Deutschland
28. Dez 2021
Musik war schon immer sein treuer Begleiter, erzählt Pater Eckhard Jaschinski SVD. Er verrät uns auch, welche Musikinstrumente er am liebsten spielt.
Vor einigen Wochen kam mir die Idee, einmal zusammenzutragen, was die verschiedenen Tasteninstrumente, mit denen ich im Laufe meines Lebens zu tun hatte, mir bedeutet haben. Da half mir mein Erinnerungsvermögen nur bedingt, zum Glück hatte ich einige ältere Fotos, am meisten aber meine Tagebuchaufzeichnungen, die dem Thema Musik immer breiten Raum gegeben haben. Es sind dann 37 Seiten DIN-A5 zusammengekommen, angefangen mit dem Klavierunterricht als 12-Jähriger im Missionshaus St. Michael, Steyl, bis heute, als 69-Jähriger. Es war – im Nachhinein betrachtet – ein langer Weg auf der eher unbewussten Suche nach dem idealen Instrument. Seit 2013 meine ich dieses Instrument auch gefunden zu haben, nämlich das große Klavichord der Firma Zuckermann, im Selbstbau gefertigt. Ich möchte es gegen kein anderes tauschen.
Diesem Instrument gingen zwei Klavichorde voraus, ebenfalls selbstgebaut: 1977 ein Klavichord der Firma Heugel; 2002 ein kleines Klavichord, auch von Zuckermann. Das Heugel-Klavichord habe ich überall dorthin mitgenommen, wo ich eine Woche und länger zugebracht habe, sogar in die USA, wo ich von Oktober 1991 bis Juni 1994 gelebt habe. Auf diesem Instrument lässt sich alles bis etwa 1750 spielen, also Kompositionen von Johann Sebastian Bach und den Meistern vor ihm. Zum kleinen Zuckermann-Klavichord passt eher die Literatur bis 1700, während mit dem großen Klavichord alle Stücke bis etwa 1800 spielbar sind, also Bach-Söhne, Haydn, Mozart und früher Beethoven.
Im Vergleich mit allen Tasteninstrumenten ist das Klavichord mein Herzensinstrument. Aber auch andere Instrumente, denen ich begegnet war, wusste ich zu schätzen. Aus der Reihe der „historischen“ Instrumente sind vor allem zwei Cembali zu nennen: ein zweimanualiges französisches Cembalo, ebenfalls als Bausatz von Heugel. P. Otto Schnur hatte es 1978 für das Gymnasium in St. Arnold erworben. Nach seinem tödlichen Autounfall (31.8.1978) konnte ich daran weiterbauen und das fertige Instrument bis 1990 auch leihweise hier in St. Augustin spielen. 2003 wurde mir über Carsten Gross in Basel ein zweimanualiges Neupert-Cembalo als Geschenk aus einem Nachlass angeboten. Ich habe zugegriffen und einige nötige Reparaturen durchführen können. Klanglich aber war das Heugel-Cembalo klar besser. Freund Carsten besitzt übrigens ein gut klingendes Sassmann-Spinett, dass ich bei meinen zahlreichen Besuchen in Basel immer gern gespielt habe.
Von den Klavieren, mit denen ich zu tun hatte, ist der Bechstein-Flügel hervorzuheben, der an verschiedenen Plätzen hier im Haus Sankt Augustin stand und 1990 von der Firma Busch generalüberholt wurde. Vor meiner USA-Zeit habe ich darauf einige Mozart-Sonaten einstudiert. 2002 wurde der Flügel an einen Hobbypianisten und Arzt der Sankt Augustiner Kinderklinik verkauft. Den Sauter-Flügel, der jetzt in der Aula steht, hatte P. Alfonso Fausone für das Museum „Haus Völker und Kulturen“ angeschafft. Das klangstarke Instrument kam auch schon mehrfach zum Einsatz durch auswärtige Pianisten und Pianistinnen. Ich habe mich auf das Stimmen des Instruments beschränkt.
Last but not least ist die Orgel als Tasteninstrument zu nennen. Nach dem Abitur erhielt ich für ein halbes Jahr ersten Orgelunterricht bei Hermann-Josef Winterhoff in meiner Heimatgemeinde St. Michael in Leverkusen-Opladen. Leider starb er am 28.12.1971 mit 25 Jahren an Krebs. Ich fand dann zwei weitere Orgellehrer, Herrn Melchers 1973 in Opladen, Herrn Precker 1976 in St. Augustin, bis ich 1977 meinte, allein weiterzukommen. Die Klais-Orgel in der Seminarkirche ist sicherlich das Prunkstück. 1960 gebaut, wurde die Orgel 2012/13 von der Firma Seifert generalüberholt und Ende 2020 mit einer neuen Elektronik ausgestattet. Die kleine Mayer-Orgel in der Krypta, 1994 aufgestellt, ist für den Raum dort ein gut passendes Instrument. Auch mit elektronischen Orgeln habe ich mich schön früh eingehend befasst: ab 1971 eine einmanualige Heimorgel im Selbstbau der Firma Dr. Böhm und 1978 eine zweimanualige Orgel für die Krypta, ebenfalls Dr. Böhm-Selbstbau. Eine klanglich viel bessere Elektronenorgel hatte ich in der Notre Dame Church in St. Martinville, Louisiana, zur Verfügung. Es war eine Digital-Computer-Orgel der Firma Allen, angeschafft ein paar Monate nach den Verwüstungen in der Kirche durch Hurricane Andrew im August 1992.
Um mir ein Ziel zu setzen, wenn ich neue Klavierstücke einstudierte, habe ich seit 2000 mit dem CD-Recorder und einfacher Mikrofon-Technik Aufnahmen gemacht. Mit dem großen Klavichord sind es in den knapp 9 Jahren rund 100 CDs geworden, wobei das gesamte Klavierwerk von J. S. Bach mit 42 CDs den Hauptteil bildet. Das Klavichord ist nicht nur ein intimes, klangschönes Instrument, es erzieht auch zu genauem Spiel. Was ich mir auf diesem Instrument erarbeitet habe, kann ich meist auch auf der Orgel spielen, teilweise zudem im Gottesdienst.