zeigten sich erneut gesundheitliche Probleme.


In St. Wendel

Er besuchte das Missionshaus St. Wendel, in dem sich auch das Wendelinusheim, das Seniorenheim der Deutschen Provinz, befindet. Hier ließen die Mitbrüder ihn von den Ärzten untersuchen und es wurde festgestellt, dass er an einem Prostatakarzinom litt, welches schon viele Metastasen in seinem Körper gebildet hatte. Die Mitbrüder und die Ärzte rieten ihm an nicht nach Paraguay zurückzukehren, sondern in St. Wendel zu bleiben, wo man sich adäquat um ihn kümmern konnte. Und so entschloss er sich in Deutschland zu bleiben.

Die Ärzte gaben ihm eigentlich nur noch drei bis vier Monate zu leben, doch Pedro erholte sich erstaunlicher Weise so gut, so dass er am täglichen Leben der Gemeinschaft teilnehmen konnte. Er lebte sich sehr schnell ein und bedankte sich ständig bei allen, die ihm in irgendeiner Weise behilflich waren. Er war immer am Lächeln, immer ausgeglichen und nie unzufrieden.

Mit den neuen Kommunikationsmitteln stand er stets in Kontakt mit seinen Lieben in Paraguay und anderswo. In den letzten zwei Wochen verschlimmerte sich auf einmal sein Gesundheitszustand so sehr, dass er nicht mehr aus dem Bett aufstehen konnte. Am Samstagabend um 22.00 Uhr hat Gott, der Herr, ihn nun zu sich gerufen.

Wir danken Gott für diesen guten Menschen, Ordensmann und Priester, der die Güte in Person war. Immer war es ihm ein Bedürfnis, dass es den Menschen besser gehen sollte, dass sie die Möglichkeit einer Ausbildung erhalten und dass sie Jesus unseren Herrn kennenlernen konnten. Er kann nun ausruhen von seiner Arbeit, aber er wird uns sehr fehlen. Der HERR selbst vergelte ihm all das Gute, das er unzähligen Menschen getan hat.


Da die 7-Tage-Inzidenz im Landkreis St. Wendel bei 10 liegt, kann der Auferstehungsgottesdienst für Padre Pedro am kommenden Donnerstag, 17.06.2021, um 14.30 Uhr in der Kirche des Missionshauses St. Wendel gefeiert werden. Anschließend findet die Beerdigung auf dem Klosterfriedhof statt.

Alle Auswärtigen, die am Gottesdienst und der Beerdigung teilnehmen möchten, sollen sich bitte anmelden unter der Tel.-Nr. 06851 - 805-0 (von 8.00 – 16.00 Uhr).

Für die Teilnehmer gilt folgende Regelung:

Alle Teilnehmer müssen einen Mund- Nasenschutz tragen.
Personen mit vollem Impfstatus benötigen keinen Schnelltest.
Personen ohne vollen Impfstatus benötigen einen Testnachweis, der nicht älter als 24 Stunden ist, oder müssen im Haus vor dem Gottesdienst getestet werden.
Der Zugang zur Kirche findet über die Pforte statt. Dort werden alle Teilnehmer registriert.


St. Wendel, 14. Juni 2021
Br. Stefan Theobald SVD


Die Vita.

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