Steyler Missionar wird Bischof in Brasilien

14. Dez 2020

Papst Franziskus setzt ein Zeichen

Die Meldung kam überraschend und löste Freude aus: Papst Franziskus hat den aus Bonn stammenden Steyler Pater Norbert Hans Christoph Foerster SVD (60) zum Bischof der Diözese Ji-Paraná in Brasilien ernannt.

Förster

Pater Joachim Piepke SVD erinnert sich, bereits 1981 mit Norbert Förster, der damals Theologiestudent in Trier war, intensiv über die politische, soziale und kirchliche Situation in Brasilien gesprochen zu haben. „Norbert war begeistert von dieser Kirche im Aufbruch, von den Basisgemeinden und dem offenen, brüderlichen Verhältnis von Bischöfen, Klerus und Laien. Diese Kirche wurde in Deutschland noch mit Zurückhaltung und großer Skepsis betrachtet“.

Sie begegneten sich wieder, als Norbert Foerster ins Noviziat der SVD eintrat und an der Philosophisch-Theologischen Hochschule SVD in Sankt Augustin studierte. „Er war ein sehr engagierter Student und stellte kritische Fragen. Im Laufe der Studienzeit vertiefte sich sein Glaubensbewusstsein von einem am Katechismus orientierten Glauben in ein selbstbewusstes und sich selbst kritisch Rechenschaft gebendes Christsein. Das kam damals nicht bei allen gut an“, erzählt Pater Piepke.

Nach Beendigung des Studiums 1987 zog es Norbert Foerster in die brasilianische Zentralprovinz von São Paulo, wo er Portugiesisch lernte und sich mit der Kultur des Landes vertraut machte. 1989 legte er dort die ewigen Gelübde ab und wurde zum Priester geweiht. „Norbert merkte, dass er ohne gründliche Kenntnis der Lebensbedingungen und der Mentalität des Volkes im pastoralen Leerlauf enden würde.“ Er absolvierte sein Promotionsstudium der Religionswissenschaft an der Methodistischen Universität von São Paulo und legte 2010 seine Dissertation zur „Christlichen Kongregation“ in Brasilien in einem sozialen Brennpunkt in den Vorstädten São Paulos ab. Es folgte eine Lehrtätigkeit an der Ordensfakultät ITESP mit Schwerpunkt urbane Pastoral und die Mitarbeit am ethnologischen Institut „Anthropos do Brasil“.

2012 zog es ihn ins Amazonasgebiet, wo er in der Diözese Humaitá missionarisch tätig war und Generalvikar wurde. Von 2016 an war er in der Flusspastoral am Rio Madeira, einem Nebenfluss des Amazonas, tätig und betreute 70 Gemeinden längs des Flusses. 2019 holte die Provinz ihn nach São Paulo zurück und wählte ihn in den Provinzrat.

Gottesdienst

Mit seiner Ernennung zum Bischof endet nun Norbert Foersters Zeit in der brasilianischen Provinz des Ordens. Er wird der Diözese Ji-Paraná vorstehen, die fast so groß ist, wie Österreich. Eine große Herausforderung ist die sozial-politische Situation der Region. Goldsucher und Großgrundbesitzer beuten die Bodenschätze aus, der Urwald wird zerstört, um Agrarflächen zu gewinnen, die Umweltverschmutzung macht den 1,2 Millionen Ureinwohnern zu schaffen, deren Rechte mit Füßen getreten werden und die aus ihrem Lebensraum verdrängt werden. Die Regierung Bolsonaro hat diese haltlose Entwicklung weiter gefördert. Killerkommandos räumen indianische Aktivisten und Priester, die sich für die Rechte der Bevölkerung einsetzen, gnadenlos aus dem Weg.

Pater Piepke, der selbst ein versierter Brasilienkenner ist, ist dennoch zuversichtlich: „Es ist ein Zeichen der Zeit, dass Papst Franziskus Männer zu Bischöfen ernennt, die die prekäre Situation in ihren Diözesen kennen, mit den von der Gewalt Betroffenen gelebt haben und die kapitalistische Gewaltökonomie in Frage stellen. Unter den vorangegangenen Pontifikaten hätte man sie als Kommunisten abgestempelt, heute vertreten sie offiziell eine Kirche, die sich für den Schutz der Ökologie und der mit ihr verwachsenen Menschen einsetzt. Norbert Foerster vertritt eine neue Kirche, die sich nicht scheut, die Mächtigen prophetisch anzuklagen und die Armen zu beschützen.“

Förster

Möge Gott ihm, der jetzt Dom Norberto genannt werden wird, Kraft und Mut zum Glaubenszeugnis geben.

Pater Joachim Piepke SVD im Gespräch mit Renate Breuer
Fotos: Aus dem Film „MISSÃO RIBEIRINHA EM HUMAITÁ“
Kamera: Lukas Herkt SVD, Tomasz Gwiazda SVD, Cireneu Kuhn SVD

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