Ein Umschlagplatz für Missionswissenschaft

Deutschland

10. Nov 2021

Das Steyler Missionswissenschaftliche Institut leistet einen wichtigen Beitrag vor allem in Aktualisierung des Missionsverständnisses der Steyler Missionare in der heutigen Zeit.

Am Rand
Vor 60 Jahren wurde das Steyler Missionswissenschaftliche Institut gegründet, als der erste Band der Studia-Reihe erschien. Unter Generalsuperior Schütte schlug sich das wachsende Bedürfnis nach Reflexion und Verständnis der veränderten Situation vor dem Konzil in der Herausgabe der Zeitschrift Verbum SVD, der Studia-Reihe und der Steyler Missionschronik nieder. Das Steyler Missionswissenschaftliche Institut – das ist übrigens unser richtiger Name – wurde als „internationales Institut der Steyler“ gegründet, mit Mitarbeitern weltweit und dem Sitz in St. Augustin, als „Koordinationsstelle aller Missiologen der Gesellschaft“, mit Fachbibliothek und Publikationen. Das schrieb Karl Müller zum 25-Jahr-Jubiläum (im Verbum SVD 28.4 [1987] 378).

Manches davon hat sich nicht geändert: Wir geben immer noch das Verbum SVD heraus (jetzt Jahrgang 62), veröffentlichen Studien (bis jetzt 119 Bände) und gerade ist die Steyler Missionschronik 2021 aus der Druckerei gekommen (siehe unsere Homepage: www.missionswissenschaft.eu). Wir betreuen und aktualisieren unsere Bibliothek: ich bewundere immer wieder die früheren Kollegen, denn wenn man ein Buch sucht aus den 20er, 50er, 90er Jahren – es ist da! Zweifellos eine große Herausforderung, es so gut zu machen wie sie alle, gerade auch, wenn manche allenthalben glauben, dass sowieso alles digital wird und man Bücher nicht mehr einstellen braucht.

Publikationen

Teamarbeit
Unsere Arbeit kann man natürlich nur im Team leisten. Zum Institut gehören gut 20 Steyler aus vielen Ländern. Hier in St. Augustin sind einige Mitglieder des Instituts vor allem im Unterricht an der Hochschule engagiert, zu Zeiten der PTH klar als Zusammenarbeit des Instituts mit der Fakultät, jetzt mit der KHKT nicht mehr institutionell qua Institut: J. Skrabania, M. Üffing und P. Ulin Agan sind Professoren in Köln.

Für die Arbeit des Instituts stehen Simon Boiser und ich vollzeitlich zur Verfügung. Gelegentlich treffen wir uns mit dem erweiterten Team, zu dem Jerzy Skrabania, Darius Piwowarczyk und Stanislaw Grodz gehören und sich kreativ einbringen. Urgestein Eugen Nunnenmacher fühlt sich immer noch wohl im Institut und trägt seine Erfahrungen bei, auch wenn er sich nicht mehr aktiv in die Publikationsarbeit einschaltet.

Aber die wirklichen Säulen, die über Jahrzehnte das Institut getragen haben, sind Frau M. Ludwig, die nach über 40 Jahren Mitarbeit demnächst in Rente geht, und Frau A. Striegel, die sich nach wie vor um Korrekturen der Texte kümmert und ebenfalls über 40 Jahre mit uns arbeitet. Das sind Schätze an Erfahrung und Engagement, von denen jede Institution nur träumen kann!

Netzwerke
Wie die Amazoniensynode vor allem im Zusammenhang mit Ökologie und Glauben unterstrichen hat, hängt alles zusammen und es ist wichtig, diese Vernetzungen zu beachten und zu pflegen. Für das Steyler Missionswissenschaftliche Institut ging es immer schon um solche Zusammenhänge und -arbeit. Über lange Jahrzehnte war das Institut durchaus auch eine Drehscheibe für Missiologie (auch ökumenisch) in Deutschland und weltweit. Vor allem „Karlchen“ Müller und Rzepkowski machten sich dafür verdient. So wurde die Zeitschrift der internationalen ökumenischen Missiologievereinigung (IAMS) lange von Rzepkowski herausgegeben (und gleich noch in Steyl gedruckt).

In dieser Tradition waren wir 2019 Gastgeber der IAMS-Europa Konferenz, ein Arbeitsgebiet, das mit allerhand Treffen und Besprechungen weitergeht. Mit der DOK (Ordensoberenkonferenz) führen wir alle Sommer eine Studientagung für MissionarInnen auf Heimaturlaub durch. Wir halten auch den Kontakt mit der französischen Missiologiezeitschrift Spiritus, an der die Steyler beteiligt sind. In normalen Zeiten gibt es immer wieder Treffen, Konferenzen, Versammlungen, wie unlängst in Berlin, als die „Deutsche Gesellschaft für Missionswissenschaft“ über Missionswerke und -institute während des Nationalsozialismus tagte.

Treffen mit dem „Institut für Weltkirche und Mission“.

Auf Ausblick
Bei einem theologischen Symposium wurde vor kurzem von der Aufgabe der Theologie gesprochen und dabei auf die Berufung Ezechiels zurückgegriffen: Gott gibt Ezechiel „dem Haus Israel als Wächter“ (Ez 3,17). Oft werden Theologie und Lehramt in dieser Aufgabe gesehen: Das Bewahren und Festhalten der guten Lehre, und das hat ja oft eine wichtige Funktion, auch wenn die Wächter manchmal nur mehr das leere Grab streng bewachen. Im Zusammenhang der gesamten Theologie hat die Missionswissenschaft eine andere Aufgabe: Es ist der Blick nach außen, auf den umgebenden Horizont und Neuigkeiten. Beim erwähnten Symposium wurde denn auch argumentiert, dass das Wort „Wächter“ bei Ezechiel eher als „Späher“ gemeint ist; so übersetzt M. Buber. Wir sollen also nach außen schauen, uns mit den Entwicklungen der Gesellschaft weltweit, mit lokalen Theologien und Religionen beschäftigen. Herausforderungen gibt es auf diesem Gebiet in großer Zahl, im Steyler Missionswissenschaftlichen Institut versuchen wir, unserem Späherdienst aufmerksam nachzukommen und die Bewohner der Stadt Gottes innerhalb der sicheren Mauern auf spannende Neuigkeiten aufmerksam zu machen, vor allem durch unsere Veröffentlichungen.

Text: Pater Christian Tauchner SVD

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