Nähe in Zeiten der Distanz

Am Palmsonntag gingen wir mit unserer Jetzt-Gemeinschaft erstmals auf Sendung. Wir hatten einen Verwandten und ein paar Freunde eingeladen, sich mit uns über Zoom-Meeting zu verbinden. Das Notebook stellten wir in der Ecke unserer Wohnung auf, so dass die Kamera auf den Wohnzimmertisch gerichtet war, der in diesem Fall als Altar fungierte.

Unsere Gemeinschaft saß im Halbkreis und feierte Eucharistie, natürlich mit Palmsegnung, aber ohne Prozession. Bei jeder Gelegenheit wurden es mehr Mitfeiernde, die wir auch aktiv mit einbezogen. So trug beim Abendmahlgottesdienst am Gründonnerstag eine Teilnehmerin über Zoom die Lesung vor, und in der Lichtfeier, die Schwester Francesca in der Osternacht gestaltet hatte, stellten wir das Bild auf unserem Fernseher ganz groß, denn eine Teilnehmerin hatte bei sich im Garten ein schönes Osterfeuer angezündet, was uns mit unserer begrenzten Wohnung ja gar nicht möglich war. Mit der Zeit haben wir auch herausgefunden, dass es gut ist, beim gemeinsamen Singen aus dem Gotteslob die Mikrofone der Teilnehmer stummzuschalten, weil es sonst verzögerte Echos gibt, die aus dem Rhythmus bringen. Nun ist es schon zu einer Gewohnheit geworden, dass wir jeden Sonntag eine wachsende Gemeinde zum Gottesdienst um 10.30 Uhr einladen, die bei uns im Wohnzimmer mitfeiert. Die Eingeladenen sind sehr dankbar, dass sie auf diese Weise Anschluss haben an eine Messfeier mit persönlicherem Bezug als sonst bei Fernsehgottesdiensten.

Ich empfinde es als eine wunderbare Möglichkeit, sich auf diese Weise verbinden zu können. Und dennoch freue ich mich wieder auf das wirkliche Miteinander, denn die Atmosphäre, die in der gemeinsamen Feier in einem Raum wächst, kann das Internet nur begrenzt herstellen und erfahrbar machen. Als Cursillo-Seelsorger habe ich, sobald klar wurde, dass die üblichen Versammlungen ausfallen mussten, damit angefangen, Botschaften zu sprechen und als Audio-Aufnahme auf die Homepage (cursillo-muenchen.de) zu stellen. Von unserem Sekretariat werden sie zusätzlich per Mail an die Cursillistas verschickt. Inzwischen hat sich auch der Bibliodramakreis in Hennef dafür abonniert. Für den 3. Ostersonntag habe ich nun die siebte Aufnahme gesprochen. Ich spreche die Cursillistas und die Freunde im Bibliodramakreis persönlich an, versuche die aktuelle Lage aufzugreifen und zu verbinden mit der biblischen Botschaft des entsprechenden Sonntags. Ich habe schon viele Rückmeldungen bekommen, in denen die Empfänger mir danken, dass sie meine Stimme hören und dass die Botschaften für sie Ermutigung sind in schwierigen Zeiten.

Text und Fotos: Pater Thomas Heck SVD