Anregend für die Pastoral

Deutschland

10. Dez 2021

Pater Karl Jansen SVD steht vielen Seelsorgerinnen und Seelsorgern mit der ANREGUNG zur Seite. In einem Gespräch erzählt er, was es für ihn bedeutet, die liturgischen Bausteine zu gestalten.

DIE ANREGUNG auf der Homepage der Steyler Missionare leistet schon seit vielen Jahren einen seelsorgerischen Dienst in der Pastoral von heute. Pater Karl Jansen SVD gibt sich viel Mühe, mit kreativen Ideen den Mitarbeiter/-innen und Seelsorger/-innen zur Seite zu stehen. Was es ihm bedeutet, verrät er uns in diesem Gespräch.

Pater Karl Jansen SVD
Die Anregung

Lieber Karl, oder soll ich dich “Padre Carlos” nennen, wie die Menschen in Lateinamerika, wo du als Missionar tätig warst? Welche liebe Erinnerung ist dir aus dieser Zeit geblieben?
Ja, du hast es schon angedeutet: sehr viel Zeit ist seitdem vergangen. Erinnerungen: da gibt es so viele. Einmal die Menschen, die mit dem Herzen in Händen auf dich zukommen und die Sorgen und Nöte mit dir teilen. Dann verschiedene Seelsorgeeinsätze weit außerhalb von Córdoba auf dem Land, die Freundschaft mit Lalo, einem Gaucho, bei dem ich oft zu Gast sein durfte, der Besuch bei einer älteren Dame, die selbst unter einem Erdhügel schlief und mich in ihr Häuschen einlud (ca. 4m²) und in dem sie all ihr Hab und Gut aufbewahrte (wir würden es Rumpelkammer nennen, aber für sie war es das Beste, was sie dem Padre anbieten konnte!), die Gastfreundschaft und die Einladung zum Mittagessen einer Mutter mit ihren beiden Töchtern (schnell war eine kleine Ziege ausgesucht, geschlachtet und auf offenem Feuer gegrillt, dazu Brot und etwas Gemüse; das alles innerhalb von 2, 2 ½ Stunden unter freiem Himmel); die Erfahrungen zu Pferd…

Du bist eine rheinische Frohnatur, das merkt man sofort, wenn man dir begegnet. Was ist dir wichtig im Leben?
Die Lebensfreude, die mir geschenkt wurde, mit anderen zu teilen, an andere weiterzugeben. Sie ist mir Quelle, die in schwierigen Situationen hilft, auch anderen ein wenig Hoffnung zu geben. Wie auch durch den Humor von Heinz Erhard, in seinem Gedicht Anhänglichkeit:

Das Kind häng an der Mutter,
der Bauer an dem Land,
der Protestant an Luther,
das Ölbild an der Wand.
Der Weinberg hängt voll Reben,
der Hund an Herrchens Blick,
Der eine hängt am Leben,
der andere am Strick …
(Pater Karl lacht.)

Du bist seit vielen Jahren verantwortlich für DIE ANREGUNG, die ein pastorales, liturgisches Angebot der Steyler ist. Wie bist du dazu gekommen? Wie lange gibt es das Angebot schon, wie verstehst du selber DIE ANREGUNG und was möchtest du damit vermitteln?
Mit dem 61. Jahrgang (2010) sollte DIE ANREGUNG als Druckversion auslaufen, da sich keiner fand, sie fortzuführen. Das Angebot reichte von Kommentaren zu monatlichen Gebetsmeinungen des Papstes über das Predigt- und Liturgieangebot, Artikel zu Theologie und Seelsorge, Monats- Bildmeditationen, Blick in die Weltkirche, Nachrichten und Buchrezensionen, also ein reichgefächertes Angebot. Unverkennbar hatte die Druckfassung immer die „Steyler Färbung“, bibelorientiert und für Neues – vor allem in der Weltkirche - offen. Ab 2011 sollte eine Predigt- und Liturgie-reduzierte Version ins Netz gestellt werden. Da mir die Liturgie immer Freude bereitet hat, war es nur ein kleiner Schritt zu dieser neuen Aufgabe innerhalb der Ordensgemeinschaft. DIE ANREGUNG umfasst heute zum einen natürlich ein Predigtangebot samt Liturgischen Bausteinen; zeitweise „Wortgottesdienste für daheim“; Bußgottesdienste für Advent und Fastenzeit; Hintergrundinformationen bzw. Artikel, die bei der Vorbereitung von Predigten hilfreich sein können (sie stammen meist aus „Welt und Umwelt der Bibel“ [WUB] des Kath. Bibelwerkes, Stuttgart); exegetische Kommentare zu Schriften des Alten - und Neuen Testaments, sofern sie in der Liturgie zum Verlesen kommen; Tagesmeditationen, sogenannte „Gedankenwecker“ von P. Rupp SJ; sowie Kommentare zu den Gebetsmeinungen des Papstes. Ziel ist es, den häufig überlasteten Seelsorgern Material an die Hand zu geben, das hilft, ihre Arbeit im liturgischen Bereich zu erleichtern.

Was ist dir wichtig in der Pastoral, vielleicht auch am Ordensleben?
Mein Traum von einem Missionar ist, gemeinsam mit anderen Gläubigen „auf Augenhöhe“ meinen Glauben leben und weitergeben zu können. Obwohl man als Geistlicher ungewollt auch heute noch in eine gewisse Rolle gedrängt wird, spielt es eine zentrale Rolle, wie ich den Menschen begegne und mich auf sie einlasse. Bei einem Einsatz in der Provinz Córdoba kam es soweit, dass einige Katecheten mir die Hosenbeine am Schlafanzug zugenäht haben. Was ich damit sagen möchte: es gab keine Berührungsängste, man begegnete sich auf Augenhöhe. – Oft war es ja so, dass der „Padre“ nur einmal im Monat in der Kapelle eine heilige Messe feiern kam, sich kurz mit den Katecheten besprochen hat und wieder im Pfarrsitz verschwand. Daher war er immer etwas Besonderes. Ich hätte viel lieber mit diesen Menschen das Leben – Freud und Leid – vor Ort geteilt, gemeinsam mit ihnen gearbeitet, und wenn es zu Glaubensgesprächen gekommen wäre, da zu sein und gegebenenfalls Eucharistie mit ihnen feiern zu können. Ein Vorbild hierfür sind die Arbeiterpriester in Frankreich.

Was wünschst du dir für die Zukunft?
In den letzten Jahren haben viele Mitbrüder aus Altersgründen die Mitarbeit bei DIE ANREGUNG eingestellt und/oder sind verstorben. So bin ich immer auf der Suche nach neuen Mitarbeitern, vor allem jungen Mitbrüdern, die bereit sind, Predigtbeiträge zu schreiben, damit dieses Projekt bzw. diese Dienstleistung für viele Seelsorger „an der Front“, weitergeführt und Steyler Spiritualität, unsere Offenheit Verbreitung finden kann.

Redaktion "Steyler aktuell"

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